Kapitel 18

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Sofort eilten die Ärzte und Pfleger zu Leonie. Sie nahmen Leonie die Schere weg. Dies bekam Leonie schon nur noch am Rande mit. "...lasst mich gehen...", murmelte Leonie mit letzter Kraft, ehe sie die Augen schloss und dem Licht im Tunnel folgte. Sie ließ los. Leonie wollte die Schmerzen loswerden. All die Schmerzen, die ihr in den letzen Jahren zugefügt wurden. Es würde niemals aufhören. Nie wieder würde sie glücklich werden. Also musste sie diese Welt verlassen. Sie wäre wieder bei ihrer Familie. Doch statt bei ihrer Familie, fand sie sich an einem ungewöhnlichen Ort wieder. Wo war sie? Leonie schaute sich um. Ein helles Licht blendete sie. Sofort kniff sie die Augen zusammen. Aus dem Licht traten zwei Personen heraus. Ihr Herz machte einen Freudenhüpfer, als sie Mailin und James erblickte. "Mailin! James!", freute die junge Frau sich. Die Geschwister schwiegen. Leonie lief zu ihnen. "Ich habe euch so vermisst.", sagte Leonie leise und bekam feuchte Augen. "Wir waren nie fort.", erwiderte Mailin. Leonie sah ihre Schwester fragend an. "Wir haben gesehen, was McAllen dir angetan hat.", sagte die Ravenclaw leise. Leonie senkte den Blick und schwieg. Sie fing an zu zittern. "Du darfst dich Seinetwegen nicht aufgeben. Denk an deine Kinder.", meldete James sich zu Wort. "Was sollen sie mit einer Mutter wie mir?", fragte Leonie verbittert. "Leonie, bitte. Du hast noch dein ganzes Leben vor dir. Deine Kinder haben schon ihren Vater verloren. Sie dürfen nicht auch noch ihre Mutter verlieren.", versuchte James seine Zwillingsschwester wach zu rütteln. "Mein Leben endete sehr früh. Und das, obwohl ich das Leben so sehr geliebt habe. Ich bin froh, dass ich zur Familie Potter gehöre.", sagte Mailin und griff nach Leonies Hand. "Aber es macht mich traurig, wenn ich sehe, wie du dein Leben aufgibst.", fügte sie leise hinzu. Zögerlich schaute Leonie zu ihnen. "Ich durfte mein Leben nicht weiter leben. James durfte sein Leben nicht weiter leben. Aber du darfst dein Leben weiter leben. Also tue es. Wenn nicht für dich, dann für deine Kinder und für uns.", meinte Mailin und schaute Leonie direkt in die Augen. Diese weinte stumm. "Ich kann nicht mehr... Ich habe keine Kraft mehr...", wimmerte die Gryffindor. "Du bist eine Löwin. Und wenn jemand die Kraft zum wieder aufstehen hat, dann ist es meine große Schwester. Darum habe ich dich schon immer beneidet. Deinen Mut hätte ich gerne gehabt.", gab Mailin zurück. "Geh zurück. Zurück zu deinen Kindern. Zurück zu deinen Freunden. Kämpf dich zurück ins Leben und Bau es dir neu auf. Für dich, deine Kinder und uns." bat Mailin ihre große Schwester. Diese schniefte leise, nickte aber schließlich zögerlich. "Wir werden immer bei dir sein. Zusammen mit den Anderen.", sagte Mailin leise. Dann legte sie eine Hand auf Leonies Herz. "Genau hier drin! Bis zum Schluss!", versprach die Ravenclaw es der Gryffindor. "Ich habe dich so unendlich lieb.", sagte Leonie leise und fiel Mailin weinend um den Hals. "Ich habe dich auch lieb, große Schwester.", erwiderte Mailin und bekam nun auch feuchte Augen. Als die Umarmung sich löste, fiel Leonie ihrem Bruder um den Hals. "Wenn du Harry irgendwann siehst, dann sag ihm, dass seine Mum und sein Dad immer bei ihm sein werden.", murmelte James in ihr Haar. Leonie weinte leise an James' Schulter. "Ich habe dich lieb, Pfötchen.", sagte James leise, löste die Umarmung und gab Leonie einen Kuss auf die Stirn. "Ich werde immer bei dir sein. Das verspreche ich dir.", sagte er und lächelte sie mit seinem typischen Lächeln an. Leonie nickte tapfer und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Mailin und James lächelten Leonie an, traten dann zurück und verschwanden wieder im Licht. Leonie schaute noch eine Weile an die Stelle, an welcher Mailin und James im Licht verschwunden waren. Dann zog sie etwas zurück ins Leben. Leonie wehrte sich.

Die Ärzte taten was sie konnten, um Leonie zurück ins Leben zu holen. Als Leonies Herz wieder schlug und sie wieder atmete, waren die Ärzte sehr erleichtert. Sie versorgten Leonie mit allem Nötigen und fixierten sie dann an ihr Bett. "Meinen Sie wirklich, dass das nötig ist?", fragte eine Pflegerin unsicher. "Leider ja.", antwortete der Oberarzt, welcher Leonies Blut an sich kleben hatte. "Sie hat einmal versucht sich umzubringen. Und niemand kann uns garantieren, dass sie es nicht wieder versuchen wird. Also fixieren wir sie erstmal, um sie vor sich selbst zu schützen.", erklärte er der Pflegerin. Es gefiel ihm selbst nicht. Zu dieser Maßnahme griff er äußerst ungerne. Doch Leonie ließ ihm keine Wahl. Er seufzte leise. Danach versuchte er herauszufinden, wer die Schere dort hatte liegen lassen.

Als Leonie ein paar Tage später wieder erwachte, stellte sie fest, dass sie fixiert war. Panik machte sich bei ihr breit. Sie fing an zu schreien und zu weinen. Verzweifelt zerrte sie an den Fesseln. Der Oberarzt kam mit der Pflegerin rein. "Beruhigen Sie sich, Ms Potter!", sagte er laut und legte eine Hand auf ihren Bauch. Sofort verkrampfte Leonie sich und sie schrie noch lauter. Erschrocken wich er zurück. Er forderte die Pflegerin auf, Leonie etwas zur Beruhigung zu spritzen. Zögerlich tat sie dies. Wenige Augenblicke später schlief Leonie wieder ein.

Es war ein langer und harter weg für die junge Frau. Isabella beschloss Leonie zu helfen. Während Elijah sich um die Kinder kümmerte, war Isabella bei Leonie im Krankenhaus. Doch es dauerte, bis Leonie anfing sich ihr langsam zu öffnen. Der Schmerz saß sehr tief. Doch nach einem harten Jahr, in welchem es viel Geduld und Kraft brauchte, hatte Leonie es schließlich geschafft, sich Halbwegs zurück ins Leben zu kämpfen. Isabella und Elijah beschlossen vorerst bei Leonie im Haus zu bleiben, damit Leonie nicht alleine wäre. Remus kam fast jeden Tag, um Leonie zu helfen. Ebenso wie Léna und Zoé. Nur Johanna zog sich weitestgehend zurück. Sie wollte Remus nicht begegnen. Ab und an schrieb sie Leonie, doch vorbeikommen wollte sie nicht, solange Remus da war. Leonie tat das nicht gut, weshalb sie Johanna einen Brief zurück schrieb.

Liebe Johanna,

Was zwischen dir und Remus vorgefallen ist, tut mir Leid. Allerdings kann ich das alles nicht mehr hören. Dein ständiges Gejammer über ihn in deinen Briefen. Remus ist und bleibt mein bester Freund. Ob es dir nun passt oder nicht. Und ich möchte nicht ständig lesen müssen, was für ein schlechter Mensch er sei. Ganz ehrlich, Remus ist einer der tollsten Menschen überhaupt! Du bist es, die sich gerade ziemlich rar macht. Hatten wir uns nicht einst geschworen, immer füreinander da zu sein? Egal was passiert? Gerade könnte ich dich sehr gut gebrauchen. Aber statt für mich da zu sein, lässt du dich seit Ewigkeiten nicht mehr blicken! Ab und an schreibst du mir mal. Aber immer steht in den Briefen, dass du Remus nicht sehen willst. Das Remus ein Arschloch sei und du ihn hasst. Schreibst mir ständig, was er im Krankenhaus gemacht hat, als ich im Koma lag. Ich will das alles nicht mehr lesen! Wenn du für mich nicht da sein willst, dann brauchst du mir auch nicht mehr zu schreiben!

Leonie

Als sie von Johanna keine Antwort bekam, spürte sie einen Stich im Herzen. Sie hatte ihrer Cousine vertraut. Und diese ließ sie nun so eiskalt hängen. Was hatte sie Johanna getan? Leonie fand auf diese Frage keine Antwort. Sie versuchte sich auf ihre Kinder zu konzentrieren und darauf, weiter zurück ins Leben zu finden. Alpträume plagten sie und auch mit den Schlaftabletten, welche sie Abends nahm, wurde es nicht besser. Wenn Leonie dachte, dass sie alleine sei, weinte sie. Und wenn die Vergangenheit sie einzuholen drohte, dann zog sie sich zurück und griff zur Klinge. Schnell hatte Leonie raus, wie sie die Narben vor den Anderen verstecken konnte.

Leonie Dorea Potter IV (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt