Schattenstimmen

Kapitel 7

Atemlos kam ich am Kino an. Dort wartete schon Patty und grinste mir fröhlich entgegen "Sorry", schnaufte ich. "Hab mich echt beeilt." Das Grinsen meiner Freundin wandelte sich in ein Lachen. Sie zeigte auf mich, öffnete den Mund um etwas zu sagen, was dann aber durch einen erneuten Lachanfall erstickt wurde. Ich starrte sie fassungslos an. Patty verschluckte sich, gackerte wieder los und endete in Keuchen.

"Was-" Sie schluckte, fand ihre Stimme wieder und sprach weiter. "Was hast du da bitte an?" In ihr stieg wieder ein Kichern auf. Schnell drückte sie sich die Fauste auf den Mund um es zu unterdrücken. Die Luft jedoch entwiech stattdessen durch ihre Nase, was zu einem Leicht kratzigen Prusten anschwoll.

Irgendwann kam ich auf die Idee, an mir herabzuschauen, was einjeder Andere sofort gemacht hätte. "Scheiße!" Schamesröte stieg mir ins Gesicht. Ich hatte vergessen meine Kleidung zu wechseln und stand stinkend in der Menschenmasse. Einige hatten ihr Handy gezückt, und knipsten begeistert ein paar Fotos.

"Mensch, Liz! Wo hast du das denn her?"

"Das... Ich muss vergessen haben mich umzuziehen! Und meine Tasche... scheiße!" Ich sagte es mehr zu mir, als zu Patty. "Was jetzt?", fragte ich betroffen "Die Kleinmesse hat schon zu. Die müssen heute abbauen!"

"Und du kannst da nicht mehr rein?"

"Ne. Heute war mein letzter Arbeitstag. Mr. Parker hat mir auch schon 'Tschüss' gesagt." Wir tauschten verheißungsvolle Blicke.

"Der will dich da also nicht mehr sehen?"

"Eben nicht."

"Aber er will sicher das Kostüm zurück haben! Du hast doch erzählt, wie geizig er ist."

"Und warum hat er dann nichts gesagt, als ich damit an ihm vorbeigelaufen bin?"

Da war sie überfragt. "Da ist doch was faul!" Nachdenklich runzelte Patty die Stirn. "Dieser Benjamin, von dem du mir erzählt hast, war ja auch schon irgendwie komisch." Demonstrativ denkend strichen wir uns über unsere nicht vorhandenen Spitzbärte. "Na, dann gehen wir jetzt rein. Mr. Parker will dich dort nicht mehr haben und du gehst jetzt nicht da hin. Simpel gedacht, simpel gemacht!"

"Was?"

"Das ist 'ne Redewendung!" Sie fing an zu lachen und ich stimmte mit ein. Patty packte mich am Arm und zog mich zur Kasse. Die Frau hinter der Scheibe hob eine Augenbraue, sagte aber nichts und scannte unsere Karten.

                        

Nach dem Film begleitete mich Patty noch nach hause. "Boah! Das war so witzig! Weißt du noch, wo Spongebob und Patrick von der Klippe..."

"Scheiße!"

"Was ist denn los?" Fragend sah sie mich an. "Also, wenn es wegen deinem Zeug ist - das kannst du doch morgen noch holen."

"Nein, eben nicht!", jammerte ich. "In der Tasche war mein Schlüssel!"

"Oh. Und dein Vater ist nicht da?"

"Nein, heute nicht."

"Hey, weißt du was?" Es schien, als könne man die innere Erleuchtung meiner Freundin durch ihre Haut schimmern sehen.

"Was?"

"Wären wir langweilig, hätte ich dich jetzt gefragt, ob du dann eben mit zu mir kommen willst. Aber ich habe eine viel spannendere Idee!"

"Die wäre?"

"Liz und Patty undercover! Wir holen dein Zeug jetzt!"

Entgeistert sah ich sie an: "Weißt du eigentlich wie spät es ist?"

"Klar weiß ich das! Früh genug!"

Ich wäre fast stehen geblieben. Vernünftig gewesen. Aber auch mich reitzte das Abenteuer. Also eilte ich ihr nach.