Kapitel 9

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"Tschuldigung.", flüsterte Patty. Wir starrten panisch abwechselnd auf die zerbrochene Vase und die beiden Männer, bis wir auf die Idee kamen,  uns tiefer in den Schatten zu ducken. Der Fremde reagierte sofort und zog ein merkwürdiges Messer. Oder was auch immer das war. Es war mit kleinen Zacken, blutroten Steinen - gefüllt mit einer ähnlichfarbigen Flüssigkeit - und einem blassen Nebelschleier bedeckt.

Mr. Parker packte ihm am Kragen: "He, Owen! Lass es, das ist hier nicht nötig und auch nicht intelligent!"

"Hier ist jemand!" Die Stimme des Mannes klang kratzig.

"Die bekämpft man anders. Nicht mit dem... Ding da!" Er demonstrierte seine Pistole.

"Pass auf was du sagst!" Der Fremde baute sich vor seinem dickeren Gegenüber auf.

Dieses hob beschwichtigend die Arme. "Ist ja gut."

Sie nickten sich zu und liefen langsam in unsere Richtung. Auf ihre Schritte bedacht und auf mögliche Geräusche konzentriert. Ich hielt die Luft an, machte keinen Mucks und allem Anschein nach, tat Patty es mir gleich. Was, wenn sie uns fänden? Ich wollte es mir garnicht ausmalen. Vielleicht... Rover? Was auch immer das war. Mr. Parker jedenfalls schien riesige Angst davor zu haben. Doch sie liefen an uns vorbei.

"Sicher nur 'ne Ratte.", meinte der Unbekannte. "Die laufen hier doch haufenweise rum."

"He, nicht frech werden, Freundchen!" Mr. Parker wollte seine Pistole gerade wegstecken, hielt nun aber inne.

"Wieso frech?" Der Andere grinste "Hast du dir dein Drecksloch denn überhaupt schonmal angeschaut? Geschweige denn gesäubert?"

Mr. Parker öffnete den Mund, doch sein 'Freund' unterbrach ihn: "Halt dich jedenfalls einfach da raus - wenn nicht, sorgen wir schon dafür."

"Ohne eure kleine 'Spielerei'?" Sein Gegenüber grinste spöttisch.

Der Fremde wurde rot vor Wut. "Oh, du wirst schon sehen!" Er nickte ihm drohend zu und verschwand schließlich in der Dunkelheit.

                         

"Donnerwetter! Was hältst du davon?", platzte es aus Patty heraus. "Wie es scheint sind die Detektive Liz und Patty wieder am Start!"

"Mensch, Patty! Das letzte Mal, als wir Detektiv gespielt haben, waren wir drei."

"Was willst du damit sagen?"

"Dass das nicht unser Fall ist! Ich hol jetzt meine Tasche und dann verschwinden wir von hier!"

"Nicht unser Fall?"

"Nein, nicht unser Fall! Erstens sind wir keine richtigen Detektive und zweitens - Der Kerl hatte einen Revolver! Wir rufen die Polizei und dann hat es sich für uns erledigt."

"Aber das ist doch gerade das Spannende!" Patty schob ihre Unterlippe vor.

"Ich mach da nicht mit! Meine Tasche ist in der Unkleide."

                         

"Oder auch nicht...", stieß ich hervor, als ich den Vorhang öffnete, und dahinter eine leere Bank vorfand.

"Sicher, dass du sie hier hin getan hast?" Skeptisch runzelte meine Freundin die Stirn.

"Natürlich! Ich habe sie dort hingestellt! Mr. Parker meinte, die klaut schon keiner!"

"Seit wann kann man ihm trauen?"

"Sucht ihr zufällig die hier?", ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir.

Benjamin. Ich konnte es nicht fassen. "Was machst du denn hier?"

"Ich äh... hatte hier auch was vergessen! Ich fand deine Tasche und-"

Bevor er den Satz beenden konnte, riss ich sie ihm aus der Hand. "Zufällig, ja?"

"Wers glaubt wird seelig!" fügte Patty noch hinzu, und wir stolzierten mehr oder weniger aus der Geisterbahn hinaus.

SchattenstimmenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt