Kapitel 12

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Ein kalter Luftzug wehte mir entgegen.

Als sich meine Augen endlich an die Finsternis gewöhnt hatten, konnte ich auch die dunklen Umrisse der ersten Gegenstände in unserem Garten erkennen.

Der kleine Schuppen stand ruhig und verlassen da. Daneben die Regentonne.

Es hatte inzwischen angefangen zu nieseln und man konnte die einzelnen Tropfen darin plätschern hören.

Immernoch war alles ruhig. Mein Atem bildete in der Luft feine Wölkchen.

Ich fing an zu frösteln, und rieb mir die Oberarme.

Wie konnte es mitten im Sommer derart kalt draußen sein?

Ich zog den Mantel enger um mich und trat über die Schwelle. Die Tür fiel hinter mir ins Schloss.

Der Schlüssel war noch oben, in meiner Jacke.

Aber das war nicht so schlimm.

Das Wohnzimmerfenster stand ja offen.

Moment mal!

Es stand offen?

Seit wann?

War es etwa doch ein Einbrecher?

Sofort rannte ich hinüber und untersuchte schnell und grob den Rahmen, was meine Vermutung nur bestätigte.

Ganz klar - aufgebrochen!

Es waren etwas Holz und Farbe abgesplittert.

Der Riegel war herausgebrochen.

Jemand war hier mit einer Brechstange am Werk gewesen!

Hatte das das Geräusch erzeugt?

Ich musste den Einbrecher knapp verpasst haben! An ihm vorbeigelaufen sein!

Wir hatten einen Einbrecher im Haus!

Ich konnte es immernoch nicht fassen und stand starr neben dem Fenster.

Aber das war Blödsinn! Ich sollte mich lieber in Bewegung setzen und die Polizei rufen!

Da nahm ich aus dem Augenwinkel ein Licht wahr.

In meinem Zimmer!

Es flackerte kurz auf und erlosch dann wieder.

Eine Taschenlampe? War ein Einbrecher in meinem Zimmer?

Ohne weiter darüber nachzudenken stieß ich das Fenster auf und schwang mich über den Sims.

Im Nachhinein betrachtet, war das total bescheuert. Ich hätte einfach die Polizei rufen und abwarten sollen. Es hätte ja sonst was passieren können! Aber das, was dann kam, hätte ich nicht erwartet.

Trotz unerwünschtem Besucher lag das Haus im Stillen.

Bei einem kleinen Abstecher in die Küche schnappte ich mir ein großes Brotmesser.

Jetzt war ich wenigstens nicht völlig wehrlos.

Vorsichtig schlich ich die Treppe hinauf und blieb vor meiner Zimmertür stehen.

Sollte ich da wirklich reingehen?

Zum ersten mal kam mir der Gedanke, dass ich gegen einen ausgewachsenen Menschen nicht die leiseste Chance haben könnte.

Doch jetzt stand ich hier.

Mit Messer.

Aber warum sollte ich so blöd sein jetzt da reinzugehen?

Ein Rascheln.

Jemand zog eine Schublade auf.

Jemand suchte etwas.

Ich warf einen kurzen Blick durch den Türspalt und stolperte sofort zurück, als ich einen großen Schemen direckt vor mir ausmachte.

Fast wär ich hingefallen, fing mich aber gerade noch an der Wand ab.

Der Schemen hielt inne.

So lautlos wie irgend möglich richtete ich mich wieder auf und schlich langsam rückwärts.

Ein Gesicht erschin an der Tür. Blickte sich suchend um.

Fand mich.

Erkannte mich.

Ein kreller Lichtblitz.

Ein Schrei.

Die Tür fiel zu.

SchattenstimmenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt