Kapitel 16

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"Mal angenommen, Mr. Parker taucht hier auf. Wir haben ihn bemerkt und sitzen nun im Dunkeln hinter der Couch. Was dann?"

Patty zuckte mit den Schultern. "Wie wär's, wenn wir ihm einen Besen um die Ohren hauen?" Sie pickte noch die restlichen Nudeln von ihrem Teller und stellte ihn  neben meinen auf den Tisch. "Wer räumt das weg?"

Ich gähnte, stand auf, nahm das Geschirr und machte mich auf den Weg in die Küche.

Sie hätte sich sowiso nicht freiwillig bewegt.

Die Teller waren schnell in die Spüle gestopft.

Nun schnappte ich mir noch einen Besen und setzte mich wieder neben Patty auf das Sofa.

"Sicherheitshalber.", erklärte ich auf ihren amüsierten Blick hin.

"Chips?" Sie hatte sich wieder über ihre Fressalien hergemacht und zappte nun mit der Fernbedinung durch das Programm.

Ich langte zu.

"He, wolln wir 'Teenymütter' gucken? Das ist immer so amüsant."

Ich nickte und wir lehnten uns zurück.

                          ×××

So verstrich die Zeit, bis Patty plötzlich einen kleinen Hüpfer machte und den Fernseher ausstellte.

Ich erstarrte.

Hatte sie etwas gehört?

"Was ist?", flüsterte ich.

Sie drehte langsam den Kopf zu mir.

Das war beängstigend.

"Wir müssen das Fellteil noch untersuchen!"

Ich atmete erleichtert aus und piekste ihr dann in die Seite. "Du hast mich vielleicht erschreckt!"

"Immer wieder gern!", kicherte Patty.

Das Fläschchen befand sich irgendwo in dem Gewirr aus Kissen und Decken.

Und trotz des - oberflächlich betrachtet - ziemlich anstrengenden Unterfangens, war es relativ schnell gefunden.

Meine Freundin hatte sich einfach in einer unglaublichen Geschwindigkeit durch unser Lager gewühlt und es kurz darauf unter meinem Schlafsack hervorgezogen.

Nun beäugten wir dieses kuriose Etwas und drehten es in alle Richtungen.

Bald kam sie zu dem Schluss, dass an der Flasche an sich nichts außergewöhnliches war und machte sich daran, sie irgendwie von ihrem Korken zu befreien.

Ich verzog das Gesicht. "Also, wenn du meinst, dass ich das anfasse, dann irrst du dich gewaltig!"

Das Haarbüschel hatte sich inzwischen grünlich verfärbt und schien im Glas zu phosphorizieren. Ich glaubte sogar zu sehen, wie es ein wenig zuckte!

"Dann mach ich es eben." Patty hatte sich mittlerweile dazu durchgerungen, sich aus der Decke zu schälen und in die Küche zu tapsen, um einen Korkenzieher zu holen.

Jetzt kam sie wieder angeschlurft und ließ sich neben mir auf die Couch fallen. "Die Spannung steigt! Trommelwirbel bitteeee!"

Mit einem 'Plopp' lößte sich der Pfropfen aus seiner Verankerung.

Meine Freundin hielt sich die Nase zu, als etwas Geschwader aufstieg.

Ich schnüffelte kurz an der Öffnung und musste würgen. "Was ist das für ein Gestank?"

Sie zuckte ratlos mit den Schultern und kippte sich den Inhalt nach einigem Zögern auf die Hand.

Patty schreckte wirklich vor nichts zurück.

Nach genauerem studieren der Haare, versuchte sie diese auseinander zu rupfen, ganz darauf bedacht nur durch den Mund zu atmen.

Aber sie waren so verfilzt, dass dies garnicht möglich schien.

"Nichts. Das sind einfach nur grüne Haare." Enttäuscht lies sie das Büschel zurück in das dafür vorgesehene Gläschen gleiten.

Mittlerweile glühten sie richtig.

"Das ist doch nicht normal!"

"Ach was.", meinte Patty nur. "Da hat sicher jemand Leuchtfarbe reingeschmiert. Bestimmt gibts sowas jetzt auch für die Frisur."

"Aber an Einhörner glaubst du?"
Ich sah sie skeptisch an.

Meine Freundin gab den Blick empört zurück. "Sind ja auch Pferde und keine... Monsterhaare!"

Monsterhaare.

Ich rollte mit den Augen, was sie geflissentlich ignorierte.

                          ×××

Als die große Standuhr im Flur Mitternacht schlug, wandt sich Patty wieder zu mir um. "Huuuuu, Geisterstunde!"

Ich stimmte in ihr Geheule mit ein, bis sie plötzlich aufschrie.

"AUTSCH!" Sie sprang auf und rannte in die Küche, wo sie ihre Hand am Hahn unter kaltes Wasser hielt.

"Was ist denn los?" Verwirrt blickte ich ihr nach.

"Das Glas...", presste sie zwischen den Zähnen hervor. "Das ist total heiß!"

Ich blickte neben mich.

Das das Fläschchen lag nur wenige Zentimeter von meinem Ellenbogen entfernt.

Automatisch rückte ich ein Stück davon ab.

Es glühte regelrecht, und hatte sogar schon ein kleines Loch in die Isomatte geschmolzen.

SchattenstimmenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt