Kapitel 8

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Behände sprang Patty auf die Wiese hinter dem Zaun. Ich folgte und schrie auf, verzog das Gesicht, als ich direkt in einer schlammigen Pfütze landete. "Jetzt bin ich voller Abwasser!"

"Das schadet dem Gorilla nicht.", grinste sie.

"Von wegen! Ich hab mal gesehen, wie Mr. Parker hierhin pinkelt!"

Meine Freundin verzog das Gesicht. "Gibts hier denn kein Klo?"

"Schon, aber das kostet."

                         

Leise schlichen wir um die Stände und kamen bald vor der Geisterbahn zum Stehen. Patty staunte nicht schlecht: "Hier arbeitest du? Geil! Mein Traumberuf!"

"Warst du noch nie auf der Kleinmesse?"

"Nein. Meine Mutter hat es mir verboten. Wegen 'Lady' und so. Schon vergessen?"

Ich schlug mir mit der flachen Hand an die Stirn. "Stimmt ja! Deshalb hab ich für dich ja auch - nein! Das wird eine Überraschung." Ich lächelte sie an. "Sei gespannt!" Es müsste aber bis zum nächsten Jahr warten. Jetzt wird ja alles schon abgebaut. Ich stieg durch das Fenster. Doch Patty folgte mir nicht.

"Du hast doch wohl nicht etwa Angst?" Den Spott in meiner Stimme überhörte sie und blickte erschrocken neben mich. Dort stand eine dicke Gummipuppe mit einem versteinerten Grinsen im Gesicht. Tagsüber winkte sie immer ermunternd aus dem Fenster, aber nachts war sie - zugegeben - echt unheimlich. Und bei Pattys Angst vor Puppen konnte ich verstehen, dass sie nun mit einer bebenden Unterlippe den Eindruck verschaffte, sie würde gleich kollabieren. Ich packte den Dummy unter ein großes Laken und stellte ihn zur Seite. Meine Freundin setzte sich in Bewegung.

                        

"Hörst du das auch?" Patty, die sonst so waghalsig war, drängte sich dicht hinter mich.

"Ja. Das sind doch... Stimmen." Ich lauschte. Die Eine gehörte Mr. Parker. Er sprach mit einer vermummten Gestalt, der Stimme nach ein Mann. Er war groß schlank und trug einen leuchtend-grünen Ring um den Finger. Wir duckten uns schnell hinter einen großen Koffer und verharrten reglos.

"Was soll das?" , brüllteMr. Parker aufgebracht.

"Du weißt genau, was das soll. Wir vertrauen dir nicht, klar? Also misch dich nicht weiter ein, sonst -" Der Fremde machte eine vielsagende Geste. "Ich sage nur Rover."

Mr. Parker schluckte. "Das kannst du doch nicht machen!"

"Was ich alles kann. Und ab jetzt lässt du deine schwitzigen Griffel da raus! Also auch von dem Mädchen! Hast du mich verstanden?"

"Ist ja gut, das war heute ihr letzter Arbeitstag." Unwillig knirschte Mr. Parker mit den Zähnen.

"Das will ich für dich hoffen! Und jetzt gi-"

KLIRR

Mr. Parker und der Mann drehten sich in unsere Richtung.

SchattenstimmenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt