"Und?" Kon sah mich fragend an.
Wir waren bald wieder aufgebrochen und nun klebte ich förmlich an ihm.
Der Typ schien sich hier auszukennen und vielleicht konnte er mich auch wieder herausführen, aus diesem gottverlassenen Wald.
"Was 'und'?"
Er verdrehte die Augen. "Was du in diesem Wald machst und so'n Kram. Es war doch irgenwie klar, dass diese Fragen noch kommt."
"Ja, irgendwie schon."
Sofort grinste er wieder schelmisch und wartete auf meine Erzählung.
"Was willst du denn hören?", versuchte ich der Wahrheit auszuweichen.
Okay, Liz, jetzt wurdest du langsam paranoit.
Dachte ich wirklich, dass Kon mit Mr. Parker und Owen unter einer Decke stecken könnte?
Natürlich sollte man nicht jedem x-beliebigen Fremden alle Details unter die Nase reiben, aber Vertrauen war doch irgendwo auch gesund. Notwendig. Doch ausgerechnet ihm?
Einige Zeit musste ich doch wohl mal klarkommen, ohne mich permanent mitzuteilen.
Und selbst wenn er kein Komplize war, hieß das nicht, dass er von solchen Schatten wusste.
Auch wenn ich jetzt in Kondar sein sollte, musste so etwas hier nicht unbedingt Normalität sein.
Ich würde ins Ungewisse erzählen, nicht wissen, auf was für ein Gefühl ich dann traf.
Kon legte den Kopf schief.
"Also... ehrlich gesagt, hab ich keine Ahnung wo oder wie ich hierhergekommen bin."
Er runzelte die Stirn. "Das würde theoretisch auch erklären, weshalb du, als Kind allein und unerfahren im Schattenwald herumirrst. Tja, Verbote eben. Dazu da, um sie zu brechen."
"Schattenwald?" Mir stockte der Atem.
"Na, wegen immer dunkel und so." Er schüttelte ungläubig den Kopf. "Mal davon abgesehen, dass ich dir das eigentlich nicht abkaufe und dich sofort der Orkon melden müsste, wäre es aber viel angenehmer so zu tun, als würde ich das nicht in Frage stellen. Simpel gesagt: ich glaub dir."
"Orkon?"
Kon schnalzte mit der Zunge und grinste belustigt. "Ordnungskontrolle. Aber wer hat schon Lust, immer diesen langen Namen zu verwenden?"
×××
"Und die Pfade durch diesen Wald werden einem nur mit einer Art Befugnis offenbart?"
"Ja, so in etwa. Wege werden ausschließlich würdigen Menschen erleuchtet!" Stolz warf er sich in Brust.
Tatsächlich war ich alleine nur durch Dunkelheit gelaufen.
Ohne Weg, ohne Ziel.
Ohne Licht.
Aber seit der Begegnung mit Kon schienen sich die Bäume vor uns aufzutun.
Wir wurden begleitet von ständiger Helligkeit.
"Und du hast so eine Erlaubnis?"
"Klar hab ich das! Ich bin Waldläufer, Bote oder wie auch immer du das nennen willst. Ohne Befugnis läuft in dieser Branche fast nichts." Nun gab er seine herrische Haltung auf und sah mich verdutzt an.
"Du bist wirklich dumm.", stellte er nüchtern fest.
Ich staunte einmal wieder zu sehr über seine Offenheit, um mich großartig darüber aufzuregen.
Plötzlich stoppte Kon und ich lief fast in ihn hinein.
Er stand vor einem dicken Baum, blickte abschätzend den Stamm hinauf. "Wenn ich da rauf klettere, kann ich in etwa bestimmen, wann wir in Gawa sind."
Er wartete auf keine Reaktion, drückte mir blos seine Tasche in die Hand und begann damit, sich Stück für Stück die dicke Rinde nach oben zu arbeiten.
Bald war er schon fast gänzlich in der Baumkrone verschwunden.
Ich lehnte mich an den Stamm und schloss kurz die Augen.
Gawa, hatte Kon erzählt, war eine der größten und bedeutensten Städte in Kondar.
Dort könnte ich mich umhören und vielleicht etwas über Patty in Erfahrung bringen.
Irgendjemand musste mir dort einfach weiterhelfen können.
Ein tiefes Knurren riss mich aus meinen Überlegungen.
Ich blickte auf.
Ein schmales Augenpaar blitzte mir gefährlich aus dem Schatten eines Busches entgegen.
Dann erhob sich auch schon eine mächtige Gestalt aus dem Blattwerk und beugte sich zu mir hinunter.
DU LIEST GERADE
Schattenstimmen
FantasíaEigentlich ist Liz alles Andere als abergläubig. Auch die komischen Ereignisse der letzten Tage lassen sich logisch erklären. Mehr oder weniger. Doch das plötzliche Verschwinden ihrer Freundin und die stark von den ihren abweichenden Erinnerungen de...