Kapitel 11

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Als Patty nach Hause musste, merkte ich erst, wie müde ich eigentlich war.

Aber nach einigem Betteln rang ich mich doch dazu durch, sie noch zu bringen. Ich wusste ja, wie groß ihre Angst im Dunkeln war.

                         ×××

Jetzt schlappte ich durch die Nacht, wie ein Zombie.
Fast schon magnetisch von meinem Bett angezogen.

Ich schloss die Haustür auf, kroch die Treppe hoch und fiel in die weichen Kissen.

Ein Seitenblick auf den Wecker genügte, um meinen körperlichen Zustand zu bestätigen.

0:13 Uhr.

Dennoch quälte ich mich nocheinmal hoch und schlurfte ins Bad, um meinen Körper wenigstens mit einer Katzenwäsche zu befriedigen.

Ich drehte den Hahn auf, wandt mich zum Regal, beschloss dann aber, dass ich zu faul war einen Waschlappen nass zu machen und schwappte mir das kalte Wasser mit bloßen Händen ins Gesicht.

Plötzlich hörte ich ein Geräusch.

Ein Klirren... und ein Rascheln, wie dumpfes schlurfen im Gras!

Ich erschauderte und blinzelte mir das Wasser aus den Augen.

Von wo war es gekommen?

Hoffentlich von draußen.

Schnell drehte ich den Hahn wieder zu, schlich leise den Flur entlang und lugte vorsichtig um die Ecke.

Mein Zimmer war dunkel.

Aber leer.

Ich atmete auf.

Dann kam es von draußen.

Oder von unten.

Wieder durchfuhr mich ein Schaudern, schien meinen Rücken hinunterzufließen, an jedem Nerv zu ziehen und verpasste mir eine Gänsehaut.

Am liebsten hätte ich mich gleich in meine warme Decke gekuschelt und die Laute ignoriert. Besser noch, mich in meinem Zimmer verbarrikadiert, doch da erschien das Bild von Patty vor meinem inneren Auge: "Ein Fall für die Detektei Liz und Patty!"

Sie würde es mir nie verzeihen, wenn ich dem Geräusch nicht nachginge.

Erstmal ein vorsichtiger Blick aus dem Fenster.

Es erlaubte einen direkten Blick auf die Straße und war schon früher ein super Beobachtungsposten gewesen.

Doch diese Nacht schien besonders dunkel und tauchte alles in ein tiefes Schwarz.

Die alte Weide wehte sanft im Wind.

Hinter dem Zaun fuhren ein paar Autos die Straße entlang.

Alles friedlich. Alles wie immer.

RUMMS

Ich zuckte abermals zusammen.

Kurzes Zögern, dann warf ich mir meinen Morgenmantel über und tappte vorsichtig die Treppe hinunter.

Ich kam mir vor, wie in einem dieser Horrorfilme, in denen man sich an den Kopf fassen musste, weil die Opfer immer in die dümmste Richtung davonrannten, oder - wie ich - dem Geräusch auchnoch nachgingen!

Und dann plötzlich von irgendeinem Fiech angesprungen wurden.

Wie blöd konnte ich eigentlich sein?

Dieser Gedanke lößte größere Angst in mir aus, als ich gedacht hätte.

Irgendein Fiech, so ein quatsch.

Doch meine Selbstberuhigungsversuche klangen fast noch lächerlicher.

Mein Vater war gerade außer Haus, es war also still im Wohnzimmer.

Ich war allein.

Aber nicht in einem Horrorfilm!

Alles war gut!

Ich schluckte, schloss kurz die Augen.

Hoffentlich kein Einbrecher!

Noch ein schneller Blick durch das kleine Fenster, dann öffnete ich die Tür.

SchattenstimmenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt