Kapitel 17

30 5 0
                                        

Ungläubig starrte ich auf die Isomatte.

Hatte damals etwa das Fläschchen selbst den Brandfleck unter der Couch verursacht?

Unmöglich!

Aber warum war es dann jetzt glühend heiß?

Ich streckte vorsichtig den Finger danach aus und stupste es kurz an.

Brennender Schmerz durchfuhr meine Fingerkuppe.

Automatisch zog ich die Hand sofort wieder zurück und drehte mich ruckartig um, als ich im Augenwinkel ein Huschen wahrnahm.

Das Licht flackerte und erlosch.

Da war ein Schatten in der Küche!

"P-Patty?" Langsam richtete ich mich auf und lauschte.

"Aaah! Liz!"

Ich zuckte zusammen, fasste mich wieder und rannte in die Küche.

"Patty? PATTY!"

Ein Lichtblitz, fast wie bei einer Explosion.

Es war als verspürte ich einen leichten Sog.

Ein Schrei.

Ich war an der Türschwelle stehen geblieben und starrte nun fassungslos in die Küche.

Patty war verschwunden.

Einfach weg!

"PATTY!", schrie ich, in der Hoffnung, dass sie antwortete.

Vergebens.

Ich fiel auf die Knie.

Das konnte doch nicht sein!

Sie konnte doch nicht einfach weg sein, wie Mr. Parker!

So funktionierte das nicht!

So war das nicht geplant!

Aber der Schatten.

Was, wenn das nicht ihrer gewesen war?

Er war groß, stämmig.

Abstrakt und verzerrt.

Von einem leichten Schein umgeben.

Der Gedanke machte sich in meiner Magengrube breit, wie unangenehm kaltes Eis.

Ich war nicht allein.

Eine Bewegung hinter mir.

Ich fuhr herum.

Nichts.

War ich jetzt Paranoid geworden?

Liiiiiz

Eine kratzige Stimme.

Nah und fern zugleich.

Angst legte sich über mich.

Panische Angst.

Liz! Komm her.

Ich fing an zu zittern.

Wollte mich bewegen, war jedoch wie gebannt.

Was war hier los?

Komm zu uns.

Komm mit nach Kondar.

Da sah ich sie.

Lange Schatten krochen die Wänden hinauf.

Sie wuchsen immer höher, schienen sich über mich zu beugen.

Mich packen zu wollen.

Liiiiiiz

Sie waren überall.

Automatisch wich ich in die Mitte des Raumes zurück.

Patty hatten sie schon geholt und jetzt wollten sie auch mich!

Ich wusste mir nicht anders zu helfen, also schnappte ich mir - trotz Hitze - das Glas und schleuderte es mit aller Kraft auf den Größten aller Schatten.

Die brennenden Schmerzen krochen nun auch meinen Arm hinauf, machten erst an der Schulter halt.

Das war doch alles nicht normal!

Die Substanz, welche das Haarbüschel in grünes Licht getaucht hatte, wurde freigesetzt.

Dichter Qualm quoll zwischen den Scherben hervor und die Schatten lachten ein raues, kaltes Lachen.

Ich musste husten. Meine Augen brannten.

Die Dunkelheit schien zu wachsen.

Es war aus.

Ich schrie vor Schmerz, aus Angst und sackte auf dem Boden zusammen.

Die Schatten griffen mit ihren langen Fingern nach mir.

Komm mit uns!

Komm mit nach Kondar!

Sie schienen zu singen, drehten sich immer schneller im Kreis und lachten.

Kamen näher.

Ich hätte aufgegeben.

Hätte die Augen geschlossen und angefangen zu weinen.

Wäre da nicht irgendwo in mir etwas erklungen.

Aufgeflammt.

Ein Echo längst vergangener Zeit.

"Du bist Stark Liz! Mach nicht schlapp und geh immer weiter."

Ich hob den Kopf. "Mom?"

Ein lachen.

Es wurde leiser und verklang.

Einbildung, alles nur Einbildung!

Doch es machte mir Mut.

Gab mir Kraft.

Langsam fing mein Körper an, mir wieder zu gehorchen.

Ich stellte mich zitternd auf die Beine.

Komm schon her, Liz!

Komm mit zu deiner Mutter!

Ich schüttelte entschlossen den Kopf und wischte mir eine Träne von der Wange.

Ging langsam rückwärts.

Richtung Tür.

Heute würde ich noch nicht sterben!

Einer der Schatten folgte mir.

Geschmeidig bewegte er sich über den Boden auf mich zu.

Liz!

Adrenalin schoss mir durch den Körper.

Ich rannte in einer unglaublichen Geschwindigkeit zur Tür.

Wollte sie aufreißen.

Hinaus in die Nacht stürmen.

Doch sie war zu.

Fest verschlossen.

Wie konnte das sein?

Die Schatten fingen wieder an zu lachen.

Es waren inzwischen erdrückend viele.

Du kommst hier nicht weg.

Ich biss mir auf die Unterlippe.

Schob die Möglichkeiten in meinem Kopf hin und her.

Das Fenster!

SchattenstimmenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt