Kapitel 18

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Ich riss das Fenster auf.

Man konnte es seit dem Einbruch nicht mehr richtig schließen, was jetzt zu meinem Vorteil wurde.

Ein eisiger Wind wehte mir entgegen.

Schon im Haus war es abnormal kalt gewesen.

Als hätten die Schatten alles Licht, alle Wärme aufgesaugt.

LIIIZ!

Die Stimmen schwollen im Chor unangenehm an.

LIIIIZZZZ!!!

KOMM ZU UNS!

Einer schoss nach vorn.

Ich stieß mich ab und sprang.

Landete unsanft auf dem Boden.

Rappelte mich auf.

Wagte nicht, nach hinten zu blicken.

Die Schatten, mit ihrem grünlichen schein krochen durch das Gras auf mich zu.

Ich beschleunigte, fing an zu rennen.

Stolperte zu einer Telefonzelle.

LIZ!

Riss die Kabinentür auf, sprang hinein und knallte sie hinter mir zu.

Die Dunkelheit zog an den Scheiben vorbei, legte sich um sie.

In meiner Hosentasche fand ich noch ein wenig Kleingeld.

Wählte Dads Nummer.

Bitte, bitte, bitte!

Nimm ab!

"Addison?"

Die Schatten hielten inne

Wiechen zurück.

Wanden sich.

"Dad!", flüsterte ich.

"Liz? Was ist denn los? Ist etwas passiert?"

"Dad, du musst sofort herkommen! Da waren überall Schatten! Und Patty ist... Du musst sofort kommen! Sofort!"

"Aber wir sind gerade dabei-"

"Zum Teufel mit Elanor!", brüllte ich in den Hörer.

"Gut." Dad stellte keine weiteren Fragen. "Ich bin sofort bei dir. Warte einfach zuhause, ich komme so schnell ich kann!"

"Nein, ich geh da nicht mehr rein!" Panisch warf ich einen Blick nach draußen.

Die Straßenlaterne flackerte.

Das Licht ging wieder an.

Die bis jetzt in Dunkelheit getauchte Straße wurde wieder erleuchtet.

Schatten entwichen dem runden Schein der Lampe.

Wurden schwächer.

"Gut, dann... geh zu Oma, bis ich da bin."

Ich nickte, was mein Vater natürlich nicht sehen konnte.

"Li-"

KRACKS

Mein Kleingeld war aufgebraucht.

Ich legte den Hörer auf und schloss kurz die Augen.

Atmete durch.

Vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt breit.

Nichts.

Die Stimmen waren längst verklungen.

                          ×××

Zu Grandma war es nicht weit.

500 Meter, dann war ich schon da.

Darauf bedacht, immer im Licht zu laufen, schlich ich die Straße entlang.

Ein Hund bellte und scheuchte eine Katze auf, die meckernd auf eine Mauer sprang.

Ihre Augen waren als zwei leuchtende Punkte in der Ferne zu erkennen.

Ich richtete meinen Blick wieder geradeaus und erstarrte.

Dort, 100 Meter weiter stand eine Gestalt auf der Straße.

Sie schaute mich an, wandt sich dann ab und ging.

Ihr Schemen verschmolz mit der Dunkelheit.

Die Angst überschwemmte mich erneut.

Nahm mir die Luft.

Hielt mich fest.

Ich riss meinen Blick von der Stelle, an der er verschwunden war und machte einen wackeligen Schritt nach vorn.



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