Kapitel 25

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Wir wurden in einen Strudel aus Farben, aus Dimensionen gezogen.

Er schien uns zu verschlingen, nichts übrig zulassen und ich konnte nur raten, wo oben und unten, links und rechts war.

Es war nicht dunkel, auch nicht hell. Es gab nichts und doch alles.

Überall war nirgendwo. Mein Kopf drohte zu zerspringen und ich hatte das Gefühl, ich müsste mich gleich übergeben.

War es Wirklichkeit oder alles falsch? Fassade? Fake?

Ich klammerte mich an Benjamin.

Wollte etwas sagen, ihn bitten, damit aufzuhören. Doch ich konnte nicht.

Meine Zunge war wie festgeklebt. Ich kniff die Augen zusammen. Zog den Kopf ein.

Hoffte.

Bitte!

Bitte!

Bitte!

Bitte!

Lass es aufhören!

Ich weiß nicht, ob meine Bitte erhört wurde oder ob wir noch Stunden im dicken Nichts schwammen.

Mein Bewusstsein hatte sich nach einer Weile wie von selbst heruntergefahren. Und dieser Dämmerzustand hielt an, bis ich wieder ausgespuckt wurde.

Bis ich hart auf dem Boden aufkam. Bis sich in mir ein Schalter umzulegen schien, ein Licht angeknipst wurde. Bis ich wieder klar denken und feststellen konnte, dass ich allein war.

Allein.

Das Wort hallte in mir, wie ein längst vergessenes Gefühl.

Ich hatte mich lange nicht mehr so einsam, so verlassen gefühlt wie jetzt, als ich auf dem moosigen Waldboden saß, wie ein vergessenes Kind.

Nichtmehr, seit dem Tod meiner Mutter.

Ja, ich war in einem Wald. Und nein, ich würde jetzt nicht zurückblicken.

Dafür war keine Zeit. Ich musste Patty finden. Ob ich wusste, wo ich war, spielte blos in der Praxis eine Rolle.

Und wo Patty war.

Wo überhaupt irgendjemand war.

Die kurzzeitig verdrängte Stille prasselte nun auf mich ein, auf ihre ganz eigene, fiese Weise.

Sie erfüllte mich mit Leere. Verdrängte jedes noch so kleine Stückchen Hoffnung.

Der Gedanke, ich würde Patty niemals finden, sie nie wieder sehen, traf mich mit einem Schlag.

Aber würde ich selbst überhaupt jemals hier rauskommen?

Nein! Wenn ich zu pessimistisch dachte, fraß die Verzweiflung mich noch auf.

Ich hatte einfach keine Kraft mehr.

Es war dunkel. Ich konnte nicht sagen, ob es hier immer, oder nur nachts so war.

Meine Lieder wurden schwer. Ich rollte mich zusammen, schlief ein.

Doch auch meine Träume waren voller Schatten. Schatten, geworfen, von den riesigen Bäumen, die die Sonne verdeckten, kein Licht durch ihr Blätterdach dringen ließen.

Ich hatte schon längst jegliches Zeitgefühl verloren, habe geschlafen, bin gelaufen.

Manchmal traf ich auf einen Bach oder einen kleinen Tümpel.

Watete durch Sümpfe und kämpfte gegen die Müdigkeit an, die von mir Besitz zuergreifen drohte.

Die skurrilen Früchte und Pilze rührte ich nicht an.

Ich kannte mich hier einfach nicht aus. Hatte keinerlei Anhaltspunkte für nichts und mein Messer hatte ich zuhause gelassen.

Ich dachte, ich würde sterben.

Bis ich den Mann traf.


SchattenstimmenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt