Misstrauisch schaute Mr. Parker mir entgegen. Er rauchte und es war offensichtlich, dass er dabei nicht gestört werden wollte. Ehrlich gesagt hatte ich auch nicht mehr das Verlangen danach, denn der Gestank den er ausströmte konnte sich mit dem unserer Bio-Mülltonne messen. "Was willst du?", knurrte er mich an.
"Ich... ähm... ich bin Liz Addison. Ich wollte mich bewerben."
Mr. Parker grinste boshaft und mich durchfuhr ein Schaudern. "Magst du Kinder?", fragte er ohne weiter auf meine Anfrage einzugehen und sah mich forschend an.
Ich guckte weg. "Was meinen sie denn damit? Natürlich mag ich sie!" Langsam fand meine Stimme wieder Halt.
"Dann kann ich dich hier nicht gebrauchen." Er würdigte mich keines Blickes mehr und wandt sich wieder seiner Zigarre zu.
"Was?" Empört über seine Aussage fing ich an zu schreien. Er konnte mich doch nicht einfach so abspeisen! Wo war bitte das Plausible an seiner Begründung? "Wenn sie keine Kinder mögen, hätten sie sich lieber einen anderen Job suchen sollen!" Meine Stimme klang mittlerweile einfach nur noch eisig. "Wer arbeitet denn in so einem Fall ausgerechnet auf der Kleinmesse?"
Mr.Parkers Grinsen wurde breiter und wandelte sich allmählich zu einem lauten Lachen, welches dem aus dem Lautsprecher nicht unähnlich war. "Ich natürlich! Denkst du, ich würde eine Geisterbahn besitzen, wenn ich keine Freude an schreienden Kindern hätte? Ich hasse sie, die kleinen Bälger! Und ich stelle niemanden ein, der das nicht auch tut." Der Typ wurde mir immer unsympatischer.
"Na dann ersticken sie dran!", brüllte ich und wandt mich zum Gehen. In mir brodelte es.
"He, wart' mal, Mädel"
Ich schleuderte herum, funkelte ihn wütend an. "Nennen sie mich nicht nocheinmal Mädel - und WAS?"
Mein bedrohlicher Tonfall schien ihn nicht weiter zu kratzen. "Du gefällst mir, kleine. Du hast zwar nichts gegen Kinder, aber eine kräftige Stimme und ordentlich Temperament. Vielleicht könntest du hier doch zu was nütze sein."
"Niemals werde ich auch nur ansatzweise für sie arbeiten!"
"Oh doch, das wirst du!" Er hielt mir zehn Freikarten unter die Nase und grinste selbstsicher. Mein erster Impuls war, ihm die Dinger ins Gesicht zu klatschen, doch dann dachte ich an Patty. Sie liebte die Kleinmesse mit ihren Ganzen Karusells und Buden. Also steckte ich meinen Stolz beiseite und griff danach. Mr. Parker zog die Gutscheine zurück. "Du bist doch nicht etwa bestechlich?" Er setzte ein gespielt verwundertes Gesicht auf und grinste dann wieder breit. Das konnte ja eine tolle Zeit werden.
"Vorerst wirst du an der Kasse stehen.", erklärte mein Chef. "Du wirst das Geld entgegennehmen und die Karten geben. Sowas kannst du doch, oder?" Es gefiel mir nicht, dass man aus seinen Worten ausdrücklich die Bezeichnung 'dummes Gör' heraushören konnte. Doch ich nickte brav. Mich nocheinmal mit ihm anzulegen, wär kein guter Start.
Ich sah das erste mal so ein Kassiererhäuschen von innen. Doch der Reiz des Neuen legte sich, als die Sonne anfing mir unermüdlich ins Gesicht zu scheinen. Der Platz füllte sich allmählich, die Schlange vor meinem Arbeitsplatz wuchs und ich hatte schon nach wenigen Minuten einen Ohrwurm des vermeindlich schauerlichen Geisterbahngedudels. Und ich wusste, ich würde die nächsten Tage genau so verbringen.

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Schattenstimmen
FantasíaEigentlich ist Liz alles Andere als abergläubig. Auch die komischen Ereignisse der letzten Tage lassen sich logisch erklären. Mehr oder weniger. Doch das plötzliche Verschwinden ihrer Freundin und die stark von den ihren abweichenden Erinnerungen de...