Kapitel 15

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Patty hatte es tatsächlich geschafft, meinen Vater davon zu überzeugen, die Nacht lieber bei seiner Freundin zu verbringen.

Sie hatte ihm einfach erklärt, dass wir einen 'Mädelsabend' machen wollten und es 'völlig okay'  war, wenn er bei Elanor übernachtete.

Die unterste Stufe der Überredungskunst hatte sie schoneinmal gemeistert.

Bei meinem Dad nicht weiter verwunderlich.

Er hatte sich - vielsagend grinsend - Jacke und Schlüssel geschnappt und war nach einer festen Umarmung meinerseits mit dem Auto losgefahren.

Wärenddessen hatte sich Patty in meinem Zimmer ausgebreitet.

Ihren Rucksack hatte sie in die Ecke geworfen und sich selbst auf mein Bett.

Dort wippte sie nun auf den Federn wie ein hyperaktives Kind.

"Mensch Liz, ich bin neidisch." Sie hielt für einen Moment inne, nur um sich dann mit voller Wucht in die Decke zu rollen und über die Matratze zu kugeln.

"Neidisch?" Ich öffnete meinen Schrank und hielt einen Stapel Hemden davon ab, mir entgegen zu fallen.

"Klar!" Patty setzte sich auf und strich über mein Kissen. "Dein Bett ist so super gemütlich!"

In der untersten Schublade befanden sich ein Stapel Kuscheldecken und zwei Schlafsäcke.

Einen davon warf ich meiner Freundin auf den Schoß. "Na, dann genieß es mal, so lange du noch kannst!" Ich grinste verheißungsvoll.

Sie zog einen Flunsch, schmiss den Sack zu ihrem restlichen Zeug in die Ecke und fing wieder an auf meinem Bett zu hüpfen. "Wir schlafen im Wohnzimmer?"

"Erraten." Ich packte die Decken unter den Arm und kramte mit dem Anderen in meiner Kommode. "Was hast du eigentlich alles mit?"

Sie zuckte mit den Schultern.
"Dies und das. Ne Pistole, ein Messer und Chips."

"Und ein zweites Bett für mich.", fügte sie hinzu, als ich erschrocken aufsah.

Der Schreck legte sich aber mit der Erkenntnis und ich warf spielerisch mit einer der Decken.

Patty wiech gekonnt aus und fing an zu lachen, streckte  die Zunge raus.

Ich drehte mich gerade wieder weg, als plötzlich mein Kopfkissen haarscharf an mir vorbeiflog, an die Tür klatschte und zu Boden fiel.

Ich brauchte eine Weile um zu reagieren, welche meine Freundin voller Genugtuung nutze und mir den Hintern entgegenstreckte.

Schnell packte ich das Kissen und rannte unter lautem Gejodle auf sie zu.

Wenig später kugelten wir uns lachend am Boden.

"Aber jetzt mal ehrlich.", hackte ich nach, als sich unser Atem wieder beruhigt hatte. "Was hast du mit?"

Patty strich sich eine verschwitzte Locke aus dem Gesicht. "Was denkst du denn? Das Übliche halt. Zahnbürste, Schlafzeug... und Chips!"

Sie zog eine Tüte Cheese & Onion aus ihrem Rucksack und riss sie auf.

Sofort durchströmte der Geruch von Würze mein Zimmer.

                          ×××

Wir hatten den ganzen Kram runter ins Wohnzimmer geschleppt und richteten uns dort jetzt ein.

"Wenn der Einbrecher durch die Tür oder eines der Fenster hereinkommt, läuft er uns direkt in die Arme!" Patty grinste anhand ihres guten Planes. "Dann... könnten wir einen Eimer Wasser oder so bereithalten und den Überraschungseffekt nutzen!"

Sie war voller Enthusiasmus - im Gegensatz zu mir.

In meinem Kopf machte sich der unangenehme Gedanke breit, dass wir nicht ihn, sondern er uns zu fassen bekam.

Doch sie rollte zuversichtlich unsere Schlafsäcke auf - in der Nähe des Fernsehers versteht sich - und rückte Couch, Tisch und Sessel zu einer Art Schutzwall zusammen.

Ich seufzte und schlurfte in die Küche um die restlichen Nudeln zu erwärmen.

Die Uhr zeigte 20:34 Uhr.

Wir hatten noch genug Zeit bis Mitternacht.

Einbrecher ließen sich ja in der Regel nicht vor Einbruch der Dunkelheit blicken.

SchattenstimmenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt