Raphael Ragucci
Ich versuchte, zumindest jedes zweite Wochenende in Wien zu sein, um meine Familie zu sehen.
Es war eine Zerreißprobe, jedem und auch mir selbst gerecht zu werden. Wobei ich mich im Zweifelsfall selbst immer hinten anstellte.
Ein schmaler Grad, mich in all dem Stress, der meine Arbeit so mitsich brachte, nicht wieder selbst zu verlieren um geradewegs wieder in eine Art Burnout zu steuern. Einen, inklusive Schlafstörungen,
physischer Erkrankungen und absoluten Erschöpfungszuständen.Ich saß mit Abudi, einem meiner engsten Freunde, meine rechte Hand und mein Bodyguard, in dessen schwarzen Audi SUV, wir hörten Musik, waren auf dem Weg zu Terminen in Wien.
Der Release der Single All night stand an, gemeinsam mit Luciano hatte ich ihn aufgenommen, für mein nächstes Album XV.
Ein Album für einen Imagewechsel, RAF Camora war ein Stück erwachsen geworden.
Die Zeit vor so einem Release war stressig, sie machte Spaß aber war auch zehrend.
Ein wenig wurde mir flau, wenn ich daran dachte, was in den kommenden Monaten so alles auf meinem Terminplan stand.
Eine Mischung aus Euphorie und Selbstzweifeln. Erst feierte ich mich wieder wochenlang selbst, plante und war sicher, dass alles schon glatt laufen würde. Im nächsten Moment begann mein Karusell im Kopf wieder zu fahren und ich malte mir tausende Pläne aus, was ich tun könnte, wenn der Plan nicht aufging.
Wenn ich dieses Mal doch wieder keine einzige Platte verkaufte, wieder kein Schwanz zu meinen Konzerten kam. Realistisch gesehen, vollkommen neutral betrachtet, war das kompletter Blödsinn.
Doch bekanntlich konnte das Gehirn einem Streiche spielen. Und zu tief saß meine Vergangenheit als Musiker, für den sogut wie niemand sich interessierte. Zu tief saßen meine Angst, die Selbstzweifel, egal, wie oft ich zwischendurch aufgestanden war und mich gefühlt hatte wie der Kaiser persönlich.
Es gab Phasen, in denen hatte ich ein Hoch, war motiviert, hielt mich für unsterblich. Ihnen folgte meistens ein Fall.
Erst ein leichtes straucheln, ein Wegrutschen, als würde ich auf einem Berggipfel stehen, hoch oben und die Steine unter meinen Füßen langsam unter mir hinwegbröckeln, ehe ich hinunter stürzte.
Die Ahnung war da, ich spürte, wie ich dem Fall wieder näher kam. Ich verlor ein Stück Leichtigkeit, war körperlich schneller angeschlagen. Die Nächte wurden schlafloser, die Blister der Benzos leerer.
"Raphael Ragucci! Noch anwesend?"
Abudi nahm eine Hand vom Lenkrad, eine Sekude später verpasste er mir einen leichten Schlag gegen den Hinterkopf und stoppte damit unsanft meine Gedankengänge.
"Du besitzt die Frechheit für 'ne Schelle, Oida?"
Ich griff mir an den Hinterkopf, rückte mein Cap wieder zurecht, sah den riesigen Südländer auf dem Fahrersitz an. Sein Gesicht lag in Halbschatten des Caps, welches seine blondierten Locken versteckte.
Abudi gab sich unbeeindruckt. Er war noch nie von mir beeindruckt gewesen und das schätzen ich an ihm.
Er grinste breit, zeigte dabei seine weißen Zähne.
"Wer, wenn nicht ich?", meinte er. "Bruder, wo warst du mit den Gedanken?"
Er nahm den Blick kurz von der Straße um mich zu mustern.
"Nirgendwo.", gab ich zurück.
"Bei der Escort?", fragte er.
"Erinnere mich nicht da dran. Muss man auch erstmal schaffen, auf die rote Liste einer Escort zu kommen, weil die sich in einen verliebt. "
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Ich Weiß Du Kommst / RAF Camora
Fanfiction"Ich weiß du kommst werd dich erkennen." Eigentlich hatte Raphael geglaubt, sich gefunden zu haben. Die Tribute für seinen Karriere gezahlt, Millionen auf dem Konto, Familie und Freunde an seiner Seite. Nur an seine eigene Liebe glaubt er nicht meh...