Kapitel 20

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Elisa Weber

Die Menschenmege vor mir war schier der Wahnsinn. Ich ging gern auf Konzerte hatte auch schon welche in großen Stadien gesehen jedoch hatte ich das Gefühl, dass es nochmal mehr Menschen auf dem Donauinselfest waren, als ins Olympiastadion Berlin passten.

Und alle sangen jede Zeile mit, die Raphael auf der Bühne vor uns zum Besten gab. Wir waren auf der Höhe des Mischpults mitten in einem springenden, feiernden Menschenmeer aber die gute Stimmung riss mich noch nicht mit.

Über große Monitore sah ich Raphael zu wie er seine Show ablieferte und all das fühlte sich völlig surreal an, wenn ich daran dachte, dass dieser Mann dort einst in meinem Bett gelegen hatte. Und ich in seinem.

Dass ich wusste, wie seine Küsse schmeckten, wie er sich anfühlte. Wie er aussah, wenn er schlief und wenn er gerade aufgewacht war. Wie seine Stimme klang, wenn sie liebevolle Dinge sagte oder Dinge, die meine Fantasie in den Wahnsinn getrieben hatten.

Ich wusste, wie es war in Stille seinem Herzschlag zuzuhören und wie es sich anfühlte, wenn er vertraute und Kontrolle abgab.

Unsere Zeit war kurz aber intensiv gewesen und es erschreckte mich, welche intimen Dinge ich über ihn wusste.

Für einen Moment blieb ich still, sah mich in der Menge um. Wie viele Frauen wohl dort waren, die diese Dinge ebenfalls von ihm wussten?

Sah ihm zu, wie er dort oben herumsprang, feierte und mit dem Publikum interagierte. Es war nicht die erste Show, die ich von RAF Camora sah. Franzi, die neben mir zu Vergesse nie die Street feierte hatte mich im vergangenen Jahr bereits zur PaP drei Tour geschleppt.

Dieses Mal hatte ich einen anderen Blick auf Raphael. Sah mehr als seine Kunstfigur und fragte mich, in wieweit RAF Camora und Raphael Ragucci eigentlich ineinander verschmolzen waren.

Er wusste, dass ich irgendwo in dieser Menge stand, ob er wohl daran dachte? Wahrscheinlich war er zu konzentriert auf seine Arbeit um sich um mich Gedanken zu machen.

Sophia hatte die Idee gehabt, dass wir ziemlich spontan nach Wien geflogen waren, sie war der Meinung gewesen, es täte mir gut, mal wieder etwas anderes zu sehen und das riesige Donauinselfest bot sich an.
Und Franzi, völlig begeistert von dieser Idee, da sie der Typ Mensch war, der jeden Quatsch mitmachte, hatte mitgewollt. Also waren wir in der Früh in den Flieger gestiegen und hergekommen.

Raphael hatte ich zunächst nichts davon erzählt, denn ich hatte geahnt, was er dazu sagen würde. Aber, da er regelmäßig meinem Instagram Besuche abstattete, hatte er es mitbekommen und direkt angerufen.

Es war nicht so, dass ich Raphael schmerzlich nachtrauerte oder ich den Kontakt mit ihm nicht abbrach, weil ich es nicht gekonnt hätte. Jedoch wusste ich, dass ich der Versuchung nicht würde standhalten können, sollte er vor mir stehen. Vor mir stehen ohne tausend Menschen um uns herum.

Wir waren im Guten auseinander gegangen, er schuldete mir nichts. Es war gut, wie es war. Zumal...

Franzi war beinahe begnadet darin, Dinge über Menschen herauszufinden. Die Brünette war schon seit der fünften Klasse meine beste Freundin, eine extrovertierte, fröhliche Person der ich absolut vertraute und von Raphael erzählt hatte. Ziemlich easy hatte sie es geschafft, sich online in Kreise zu sneaken, Kreise die er selbst wahrscheinlich verdammte. Kreise aus Leuten, die ihn zu stalken schienen und wussten, mit wem er verkehrte und welche Contend Creatorin Selfis aus seiner Wohnung postete.

Sie sah die ganze Sache ähnlich wie ich - Gefühle hin oder her, es war zum Scheitern verurteilt.

Der Song endete, nachdenklich und nur mit halbem Ohr hörte ich zu, wie er auf der Bühne davon sprach, ein Video drehen zu wollen, über eine Drohne, die unerlaubter Weise über die Menschen fliegen und T Shirts, die durch die Luft gewirbelt werden sollten.

Ich Weiß Du Kommst / RAF Camora Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt