Kapitel 11

634 29 39
                                    

Elisa Weber

Ich nahm meine Hand zurück, fuhr mir damit durchs Haar, atmete durch. Seine Reaktion machte meine Lage nicht besser.

Ich ärgete mich über mich selbst, wieder in diesem verdammten Ferrari zu sitzen. Kein Wunder,  dass er rumvögelte wie eine Horde Kaninchen, wenn alle Frauen so leicht mit ihm mit gingen, wie ich.

Er hatte mich überrumpelt, als er so plötzlich in Sophias Wohnung aufgetaucht war.  Und Sophia hatte mich mit ihrer provokanten Art ernsthaft genervt- auch, wenn sie es gut gemeint hatte. Unklug, meine Kurzschlussreaktion, mit ihm zu verschwinden. Jetzt musste ich sehen, wie ich aus der Nummer wieder raus kam. Dabei wollte ich gar nicht so unbedingt wieder rauskommen.

"Es tut mir Leid, was ich gesagt habe. Es war ehrlich gemeint, dass ich dich respektiere und tatsächlich mag ich dich sogar.  Das ist das Problem an der Sache." 

Ich lächelte Raphael an. Er wirkte plötzlich, als hätte er sich innerlich ein Stück vor mir zurück gezogen und es sollte mich weniger interessieren, als es das tat.

"Du bist zynisch, weil du mich magst?", brummte er. "Nette Art, es zu zeigen. "

An diesem Abend trug er ein Cap, hatte es so tief ins Gesicht gezogen, dass seine Augen im Schatten lagen. Langsam führte er seine tätowierte Hand,  in der er eine Zigarette hielt,  zum Mund. Er nahm einen Zug, wandte den Kopf und sah mich an. Er sah verdammt nochmal verboten gut aus in diesem Moment. Und er wirkte angefressen.

"War wohl nichts mit heller Aura.",meinte ich und er seufzte.

"Liz." Sein Tonfall war eindringlich. "Meinst du im Ernst, ich sitze mit jeder Donnerstag Abends auf einem Parkplatz im Auto, nachdem ich einen anstrengenden Tag hatte, trinke Milchshake von MC Donalds und höre mir an, was für ein mieser Typ ich eigentlich bin?", wollte er wissen. "Ich fand unser letztes Treffen schön, habe die letzten Tage darüber nachgedacht, wie ich dich wieder sehen kann und du..."

"Und ich benehme mich scheiße.", schloss ich, brach unseren  Blick und schaute durch die Windschutzscheibe nach draußen, starrte in das Licht einer Straßenlaterne. "Ich weiß und..."

"Ja?", fragte er. Er schmiss seine Kippe durch den kleinen Spalt des Autofensters, ehe er dieses wieder hochfuhr.

"Schau mal:", begann ich. "Ich fand es Sonntag ebenfalls sehr schön. Alles. Habe dir gesagt,  wie respektvoll du warst, dass ich mich wohl gefühlt habe. Und das habe ich ernsthaft auch so gemeint.  Es war schön. Punkt. Für einmal. Denn ich mag dich. Unter normalen Umständen würde ich dich noch 100 mal daten." Ich rang ein bisschen mit mit, ihm das alles zu sagen. Wartete quasi, dass er feststellte, dass ich kompliziert war und sein Aufwand sich nicht lohnen würde.

"Wir haben normale Umstände.", gab er zurück und noch immer klang sein Tonfall angepisst. Wohl, weil er gehofft hatte,ohne Drama zum Zug zu kommen.

"Nein. Klar, wir haben noch zwei Tage, an denen wir uns ein paar Stunden in deiner Wohnung vergnügen können - und dann bin ich weg. Und ich möchte nicht anfangen, dich mehr zu mögen. Ich traue dir nicht über den Weg und mit Pech werde ich der Sache nachtrauern, wenn ich ins Flugzeug steige und in mein kleinbürgerliches Leben zurückkehre. ", warf ich ihm meine Gedanken hin. Haltsuchend griff ich nach meinem Becher, trank einen Schluck.

Raphael schwieg einen Moment.  Dann griff er nach meiner Hand, wie automatisch verschränkt ich meine Finger mit den seinen.

"Und ich dachte, ich wäre ein krasser Kopfmensch. ", sagte er. "Liz, wir kennen uns kaum und du machst dir Gedanken, was in ein paar Tagen sein wird?"

"Klar. Darum war ich mit dem einen Mal cool. Dass du dir nicht so die Gedanken machst ist klar."

"Warum bist du mitgekommen?"

Ich Weiß Du Kommst / RAF Camora Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt