Kapitel 15

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Elisa Weber

Es war angenehm still in meinem Wohnzimmer. Das Feuer des Kamins knisterte nur noch schwach und tauchte den Raum in ein warmes Dämmerlicht.

Raphael lag unter mir auf meiner Couch, ich zwischen seinen Beinen, mein Kopf auf seiner Brust, wir beide nackt. Eine kurze, heftige Nummer vor meinem Kamin, die mir den Atem geraubt hatte.

Ich lauschte seinem gleichmäßigen Herzschlag, der sich in den letzten Minuten wieder beruhigt hatte. Er hatte die Augen geschlossen, seine Atemzüge ruhig und hätte er mich nicht mit einem Arm festgehalten und mit der anderen Hand so zärtlich über meinen Körper gestreichelt, hätte ich wohl gedacht er wäre eingeschlafen.

Ich hatte gehofft, dass er mich besuchen würde aber daran, dass er tatsächlich quer durchs Land fuhr und das quasi von einer Sekunde auf die andere hatte ich nicht geglaubt. Umso überraschter und erfreuter war ich, dass er da war.

Als ich drei Wochen zuvor in Wien ins Flugzeug gestiegen war, hätte ich das nicht erwartet. Der Wunsch war da gewesen aber dass er von sich aus den Kontakt hielt hatte mich überrascht. Aber dennoch fiel es mir schwer, ihm wirklich zu trauen.

Wie konnte man einem Menschen bitte so wenig und gleichzeitig so sehr vertrauen?

Nachdenklich fuhr ich mit den Fingern die feinen Linien des Tattoos auf seiner Brust nach und unwillkürlich kam mir der Gedanke, wie viele Frauen das vor mir schon gemacht hatten.

Ich konnte den Gedanken ganz gut von mir schieben, mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren und doch schlich er sich immer wieder ein. In seinem Bett im Wien,  im Restaurant, in seinem Ferrari. Und danach kam der Gedanke, was er in mir sah.

Seine Hand glitt in meinen Nacken, mit leichtem Druck begann er, mich zu massieren.

"Du bist verspannt.", stellte er fest.

"Ach was.", murmelte ich, seufzte und hielt in meiner Bewegung inne. Er machte alles, was er tat so gut, als hätte er es tausende Male schon gemacht. Und das hatte er wohl auch.

"Was ist?", fragte er leise.

"Schon gut. Kopfmensch, wie du weißt. ", antwortete ich. Öffnete die Schublade für Gedankenchaos in meinem Gehirn, wollte eben jene Sorgen hinein schieben und den gesamten Aktenschrank damit in den Keller meines Unterbewusstseins zurück schieben.

Raphael unterbrach den bürokratischen Vorgang hinter meiner Stirn, indem er sich aufsetze, als würde ich nicht mit vollem Körpergewicht auf ihm liegen.

Ich fand mich auf seinem Schoß wieder, ihm zugewandt. Geschickt hatte er uns so gedreht, dass er die Lehne im Rücken hatte. Mir gefiel sein athletischer,  trainierter Körper und die Kraft, die dieser mit sich brachte.

Mit den Händen strich er an meinem Seiten entlang, zog meinen Oberkörper an seinen, sein Gesicht nahe vor mir.

"Rede mit mir, Lizzy. Wir können nur lernen uns zu trauen, wenn wir ehrlich zueinander sind. Verschweig nicht die schwierigen Dinge vor mir." Er legte seine Stirn an meine, küsste sie dann.

"Erzähl mir vom Sofitel, Rapha. Von der Wohnung überm Club. Erzähl mir, was wirklich war. Ich fantasiere darüber und kann es nicht lassen. Und dann frage ich mich nachwievor, was du eigentlich von mir willst. "

"Lizzy... bist du eigentlich irgendwie masochistisch veranlagt?", Raphael seufzte.

"Nene...nicht ausweichen. Ich kann nur lernen dir zu trauen, wenn du ehrlich bist." Ich tippte ihm auf die Brust während ich seine eigenen Worte wiederholte.

"Touchè.", gab er zurück. "Es wird gewisse Meinungen über mich nicht unbedingt besser machen.", prophezeite er ein wenig düster.

"Ich komme schon klar. Viel übler als in meiner Vorstellung kann es gar nicht sein.", gab ich zurück.

Ich Weiß Du Kommst / RAF Camora Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt