Kapital 12

589 28 31
                                    

Raphael Ragucci

"Was grinst du eigentlich den halben Tag schon so bescheuert?", fragte Abudi, als wir nach einem Besuch im Gym und beim Barber wieder im Wagen saßen.

Ein Shooting für meine Kooperation mit einer Modemarke stand an. Ich fuhr den Porsche meiner Mutter, mit dem war ich eher undercover unterwegs als mit dem Ferrari. Abudi saß auf dem Beifahrersitz und sah mich abwartend an.

"Kardio war heute einfach heftig gut.", gab ich zurück, sah in den Rückspiegel und setzte zum Überholen an.

Er hatte recht, ich merkte selbst, dass ich dieses dämliche Grinsen nicht aus dem Gesicht bekam, seit ich gegen viertel nach sieben am Morgen meine Wohnung verlassen hatte, in der Liz noch seelig schlummerte. Die Nacht mit ihr wirkte noch immer nach. Ich fühlte mich deutlich besser als am Vortag, obwohl ich wenig Schlaf bekommen hatte.

"Bist du noch zu dieser Lizzy gefahren?", wollte er wissen.

"Bin ich.", bestätigte ich.

"Und?"

"War gut. Sie hat noch geschlafen, als ich gefahren bin."

"Ahja.", machte Abudi und konnte die Überraschung nicht ganz verbergen. "Du hast seit Noemi nie wieder eine bei dir pennen lassen. Raf, Bruder. Die ist Sonntag wieder weg. Weit weg. In einem anderen Land."

"Ich wohne seit Jahren in einem anderen Land.", gab ich zurück. "

"Realtalk Raf: Ich habe gedacht, du würdest das nicht ernst meinen. Du bist dabei, dich in etwas Dämliches zu verrennen. Bei Anna damals, als du deinen Höhenflug hattest und die Beziehung verkackt hast, hab ich nichts gesagt. Als du mit Noemi ankamst hab ich die Fresse gehalten.  Und jetzt grinst du wie ein Depp wegen einer Frau, die du drei mal gesehen hast. Die Sonntag weg sein wird. Hast du nicht gesagt, die ist noch verheiratet und hat ein Kind? Weißt du überhaupt etwas über sie?"

"Abudi, Bruder. Halt dich raus.", brummte ich. War meine Sache, was ich tat. Ich redete ihm bei seiner Frau auch nicht rein.

"Nein. Weil ich das Elend mit dir am Ende ausbaden muss.", gab er zurück.

Wir wurden durch das Klingeln meines I Phones unterbrochen. Der Bildschirm im Wagen zeigte an, dass es meine Mutter war und ich drückte den Knopf am Lenkrad um das Gespräch anzunehmen.

"Maman", sagte ich.

"Raphael.", kam zurück.  "Ich bin gerade mit Barbara im Auto aus der Tiefgarage raus. Ist es richtig, dass eine blonde Frau mit dem Ferrari weg fährt? Wenn du den Porsche willst, damit deine Bekanntschaften Ferrari fahren können, bekommst du ihn nicht mehr."

"Du hast ihr den Fefe gegeben?", platze es aus Abudi heraus.

"Maman, lass Rapha in Ruhe, es ist sein Wagen und seine Sache.", hörte ich Barbara im Hintergrund sagen. Wenigstens auf eine konnte ich mich verlassen.

"Servus Abudi. ", grüßte meine Mutter meinen Bruder und die Worte an ihn klagen um einiges freundlicher als die für mich. Er grüßte zurück.

"Maman, ja, sie hat heute den Ferrari, weil sie nach Hause kommen musste.  Lange Geschichte.", erzählte ich und schüttelte den Kopf.

"Wer ist sie? Wieder eine, die du bezahlst?", kam spitz von ihr zurück.  Ich wusste, dass sie nicht begeistert von meinen Frauengeschichten war

"Eine Freundin fürs Erste. Macht euch mal bitte alle nicht solche Gedanken. Ich muss jetzt auflegen. Ciao."

Ich  drückte sie weg. Hatte keine Lust, mich vor meiner Mutter zu rechtfertigen, wem ich mein verdammtes Auto lieh.

"Mama Ragucci ist angepisst.", erkannte Abudi richtig. "Bruder, du weißt schon, was du tust. Aber verrenn dich nicht wieder.", beschloss er scheinbar, die Diskussion Ruhen zu lassen.

Ich Weiß Du Kommst / RAF Camora Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt