Kapitel 13

570 28 29
                                    

Elisa Weber

Ich sah mich in dem Restaurant um, nachdem ich einen Schluck des Champagners getrunken hatte. Ein edles Ambiebte, leise Streichmusik im Hintergrund, das Licht war gedimmt, es schien als wären die Kerzen auf den Tischen die Hauptlichtquelle.

Raphael saß mir gegenüber, war ganz in schwarz gekleidet, Hemd, Anzughose, Jackett, an seinem Handgelenk eine Patek Philippe.

Er sah wahnsinnig gut aus, das war nicht zu leugnen und ich mochte seine natürlich charmante Art. Er hielt mir Türen auf, schob mir den Stuhl zurecht und solche Kleinigkeiten, dabei wirkte er nie aufgesetzt. Es passte einfach zu ihm. Und ich war es nicht gewohnt.

"Was denkst du gerade?", unterbrach er meine Gedanken und ich wandte meinen Kopf um ihm in die Augen zu sehen.

"Es ist schön hier. Ich glaube in so einem Bonzenrestaurant war ich noch nie."

"Nein?", fragte er und wirkte ehrlich überrascht. Ich schüttelte knapp den Kopf, lachte. "Bin gespannt, ob ich verstehe, was auf der Karte steht. "

Wie aufs Stichworte bekamen wir die Karten gebracht.

"Du siehst aber schon aus wie jemand, der Bonzenrestaurants besucht.", sagte er, als das Servicepersonal wieder verschwunden war. "Also nicht negativ gemeint."

"Hab einfach nicht drüber nachgedacht, hatte auch nie jemanden, der mit mir sowas gemacht hat." 
Ich zuckte die Schultern, spürte Raphaels fragenden Blick auf mir, während ich die Karte aufschlug und als erstes über die Preise der Vorspeisen stolperte. Arm war ich wirklich nicht und es gab Dinge, für die ich mein Geld gern ausgab. Aber für den Preis einer Vorspeise konnte ich locker vier Mal frisches, gesundes Mittagessen für Lio und mich kochen.

"Was?", fragte Raphael und mein Blick musste Bände gesprochen haben, denn er klang ein bisschen belustigt.

"Das ist übertrieben teuer.", antwortete ich leise und musste ein bisschen lachen. "Gibt es Leute, die ernsthaft Jakobsmuscheln essen und dafür auch noch soviel Geld bezahlen?"

"Auf jeden Fall. Ich aber nicht, steh ich nicht so drauf.", er lachte leise. Unsere Blicke trafen sich und ich überlegte, ob es an der Spiegelung des Kerzenscheins lag, dass seine Augen funkelten.

Er spielte die Rolle des interessierten Mannes noch immer verdammt gut, so gut, dass ich sie ihm beinahe abnahm.

Er musste mir tatsächlich teilweise die Speisekarte erklären.  Komplett von gestern war ich zwar nicht aber es war nicht gelogen, dass ich in meinen fast zweiunddreißig Jahren auf dieser Welt noch nie ein solch gehobenes Restaurant besucht hatte.

Als unsere Bestellungen in Richtung Küche unterwegs waren, kam er auch nocheinmal zurück auf das Thema.

"Hat dein Noch - Ehemann dich nie eingeladen?", fragte Raphael gerade heraus. Er nahm einen Schluck Wein, ließ dafür den Champagner stehen, da er schließlich noch fahren musste. Wobei ich nichts dagegen gehabt hätte, ihn trinken zu lassen, damit ich einen Grund hatte, mir seine Autoschlüssel noch ein zweites Mal zu leihen.

Er war ein wenig überrascht, als er festgestellt hatte, dass ich den Ferrari wirklich nur bis zu Sophia gefahren und nicht Wien damit noch unsicher gemacht hatte. 

Die Versuchung, mich mit Absicht noch fünf Mal zu verfahren, war durchaus vorhanden gewesen aber ich hatte zuviel Gewissen und hätte es als dreist empfunden.

"Guapa, noch anwesend?", riss er mich aus den Gedanken.

"Oh, tut mir Leid. Klar hat Chris mich eingeladen.  Aber erstens wohne ich am Ende der Welt. Dort gibt es nicht mal eben die Möglichkeit, man muss schon eine Weile fahren. Und dann ist er eher der einfache Typ und auch nicht der, der irgendwelche Dates plant oder so. Er ist gern zu Hause und hat seine Ruhe, mag schnell eine Pizza essen und gut.", erzählte ich.

Ich Weiß Du Kommst / RAF Camora Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt