Kapitel 22

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Elisa Weber

"Junge! Zieh ab!", brachte ich mit fester Stimme hervor. Er machte einen Schritt auf mich zu, wollte erneut zu fassen doch ich wich ihm aus.

Der Geruch des Alkohls in seinem Atem, von Schweiß und billigem Parfum, sein fester Griff. All das ließ Erinnerungen in meinem Kopf aufblitzen und Wut kochte in mir hoch. Das hatte ich mir früher nicht bieten lassen und ich hatte auch nicht vor, damit anzufangen.

Kampf oder Flucht, um zu flüchten musste ich kämpfen. Es war nicht das erste Mal, dass ein Mann mir gegenüber übergriffig wurde und ich hatte irgendwann gelernt mich zu wehren.

Ich warf einen prüfenden Blick auf seine Hand, die sich fest um mein Handgelenk geschlossen hatte.

Sein Daumen, die Schwachstelle, lag auf der Unterseite meines Unterarmes, ein fester Ruck nach unten  und ich befreite mich aus seinem Griff, ehe ich ihn wegschubste mit all meiner Kraft.

"Verpiss dich, Junge!", fluchte ich wütend,  wollte den Rückzug antreten, doch er war schneller.

"He, Fotze stell dich nicht so an! Ein kleiner Fick..."

Er fasste erneut nach mir, dass er betrunken damit wahrscheinlich ein bisschen unkoordiniert war,  spielte mir in die Karten und ich hob meinen Arm, sodass seine Bewegung an meinem Unterarm abgefangen wurde. Schmerz zog durch mich hindurch aber er konnte mich nicht erneut greifen. Aus den Augenwinkeln nahm ich einen Schatten und Tumult wahr. Leute kamen auf uns zu.

"Was Fotze? Kleiner, ich könnte deine Mutter sein, hab ein bisschen Respekt!" Ich machte einen Schritt auf ihn zu. "Man fasste keine Frauen ungefragt an!"

"Du kl..."

Er wurde von hinten gepack,schneller, als ich gucken konnte. In dem halbdunklen Licht des Clubs erkannte ich Abudi, der den Typen ein Stück von mir weg zog. Ein Hauch Verwirrung,  ein bisschen Erleichterung durchstömten mich. Woher kam der bitte so schnell?

"Fass sie nicht an!", dröhnte seine Stimme über den Gang ehe sich jemand vor mich schob und mir die Sicht verdeckte.
Groß, athletisch, seine Muskulatur angespannt, das Haar im Nacken kurz rasiert, der kleine Zopf.

"Alles gut? Hat der Piç dir wehgetan?", fragte Raphael mit einem Blick über die Schulter. Den linken Arm ein Stück ausgestreckt, als würde er mich hinter sich halten und beschützen wollen.

Ich schluckte, so eine Geste hatte ich noch nie zuvor erlebt. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich selbst auf mich aufpassen und aus solchen Situationen herauskommen müssen.

Raphael sah mich am, seine braunen Augen wirkten dunkler als sonst, als er mich ansah.

"Alles okay. Geht schon.", ließ ich Raphael wissen, atmete durch. Es war ein gutes jedoch unbekanntes Gefühl,  dass sie da waren. Notfalls hätte ich es sicherlich auch alleine gepackt aber so fühlte es sich besser an.

"Verpiss dich scheiß Kanacke!", tönte der Typ und ich sah an Raphael vorbei. Er  zappelte in Abudis Griff, wie ein Fisch an der Angel.

"Was für Kanacke?", meinte Abudi lässig."Fass hier keine Frauen an.  Dann braucht auch kein Kanacke kommen und dir sagen, wie man sich benimmt."

"Oida, fass du ihn nicht an!", tönte es zu meiner Rechten. Ich sah, dass Momo, der Typ mit dem derben Akzent und noch zwei weitere aus Raphaels Kreis bei uns waren. Die Freunde des widerlichen Typen schienen auf den Plan gerufen, tauchten in einem Grüppchen hinter ihren auf und wie automatisch rückten die vier Freunde von Raphael zusammen als wären sie eine Absperrung.

"Bleib mal besser stehen. ", knurrte Momo und baute sich vor ihnen auf. "Wir wollen keinen Stress.  Sagt lieber euren Freund, dass man keine Frauen belästigt. Vorallem keine von unseren."

Ich Weiß Du Kommst / RAF Camora Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt