Kapitel 17

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Raphael Ragucci

Lizzy hatte uns an einen Waldrand gefahren, nicht allzuweit von ihrem Haus entfernt, wir waren vielleicht fünf Minuten gefahren.

Hinter uns lag malerisch der Ort, in dem sie lebte. Bei Tageslicht eine eigene Welt, völlig anders, als ich es kannte.

Bereits einmal hatte ich eine Freundin aus NRW gehabt- offensichtlich hatten die es mir angetan. Sie kam ebenfalls vom Land, von der Grenze zu den Niederlanden. Es hatte mir auch dort gefallen aber Lizzys Heimat hatte irgendwie einen ganz anderen Charme.

Der kleine Ort lag eingebettet zwischen einem kleinen Gebirge, links von mir erstrecken sich Weiden auf denen Pferde grasten, vor mir, hinter hochgewachsenen Buchen erkannte ich auf einer Anhöhe eine Reihe Fachwerkhäuser über deren Dächern auf der Spitze eines grünen Hügels eine alte Burg thronte.  Hinter mir erstreckte sich Kilometerweit ein Wald, ebenfalls auf einem kleinen Gebirgszweig und in diesem führte Lizzy mich.

Sie hatte die Hunde an zwei langen Schleppleinen, brav liefen sie links an ihrer Seite.

Der Kies des Weges knirschte unter unseren Füßen, die Sonne schien so warm, dass wir unsere Jacken im Wagen gelassen hatten.

Leichter Wind rauschte durch die Zweige über unseren Köpfen und mich überkam ein Gefühl von Frieden und Ruhe.

Wieder erwarten gefiel es mir schließlich war ich der Typ für den Großstadtdschungel und nicht für dem Laubwald.

Lizzy schwieg seit ein paar Minuten, nachdenklich sah sie auf den Weg vor uns. Ob ich sie mit meiner Frage überrannt hatte? Es gab Momente, in denen ich den Eindruck bekam, sie würde sich innerlich von mir distanzieren. 

Sie konnte sich durchaus fallen lassen, wir lachten oft zusammen und waren uns  irgendwie vertraut. Und doch - ich hatte das Gefühl, dass sie sich zurückzog, wenn sie begann über uns nachzudenken. Sie traute mir nicht. Nicht komplett.

"Liz?", sprach ich sie sanft an und sie wandte dem Kopf, biss sich auf die Unterlippe.

"Rapha. ", gab sie zurück.  Ich mochte, wenn sie mich so nannte. "Findest du nicht, dass es viel zu früh ist, dem ganzen irgendeinen Label auszudrücken?"

Ich war mir nicht sicher, welche Antwort ich erwartet hatte aber diese war für mich ungewohnt. Die meisten Frauen, die ich in den letzten Jahren kennengelernt hatte, hätten alles dafür gegeben, sich mit meinem Label zu schmücken.

"Fang du doch an und sag mir, wie du das alles siehst.", forderte sie mich auf. Mit einem dumpfen Geräusch ließ sie die Schlaufen der Hundeleinen fallen, sodass sie nur noch die Enden in der Hand hielt. "Okay", murmelte sie und Jon und Sansa begannen, ein Stück vor uns zu laufen.

"Gut.", meinte ich zögerlich. War ich doch selbst ein wenig verwirrt von der ganzen Geschichte. Ich hatte nicht vorgehabt, mich nach Noemi wieder zu verlieben. Zumindest nicht in den nächsten zwei Jahren.  Ich wollte nach dieser Hölle meine Freiheit genießen und merkte, dass ich es erst in den letzen Wochen geschafft hatte, dass sie mich gar nicht mehr interessierte. Seit ich Lizzy kannte war Noemi nur noch ein dunkles Kapitel  welches mich aber emotional nicht mehr mitnahm.

Das war der Haken an der Sache, denn ich spürte bereits, dass ich auf dem besten Weg war, mich doch wieder zu verlieben. Vielleicht war es schon soweit und ich hatte mich ein bisschen in Liz verliebt.

"Ich mag dich sehr, Elisa. Wirklich sehr. Die Zeit, die wir miteinander verbringen, die Gespräche unseren Kontakt im Allgemeinen."

"Den Sex.", unterbrach sie mich und ich sah ein kleines Grinsen und konnte mir meines ebenfalls nicht verkneifen. Der war Wahnsinn.  Die vergangene Nacht fühlte sich an, wie ein verdammter Film.

Ich Weiß Du Kommst / RAF Camora Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt