Kapitel 26

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Elisa Weber

Unzufrieden drehte ich mich vor dem Spiegel in meinem Schlafzimmer, betrachtete meinen eigenen Anblick in dem schwarzen Bikini, den ich liebte, schön fand und dennoch stark daran zweifelte, ihn tragen zu können.

Lio spielte in seinem Zimmer, während Raphael und ich die Schwimmsachen packten, wir hatten vor, ins Freibad zu gehen. Es war kurz nach halb drei am Nachmittag und wir waren gerade erst zurück gekommen. Er hatte bereits im Kindergarten zu Mittag gegessen und freute sich aufs Schwimmen gehen.

"Wow, sexy."

Ich fuhr herum, Raphael stand im Türrahmen und musterte mich grinsend von oben bis unten,

"Na, eher so mittel.", murmelte ich während ich mich noch einmal drehte. "Ich glaub, ich zieh ihn wieder aus "

"Top Idee, eigentlich. Aber dann kommen wir heute niemals ins Schwimmbad und Lio freut sich schon."

Raphael kam herein, stellte sich hinter mich und sah über meine Schulter in den Spiegel.

"Ich bin mir so unsicher, ich habe seit Jahren keinen Bikini mehr getragen.", gestand ich. "Dabei mag ich sie eigentlich, ich will nur niemandem dieses Grauen antun."

"Wenn du ihn magst, zieh ihn an. Du siehst gut aus. Vermeide das Vermeiden."

"Ich vermeide nicht das Vermeiden. Ich sehe Tatsachen ins Auge. " Ich lachte freudlos, sah, wie schon so häufig auf meinen Bauch.

"Du bist hart zu dir.", stellte er fest. Raphael legte seine Arme um mich, ich lehnte mich an ihn, sah in unserem Spiegelbild, wie er meinen Haaransatz küsste. "Lass es an. "

"Hm..."

"Raphael Ragucci schläft mit dir, so übel siehst du nicht aus.", versuchte er zu witzeln.

"Dass du mit mir ins Bett gehst ist leider keine Auszeichnung, bei deinem Bodycount." Ich drehte mich herum, tippte mit dem Zeigefinger auf seine Brust, er umfasste geschickt meine Handgelenke, sah mir in die Augen.

"Mein Bodycount bedeutet nicht, dass ich mit jeder schlafe.", versuchte er zu kontern.

"Aber mit jeder, die nicht aussieht wie Gollum."

Raphael lachte auf.

"So schlimm ist es mit dir nun wirklich nicht. Vielleicht bist du...der Zwerg? Ohne Bart?" Er grinste,ließ meine Hände los und umfasste stattdessen mein Gesicht mit den seinen.

"Guck und den will niemand im Bikini sehen."

"Mama? Ich möchte ins Schwimmbad!" Lio unterbrach uns, stand in der Tür, seine Schwimmweste in der Hand haltend. Er liebte es, schwimmen zu gehen und freute sich entsprechend auf den Nachmittag.

"Ja, wir kommen jetzt. ", antwortete ich.

"Und lass das Teil an. Du siehst heftig gut darin aus." Raphael zwinkerte mir zu, ehe er von mir abließ.

"Lio, wollen wir schonmal die Taschen zum Auto bringen?", fragte er meinen Sohn.

"Nein, Mama soll das machen. ", gab er zurück und ich sah, dass Raphael erneut enttäuscht war, dass Lio ihn nicht sofort freudestrahlend akzeptierte. Aber das konnte er auch nicht erwarten und ich empfand es als völlig normal, dass Lio skeptisch war. Und ich sah, dass Raphael sich bemühte, dass er liebevoll und freundlich zu Lio war und seine Grenzen akzeptierte. Das war, was für mich zählte.

"Ich komme sofort.", meinte ich, während ich mir mein blassorangenes Wickelkleid anzog und in ein Paar Sandalen schlüpfte.

Raphael nahm die Taschen, ich Lio und wir machten uns mit dem Auto auf den Weg in den Nachbarort, ins ansässige Freibad. Ein kleines, eher selten überlaufendes Bad, das genug bot aber in dem man seine Ruhe hatte - ich hoffte, dass es ideal war, damit Raphael undercover blieb. Bisher wusste niemand, wo genau er war und wir beide wollten, dass das so blieb. Er hielt sich mit Instastorys zurück, postete nichts, was darauf schließen ließ, dass er sich an einem Ort befand, den seine Fans noch nicht von ihm kannten.

Ich Weiß Du Kommst / RAF Camora Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt