Kapitel 18

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Raphael Ragucci

Das riesige Schlafzimmerfenster, welches  fast den gesamten Dachgiebel einnahm, gab den Blick auf den Mond frei, der in seiner gesamten Fülle am klaren Nachthimmel stand und schon beinahe wieder am Horizont versunken war.

Er tauchte das Schlafzimmer in sein silbriges Licht vereinzelt konnte ich in der Dunkelheit sogar Sterne erkennen. Das gekippt Fenster ließ einen leichten, kühlen Luftzug hinein, welcher die fließenden, weißen Vorhänge sanft bewegte und ich hatte selten zuvor eine so romantische Atmosphäre erlebt.

Und dennoch war ich aufgewacht, weil Liz sich neben mir unruhig hin und her gewälzt hatte.

Sie lag auf dem Rücken, umhüllt von weißen Laken in einem weiten, weißen Shirt. Die Augen geöffnet, sie schien hellwach, während sie an die Decke starrte obwohl es fast vier Uhr in der Früh war.

Ich bewegte meinen Arm, schob ihn unter ihre Bettdecke und tastete nach ihrer Hand. Umfasste sie, als ich sie fand und spürte, wie sie die meine drückte. Ihre Berührung jagte dieses angenehme Kribbeln durch meinen Körper.

Sie drehte ihren Kopf, sah mich an und fast augenblicklich schlug mein Herz schneller. So bildschön, als wäre sie gemalt.

Ich hatte mich verliebt ob ich es wollte oder nicht.
Sie hatte mein kaltes Herz aufgetaut, ich hatte mich ihr geöffnet. Es war zu spät, ich steckte voll drin. Ich war bereit ihr alles zu geben, wenn sie es denn wollte.

Unwillkürlich griff ich ihre Hand fester.

"Du kannst nicht schlafen?", murmelte ich.

"Nein.", gab sie eben so leise zurück, schüttelte den Kopf ehe sie weiter die Decke anstarrte.

In meinem Hals wurde es eng. Liz war mir am Nachmittag beim Spaziergang eine Antwort schuldig geblieben und irgendwie hatte ich es bereits gespürt.

Der Abend war schön gewesen, nach unserem Dinner hatten wir noch eine Weile auf ihrer Terrasse gesessen ehe wir ins Bett gegangen waren.

Das erste Mal, dass wir zusammen ins Bett gingen, ohne miteinander zu schlafen.  Und obwohl sie sich an mich gekuschelt hatte und obwohl sie Stimmung zwischen uns gelöst schien hatte ich mitbekommen, dass  sie sich von mir distanzierte.

Als würde sie innerlich eine Jalousien herunter ziehen, damit ich nicht sah, was wirklich in ihr vorging.

Nach unserem Gespräch hatte ich mir erhofft, dass sie ein Stück weit diese Distanz und ihre Unsicherheit ablegte- doch die Gewissheit kam, dass das Gegenteil passierte.

Ich drehte mich auf die Seite, stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab. Mit der anderen strich ich federleicht über ihre Wange auf der im Mondlicht eine verdächtig feuchte Spur glänzte.

"Hey. Du weinst.", stellte ich fest. "Aber nicht meinetwegen, oder?", fragte ich und nun schlug mein Herz vor unangenehmer Nervosität schneller. "Du hast deine Antwort, oder?", wisperte ich und sah, dass sie nickte.

"Rapha, es tut mir Leid ich bin nicht der Mensch fürs Risiko. ", entfuhr es ihr. Wie tief ich in der Sache steckte bewies das Gefühl, als würde eine kalte Hand in meine Brust greifen um mein Herz in ihre Faust zu nehmen.

"Das habe ich geahnt. ", brachte ich hervor. "Du hast dich mehr und mehr zurück gezogen.", antwortete ich leise. "He, Guapa. Komm...komm ich halte dich."

Ich rückte zu ihr, nahm sie in meine Arme, als eine weitere Tränen über ihre Wange floss.

"Ich weiß, du willst das Risiko, Raphael.  Aber ich kann es nicht. Ich habe zu große Bedenken, dass es scheitert, wenn wir soviel fühlen, dass weh tut. Ich kann nicht verlangen, dass du dein Leben für mich umkrempelst und das möchte ich auch nicht. Es hängt da soviel dran. Und ich glaube mein größeres Problem ist das Vertrauen. Wie soll ich dich gehen lassen, wenn ich weiß zu was du fähig bist? Es wäre nicht fair. Ich möchte, dass wir die Sache beenden bevor wir uns verrennen."

Ich Weiß Du Kommst / RAF Camora Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt