Kapitel 28

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Raphael Ragucci

Ich ließ das Messer in meiner Hand zurück auf die schwarze Marmorplatte fallen, als ich ihre Stimme erkannte.

Dennoch war ich vorsichtig, öffnete die Tür erst nach einem Blick durch die Kamera, die mir zeigte, dass sie allein war. Ich stütze meinen Arm wie eine Absperrung an den Türrahmen, sah auf die blonde Schönheit herunter, die dort stand in Leggings, Crop Top und Sneakern, top gestylt und makellos, wie ich es von ihr kannte.

"Was willst du hier?", entfuhr es mir statt Begrüßung aber was sollte sie auch erwarten? Dass ich sie mit offenen Armen empfing, nachdem sie vor meiner Tür randaliert hatte wie ein Psycho?

"Eine Erklärung? Lass mich rein.", fauchte sie, schlug meinen Arm beiseite und spazierte in mein Appartement, als hätte ich sie eingeladen. Ich atmete durch, der Impuls, sie zu packen und wieder vor die Tür zu setzen war da, jedoch wiederstand ich diesem. Ich war verbal definitiv ein Arsch, wenn ich es darauf anlegte aber bei Gott, niemals würde ich handgreiflich werden.

"Ich habe dich nicht herein gebeten,  Selena.", fuhr ich sie an, ließ meine Wohnungstür ins Schloss fallen, während sie wie selbstverständlich bis in den Wohnbereich lief.

"Das ist mir scheiß egal. Was glaubst du eigentlich wer du bist? Du triffst dich wochenlang mit mir, gehst mit mir ins Bett, verpisst dich mit dieser hässlichen Bitch aus dem Club und beendest das mit einer WhatsApp? Blockierst mich?", brüllte Selena mich an. "Wo warst du in den letzen Tagen? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht! Kein Lebenszeichen von dir, nicht mal Instagram! Niemand sagt mir wo du bist.",  kam dann. Ruhiger, ein beinahe schon versönlicher Tonfall.

Selena kam auf mich zu, ehe ich mich versah legte sie ihre Hände an mein Gesicht. "Es ist schön, dich wieder zu sehen,  Raf. Ich bin erleichtert, dass es dir gut geht."

Fuck, offensichtlich habe ich ein Händchen für toxische Psychofrauen.

Ihr Ausbruch triggerte mich, setze verdrängte Erinnerungen frei - wie oft hatte ich eine solche Art der Auseinandersetzung mit Noemi gehabt? In einem Augenblick hatte sie mich angeschrien, mich beleidigt,  ich hatte zurück geschrien, sie gedemütigt und im nächsten Augenblick...Die Erinnerungen blitzen auf,  wie im Licht von Stroboskopen. Noemi unter mir, auf diesem Marmortresen, zerbrochene Gläser, eine Lache aus Rotwein um uns herum, Blut auf meinem Fußboden, an uns, gesickert aus einem Schnitt an meiner Hand. Soviel Wut, Hass und Leidenschaft

Die Erinnerungen waren schwammig,  dunkel als wären sie ein böser Traum gewesen, geschuldet wahrscheinlich den Substanzen, die ich während dieser Zeit zu oft in der Blutbahn gehabt hatte.

Harter Sex, kein Gefühl nur Lust, der Duft von Chanel, den ich plötzlich, so viele Monate später in meiner Nase hatte als stünde Noemi wieder neben mir.

Mir wurde übel bei diesen Bildern, ein Tiefpunkt in meinem Leben, den ich nie wieder zurück wollte. Etwas in Selenas Blick erinnere mich an Noemi. Dieses eiskalte, unberechenbare, dass ich einerseits geliebt und das mir andererseits Angst gemacht hatte.

"Nimm die Hände von mir.", sagte ich ernst, entfernte mich einen Meter von Selena, schob sie zeitgleich von mir.

"Selena, wir haben nur gefickt. Das ist vorbei,  was denkst du bitte, wer du bist?", gab ich ihre Worte zurück.

"So einfach kommst du mir nicht davon, Raf. Wochenlang schreibst du mir, datest mich und jetzt kommst du mir so? Was ich denke, wer ich bin? Die, die dir die Hölle heiß macht!"

"Spiel dich nicht auf, es nicht nicht meine Schuld, wenn du da etwas reininterpretiert hast, was nicht vorhanden war. Die Dates waren Mittel zum Zweck.", antwortete ich kalt. "Die Hölle heiß machen.. "

Ich Weiß Du Kommst / RAF Camora Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt