Kapitel 6

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Elisa Weber

Raphael war auf jeden Fall eine angenehme Gesellschaft. Viele Gedanken hatte ich mir vor diesem Treffen ja nicht gemacht - zumindest nicht über ihn als Person.

Aber er hatte mich auf eine angenehme Art überrascht. Er war charmant, nicht plump oder dümmlich, hatte Manieren und man konnte sich mit ihm unterhalten und zwar über mehr als Autos,  Bundesliga, Biersorten und Gasgrills.

Das bare Minimum war also erfüllt, ich mochte ihn und hatte tatsächlich Lust, noch ein wenig Zeit mit ihm zu verbringen.

Es war still im Parkhaus, unsere Schritte hallten von den grauen Betonwänden wieder,  während er zielsicher über das Parkdeck lief und ich ihm folgte.

Wohin das ganze führte war mir noch immer nicht ganz klar. Ein netter Abend, der wahrscheinlich alles oder nichts bringen würde. Inzwischen war ich offen für den weiteren Verlauf, denn Raphael war ein sympathischer und auch attraktiver Mann.

Er griff im Gehen in seine schwarze Lederumhängetasche, die er quer über der Brust trug und holte einen Autoschlüssel hervor, ehe er ihn drückte und vor uns die Rücklichter des Ferraris aufleuchten.

"Madame.", sagte er und hielt mir die Beifahrertür auf. Raphael hatte ein warmes, herzliches Lächeln. Bei seiner Attitüde hatte ich das nicht unbedingt erwartet. 

"Je vous remercie", antwortete ich, ehe mich in den Wagen setzte. Das Interieur aus schwarzem Leder,  elegant und irgendwie passte dieser Wagen zu ihm.

"Sprichst du französisch?", wollte er wissen. Er sprach Französisch als Muttersprache,  wusste ich aus dem Internet.

"Arthur est und perroquet.", antwortete ich trocken. Blickte hoch und stellte fest, dass ich ihn offensichtlich verwirrt hatte. Er stand dort, die rechte Hand an der Autotür,  die er eigentlich galant für mich schließen wollte.

"Was?"

"Sorry, ist eine Art Trauma.", ich kicherte. "Je parle und peu français"

"Kling ok, ma beauté."

"Dein Ernst?"

Ich musste auflachen und auch Raphael schien sich durchaus lustig zu finden. Er schloss die Beifahrertür, verkniffen sich dabei sichtlich das Lachen.

Ich schnallte mich an, während er auf dem Fahrersitz platznahm, ebenfalls den Gurt anlegte.

"Stört es dich, wenn ich das Verdeck aufmache?", fragte er, startete den Wagen und ich schüttelte den Kopf. Also öffnete er mit einem weiteren Knopfdruck das Dach.

Der starke Motor des Ferraris brummte auf, als er aus der Parklücke steuerte, wie unsere Schritte zuvor hallte der Sound vom den Wänden wieder.

Es war April, der Abend noch recht warm, obwohl die Sonne bereits lange Schatten warf. Der Himmel blau, verfärbte sich langsam ins Rot violette.

Raphael und ich schwiegen. Eine angenehme Stille, nur das Grollen des Motors und das Rauschen des Fahrtwindes waren zu hören. Die Fliehkräfte drückten mich bei jeder Beschleunigung in den Sitz.

Seine Miene hatte sich etwas verändert, er war ernster geworden. Deutlich sah ich nun den Typen vor mir, den ich aus Instastorys und Musikvideos kannte.

Ich beobachtete ihn. Er sah tatsächlich aus, wie aus seinem Insta geholt.

"Wohin fahren wir jetzt?", brach ich das Schweigen.

"Eine meiner Wohnungen liegt ein Stück von hier. Wenn.. ", er zögerte kurz,  nahm den Blick von der Straße und musterte mich. "Wenn du möchtest können wir dorthin fahren. Da haben wir Privatsphäre. In der Öffentlichkeit werde ich oft von Fans angesprochen."

Ich Weiß Du Kommst / RAF Camora Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt