2. Überraschung

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2. Überraschung

Ava

Minutenlang starre ich auf den Teststreifen, den Millie mir vorhin in die Hand gedrückt hat. Er zeigt schon lange und deutlich sein Ergebnis. Zwei blaue Striche, die ein Kreuz bilden. Ich bin schwanger. Ich trage ein Baby in mir, von einem Mann, mit dem ich nur eine einzige Nacht verbracht habe und den ich überhaupt nicht kenne. Ich breche in Tränen aus und schluchze heftig. „Ava? Süße, mach bitte die Tür auf" bittet mich Millie, die schon die ganze Zeit vor der Badtür wartet. Ich wische mir die Tränen weg und erhebe mich, öffne die Tür und zeige meiner Schwägerin den Test. „Hey, wir kriegen das hin. Jamie und ich sind immer für euch da", sagt sie und zieht mich in ihre Arme, wo ich gleich erneut in Tränen ausbreche. Für uns. Das bedeut für mich und meinem Baby. Aber konnte ich dieses Baby überhaupt bekommen? Ich würde eine miserable Mutter werden. Ich hatte keinen Job, lebte bei meinem Bruder und seiner Familie im Haus und habe nicht mal eine Ausbildung vorzuweisen. Ich habe keinen Cent Einkommen. „Ich... Ich kann das nicht", schluchze ich und Millie streicht mir sanft über den Rücken. Ich höre jemanden auf der Treppe. Jamie. Das erkenne ich allein an der Art seiner Schritte. Millie löst ihre Umarmung und stattdessen spüre ich die schützenden Arme meines Bruders um mich, was mich endgültig zusammenbrechen lässt.

Er bringt mich in mein momentanes Zimmer und wir setzen uns aufs Bett. Ich liege in seinen Armen, bin verzweifelt und weiß weder ein, noch aus.

Irgendwann sind meine Tränen versiegt und ich wische mir die Tränen weg, schaue zu meinem Bruder auf. „Geht's wieder?" fragt er mich liebevoll und ich zuckte mit den Achseln. „Weiß nicht", murmle ich und Jamie schenkt mir eins seiner sanften Lächeln, die mir so vertraut sind. Er ist 6 Jahre älter als ich, aber der Mensch, der mir am allernächstens steht. Der, der mich kennt wie niemand anderes. „Ich komme mir schäbig vor. Da habe ich einmal ein One Night Stand und lasse mich gleich schwängern. Wie soll ich mich um ein Kind kümmern? Ich kann mich ja nicht mal um mich selbst kümmern. Ich hab ja nicht mal eine eigene Wohnung, kinen Job. Und Geld schon mal gar nicht," schnaufe ich. „Hey. Wir sind auch noch da. Wir lassen dich nicht hängen. Und du kannst so lange hier bei uns wohnen bleiben, wie du willst. Hier ist genügend Platz. Einen Job kannst du dir suchen, wenn das Baby alt genug ist und Geld... hast du mehr als du denkst." „Quatsch nicht Jamie. Ich hatte genau 25 Pfund und 67 Cents in meiner Geldbörse, als du mich abgeholt hast. Und auf meinem Konto sind nicht mehr als 100 Mäuse", erinnere ich ihn. Sam hat immer dafür gesorgt, dass ich nicht viel Geld habe. Er hat mich von sich abhängig gemacht. „Ja, auf deinem laufenden Konto. Unsere Schwestern und ich haben ein Konto für dich angelegt. Dort ist dein Anteil von Dads Erbe. Wir wussten, dass Sam das Geld unter seinen Nagel reißen würde, also haben wir es für dich angelegt. Das reicht, einige Zeit über die Runden zu kommen, dir eine Wohnung, oder gar ein Haus zu kaufen", erklärt er mir und ich blinzle verdutzt. „Ich verstehe nicht...." „Du weißt, Dad hat wirklich gut verdient. Und glaubst du, wir hätten dich bei seinem Erbe einfach außen vor gelassen?" Ich schüttle den Kopf, seufze und lehne meinen Kopf an seine Schulter. „Dennoch. Ich kann mich um kein Kind kümmern", wende ich ein. „Du bist nicht allein. Und schließlich gibt es ja auch noch den Vater." „Bist du verrückt? Ich kann doch nicht einfach mit einem Kind um die Ecke kommen." Nun ist es Jamie, der schnauft. „Na wenn er sein Ding in eine Frau stecken kann, dann kann er sich auch um die Konsequenzen kümmern." Ich schaue auf und funkle ihn an. „Wir haben ein Kondom benutzt, Jamie! Glaubst du echt, ich bin so dumm, es ohne zu machen? Er kann doch überhaupt nichts dafür!" „Das habe ich doch nie behauptet, Ava. Aber ein geplatztes Kondom gibt ihm kein Freifahrtschein, sich vor der Verantwortung zu drücken, nur weil er eins benutzt hat. Auch durch einen Regenmantel kann es mal durchregnen, das weiß jeder. Also, wer ist der Vater?" will er wissen. „Du kennst ihn vermutlich nicht mal", maule ich. „Wer, Ava?" Ich verdrehe die Augen. Manchmal nervt er. „Das geht dich nichts an." „Ava! Wer?" Ich stöhne genervt und stehe auf. „Es ist egal wer! Vielleicht will ich dieses Kind überhaupt nicht!", fauche ich ihn an und verlasse das Zimmer. Ich muss raus, frischen Wind um die Nase bekommen und nachdenken.

Henry

Müde lasse ich mich in meinem Trailer aufs Bett fallen und schließe einen Moment die Augen. Mein Hund Kal stupst meine Hand an und ich greife in sein weiches Fell, kraule ihn. „Ist ja gut, mein Junge. Ich beeile mich, damit du deine Runde bekommst", sage ich und erhebe mich, reibe mir müde übers Gesicht. Ein paar schwarze Striche vom Make up sind um meine Augen noch zu sehen, aber die verschwinden mit der Dusche. Ich stehe auf, packe meine paar Sachen in meine Tasche und will gerade meinen Hund an die Leine nehmen, als mein Handy klingelt. Eine mir unbekannte Nummer erscheint auf meinem Display und ich hadere einen Moment, nehme dann aber doch ab. „Hallo?" melde ich mich und horche. „Spreche ich mit Henry Cavill?" ertönt eine männliche Stimme. „Wer möchte das denn wissen?" stelle ich die Gegenfrage. „Jamie Dornan hier. Vielleicht erinnern Sie sich. Ich bin ein Kollege", erklärt er. Dornan, na klar kenne ich ihn. Wir haben auf ein oder zwei Veranstaltungen mal angestoßen. „Natürlich erinnere ich mich. Was kann ich für Sie tun, Jamie?" frage ich ihn und ich vermute etwas Berufliches. Ich klicke die Leine in Kals Geschirr und ziehe meine Jacke über.

„Nun, ihre Bekannschaft auf der letzten Veranstaltung... sie... ist schwanger.... Von ihnen." Wie bitte? „Tut mir leid, das kann nicht sein", versichere ich ihm. Wir haben verhütet. „Glauben sie mir, es stimmt", widerspricht er und ich schnaufe. „Hören sie, ich habe keine Lust auf solche Spielchen. Ich lasse mir kein Kind von irgendwelchen Frauen andrehen", fahre ich ihn an und bezweifle nun sogar, dass es sich hier tatsächlich um Jamie Dornan handelt. „Das ist kein Spiel! Sie ist meine Schwester!" fährt er mich nun an und ich halte in meiner Bewegung inne. Ist das etwa wirklich wahr? Oh Gott. „Henry?" ertönt es am Ende der Leitung. „Ja... Ja ich bin noch dran. Gib mir bitte nen Moment", bitte ich und lasse Kal los, setze mich zurück aufs Bett und überlege. Ich werde Vater? Ist das möglich? So hab ich mir das aber nicht vorgestellt. „Ava ist also ihre Schwester?" frage ich für den Anfang. „Oh, sie erinnern sich an sie. Das ist schon mal was." Macht er sich über mich lustig? „Nur weil ich nicht verheiratet bin. Heißt es nicht, dass ich jede Nacht eine andere habe", rechtfertige ich mich etwas genervt. Der Typ hat Nerven. „Okay, tut mir leid. Das war mies. Ja, Ava ist meine kleine Schwester", entschuldigt er sich. „Und sie sind sich sicher, dass das Kind von mir ist?" Kann ja sein von nicht. „Ja. SIE ist sich sicher. Und sie können mir glauben, wenn ich sage, dass sie kaum rausgeht. Ich musste sie zu diesem Abend ziemlich überreden", erzählt er. „Hmh....", mache ich und weiß nicht, was ich sagen und denken soll. „Sie wollte nicht, dass ich Kontakt zu ihnen aufnehmen, aber ich denke, das geht euch beide an. Egal ob...." Ich werde hellhörig. „Ob was?", will ich wissen? „Ob sie das Kind bekommen wird, oder nicht", beendet er seinen Satz. „Oh", mache ich. Zieht sie es etwa in Erwägung, es wegmachen zu lassen? Da habe ich wohl ein Wörtchen mitzureden, oder? „Wie... geht es ihr denn?" frage ich. „Sie ist durcheinander. Hat Zweifel, Angst.", verrät er. Logisch. So geht es wohl jedem werdenden Elternteil. Mir auch? Vermutlich, wenn es erstmal angekommen ist. Ob ich zu ihr kommen soll? „Soll ich herkommen?" frage ich ihn. „Das ist ihre Entscheidung. Ich wollte nur, dass sie es wissen", sagt er. „Ich... will sie damit nicht allein lassen." Denn wenn das wirklich mein Kind ist, dann.... "Das ist gut", erwidert er. „Würden sie mir bitte ihre Adresse schicken? Oder ihre Telefonnummer?" bitte ich ihn. „Ich schicke es ihnen zu", verspricht er und wir verabschieden uns. Ich schaue sprachlos auf mein Telefon. Ava ist schwanger. Von mir. Ich mochte Ava. Sie ist eine besondere Frau. Und ich muss zugeben, ich war enttäuscht, als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin und sie weg war. Eine Nachricht kommt rein, mit einer Telefonnummer und einer Adresse. Einen Moment lang starre ich auf diese Nachricht und tippe schließlich eine Nachricht. „Hier ist Henry. Dein Bruder hat mich angeru...." Ich lösche die Nachricht wieder. „Hi, Henry hier...." Wieder lösche ich die Nachricht. „Aaahhhh fuck!!!" fluche ich. Das ist doch zum Mäusemelken. Was soll ich ihr schreiben? Nichts. Ich sollte zu ihr fahren und für sie da sein!

Es war doch nur ein Mal (Henry Cavill FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt