8. Weihnachten in trauter Zweisamkeit

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8. Weihnachten in trauter Zweisamkeit

Henry

Zufrieden betrachte ich Ava, die an meiner Seite geschmiegt liegt und schläft. Ich wage es nicht, mich zu rühren, aus Angst sie zu wecken. Dann würde sie vermutlich beschämt etwas von mir abdrücken. Sie lässt nur manchmal Nähe zu.
Wir haben den gesamten Tag miteinander verbracht, nachdem wir gestern, den Heiligabend mit unseren Familien verbracht haben. Sie war bei Jamie und ich wurde von Simon eingeladen. Ich hätte heute zu Nick und Charlotte gehen können, aber Ava war ebenfalls alleine, weshalb wir uns kurzfristig überlegt haben, den Tag gemeinsam zu verbringen. Mit Essen vom Bringdienst und einem Herr der Ringe Marathon. Wer hätte gedacht, dass in Ava auch ein kleiner Nerd steckt. Sie steht auf Herr der Ringe Harry Potter und Superhelden. Wir haben den ganzen Vormittag damit verbracht, über Helden, Antihelden, Bösewichte und Schurken zu diskutieren. Bis wir uns schließlich dazu entschlossen haben, Herr der Ringe zu starten. Mittlerweile läuft der zweite Teil und Ava ist eingeschlafen. Ich habe mich gewagt, meinen Arm um sie zu legen und nun liegt sie friedlich in meinem Arm. Ein Gefühl von vollkommener Zufriedenheit durchblutet mich. So lange sehne ich mich nach so einer banalen Sache. Ein Mädchen in den Armen zu halten, für der mein Herz schlägt. Nur weiß sie nichts davon und wenn sie aufwacht, wird diese körperliche Nähe im Nu vorbei sein. Ich seufze leise und versuche meine Gedanken auf den Film zu lenken, doch ich kenne ihn in und auswendig, so dass er mir kaum Ablenkung bietet. Morgen werde tatsächlich mit ihr und ihrer Familie nach Belfast fliegen. Ich muss zugeben, dass ich etwas aufgeregt bin, hre Familie kennenzulernen. Jamie und Millie kenne ich ja bereits flüchtig, aber ihre gemeinsamen Schwestern noch nicht. Ich bin gespannt, was auf mich zukommen wird. Aber wenigstens ist Ava nicht allein zwischen den ganzen Paaren. Und ich auch nicht. Das ist ein schöner Gedanke.
Ava in meinen Armen regt sich und öffnet flatternd ihre Lider. „Na, ausgeschlafen?“ frage ich schmunzelnd und erst da realisiert sie, dass sie an mich geschmiegt dasitzt. Sofort richtet sie sich auf und augenblicklich fehlt mir ihre Wärme. „Oh Gott, ich bin eingeschlafen. Das tut mir so leid“, murmelt sie beschämt und ich lächle. „Das macht doch nichts. Ich hab gehört, es soll normal sein, dass man so müde ist, in den ersten Wochen.“ Sie zieht die Achseln hoch. „Ja, mag sein. Sowas sagte Millie mir auch“, meint sie und sieht bedrückt aus. „Hey, es ist alles okay“, sage ich sanft und streiche ihr mit meinem Zeigefingerrücken über die Wange. Ihr Blick hebt sich und trifft auf meinem. Himmel, hat sie schöne Augen. Ich versinke und diesem unglaublich schönen Ozeanblau und wünsche mir so sehr, sie jetzt einfach küssen zu können. Sie bedeutet mir wahnsinnig viel, schon nach so kurzer Zeit. Ich wünsche mir eine Beziehung mit ihr, dass wir eine gemeinsame, kleine Familie sein können. Als Eltern, die sich lieben. Wenn ich nur wüsste, wie ich das angehen soll. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was sie fühlt oder denkt. Wir verstehen uns, ja. Sind mittlerweile sowas wie Freunde geworden, aber will sie wie ich auch mehr? Es ist zum verrückt werden.
Ava gähnt hinter vorgehaltener Hand. „Ich glaube, ich sollte nach Hause. Ich bin wirklich müde“, meint sie und ich nicke. „Gut, ich bringe dich“, sage ich, auch wenn ich mir wünsche, sie würde einfach bleiben, aber erhebe mich. „Henry, ich kann auch mit dem Taxi fahren. Du musst mich nicht immer fahren.“ „Aber ich möchte dich gern fahren. Wie soll ich sonst sichergehen, dass du heil zuhause ankommst?“ Ich lächle sie an, was sie mit einem lieblichen Kichern erwidert. Ich liebe diese Geräusch. „Danke“, murmelt sie und erhebt sich ebenfalls, nimmt ihre Tasche und zieht im Flur ihre Schuhe an. Ich tue es ihr gleich und helfe ihr dann in ihren Mantel, sie wie es sich für mich gehört.
Ich nehme Kal mit und lasse ihn in den Kofferraum springen, halte dann Ava die Wagentür auf. „Danke, Gentleman“ kichert Ava erneut und ich grinse. „So, wie es sich gehört“, zwinkere ich und steige auf der anderen Seite ein.
Ich fahre sie nach Hause zu Jamie und Millie, die noch nicht wieder Zuhause zu sein scheinen. Im Haus ist es noch dunkel und auch der Wagen steht nicht in der Einfahrt.
Ich begleite Sie zur Tür, wo sie sich nochmal zu mir umdreht. „Danke, fürs nach Hause bringen“, meint sie lächelnd und zu meiner Verwunderung umarmt sie mich. Ich erwidere die Umarmung und bleibe einen Moment mit ihr stehen, als sie keine Anstalten macht, mich loszulassen. Erst, als sie die Umarmung löst, lasse auch ich los und bin überrascht, als sie mir einen Kuss auf die Wange haucht.

Ava

Ich weiß nicht, woher der Mut kommt, als ich Henry umarme. Vermutlich weil ich es einfach will. Als ich vorhin in seinen Armen aufgewacht bin, habe ich mich so wohl und behütet gefühlt. Ich wünsche mir dieses Gefühl zurück und will ihn gar nicht mehr loslassen, aber ich sollte reingehen. Ich löse mich von ihm und ohne nachzudenken, drücke ich ihm einen Kuss auf die Wange. Sie fühlt sich stoppelig an, und sein köstlicher Geruch umhüllt mich. Er schenkt mir ein hinreißendes Lächeln, was meine Knie weich werden lässt. Eigentlich wollte ich mich doch gar nicht verlieben. Aber wie kann man sich nicht in Henry verlieben? Er ist charmant, witzig, liebevoll und er sieht verboten gut aus. Seine Arme sind so stark, dass sie mich wohlmöglich vor alles beschützen könnten. Aber genauso könnte er mir wehtun. Und genau davor habe ich Angst. Auch Sam war einst charmant und liebevoll gewesen, doch schon bald nachdem ich bei ihm eingezogen bin, ging der Terror los. Erst verbal und auf psychischer Ebene, dann wurde er auch körperlich brutal. Es fing mit einem festen Griff um meinem Arm an. Dann ein Schubs, und irgendwann hatte ich meine erste Ohrfeige kassiert.
Ich spüre zärtliche Fingerspitzen an meine Wange und ich zucke zusammen, schaue in warme, blaue Augen, die nicht zu Sam gehören. Vor mir steht nicht Sam, der Tyrann, sondern Henry. Der Vater meines Babys, der einfach lieb ist. „Hey, keine Angst“, sagt er sanft und Erst jetzt bemerke ich, dass ich zitterte. „T…tut mir leid, ich… sollte reingehen“, stammle ich und wende mich eilig von ihm ab, stecke mit zittrigen Händen den Schlüssel ins schloss und öffne die Tür. „Danke für alles, Henry. Gute Nacht“ sage ich eilig. „Gute Nacht“ erwidert er und schiebt ein „Bis morgen beim Flughafen“, hinterher, doch ich schließe schon die Tür hinter mir. Ich atme hastig und bemühe mich, mich zu beruhigen. Von Henry geht keine Gefahr aus. Oder…?
Ich wünsche, Jamie wäre hier. Er würde mich beruhigen. Ich rutsche an der Wand neben der Tür Hinunter und atme erleichtert aus, als ich Henrys Wagen höre, wie er vom Hof fährt. Ich bleibe sitzen und ziehe meine Beine an, lege meinen Kopf darauf. Ich will keine Angst haben. Ich will glücklich sein. Und ich will nicht an Sam denken. Ich hasse ihn!!! Er hat mein Vertrauen an die Menschheit zerstört. Ich würde Henry so gern vertrauen. Aber wie, wenn ich bei der kleinsten Annäherung so reagiere wie vorhin? Ich beginne zu weinen und hasse das, was Sam aus mir gemacht hat.
Irgendwann höre ich die Haustür neben mir und spüre den kalten Lufthauch. „Avy… was ist passiert?“ fragt Jamie, als ich zu ihm und seiner Familie aufsehe und er mein tränennasses Gesicht sieht. Er hilft mir auf und zieht mich in seine Arme, wo ich gleich wieder bitter anfange zu weinen. „Was ist denn los? Ist was passiert?“ will er wissen. „Ich hab mich verliebt. Das ist passiert“, weine ich und Jaime drückt mich noch etwas fester an sich. „Aber das ist doch was Schönes, Schwesterchen“, meint er und schiebt mich etwas von sich und sieht mich tröstend an. „Komm, zieh erstmal deinen Mantel und deine Schuhe aus und dann reden wir gleich, okay?“, schlägt er vor und ich wische mir schniefend über die Nase, lasse mir von Jamie aus dem Mantel helfen. Ich ziehe meine Schuhe aus.
Jamie hilft Millie mit Alberta, die wohl im Auto eingeschlafen ist und bringt sie ins Bett. Kurz darauf ist er bei mir, drückt mir einen warmen Kakao in die Hand.

Es war doch nur ein Mal (Henry Cavill FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt