20. Bruder und Schwester

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20. Bruder und Schwester

Ava

Am Wochenende darauf bin ich allein zuhause. Jamie ist golfen, Millie und die Mädchen besuchen ihre Mutter und Henry hat Termine in Amerika. Ich hätte mitkommen können, aber es wird Zeit, dass ich weiter am Drehbuch arbeite. Außerdem hätte Henry eh kaum Zeit für mich gehabt.
Ich sitze im Büro, habe den Roman vor mir liegen und das bereits angefangene Drehbuch von mir und Jamie. Ich schreibe und er kontrolliert später, macht Verbesserungsvorschläge. Wir sind schon wirklich gut voran gekommen und können das fertige Drehbuch hoffentlich schon bald abliefern.
Nach einiger Zeit denke ich, es reicht für heute, denn ich habe einiges geschafft. Außerdem muss ich dringend pullern. Der Zwerg drückt ganz schön auf die Blase. Ich klappe das Notebook zu und laufe ins Bad, erschrecke mich, weil ich mit meinem nackten Bruder zusammen knalle. „Jamie verdammt! Was machst du hier? Ich dachte du bist golfen“ schimpfe ich und er lacht. „Hast du mal nach draußen gesehen? Es regnet Hunde und Katzen. Wir haben ordentlich den Arsch nass bekommen“, erklärt er. „Soso und jetzt verschwinde aus dem Bad, ich muss pinkeln. Und verdammt nochmal, zieh dir was an!“ fluche ich und er grinst. „Stell dich nicht so an. Du hast mich unzählige Male nackt gesehen“, meint er, dreht sich zum gehen um, während ich mich endlich aufs Klo setze. Kurz bevor er die Tür schließt, dreht er sich nochmal um. „Gehen wir gleich was essen?“ fragt er mich. „Hau ab, und lass mich pinkeln!“ scheuche ich und werfe eine Rolle Klopapier nach ihm. Mit einem Lachen schließt er endlich die Tür. „Wenn du Zeit hast, ließ bitte, was ich geschrieben habe!“, rufe ich ihm hinterher und es ertönt ein „Okahay!“ Ich kichere, wasche meinen Hände und als ich das Bad verlasse, sitzt Jamie bereits in Boxershorts und Shirt gekleidet am Schreibtisch und ließt meine Zeilen. „Das ist gut“, lobt er, was mich zufrieden stimmt. „Ich hatte gehofft, dass du das sagst“ grinse ich und gehe in mein Zimmer, suche mir Sachen zusammen. „Wo gehen wir denn essen?“, rufe ich rüber. „Black Horse?“, schlägt er vor. „Okay!“ Ich ziehe meine Latzhose an und ein weißes Longsleeve. Die Latzhose ist meine Lieblingshose, weil sie einfach ultrabequem ist und nichts zwickt oder kneift. Das Black Horse ist ein kleines Idyllisches Restaurant mit einer vielseitigen Speisekarte, aber vermutlich würde ich eh wieder die Fisch and Chips nehmen. Allerdings sind die Canneloni dort auch der Hammer. Hm, vielleicht bestelle ich einfach beides. Ich hab echt Kohldampf. Schließlich hatte ich nur ein kleines Frühstück.  
Als ich runter gehe, vibriert mein Telefon. Eine Mail. Und als ich diese Öffne, stoße ich einen Freudenschrei aus. „Ich hab die Wohnung!“ freue ich mich. Letzte Woche habe ich mir, gemeinsam mit Henry eine hübsche Wohnung außerhalb von London angesehen. Groß genug und nur ein paar Minuten von Henry entfernt. „Schrei doch nicht gleich so“, ertönt es direkt hinter mir und ich erschrecke. Jamie lacht und drückt mir einen Kuss an die Schläfe. „Wunderbar. Ab wann kannst du rein?“ fragt er. „Willst du mich etwa loswerden?“ giggele ich und Jamie zieht die Augenbrauen zusammen. „Du weißt, dass ich dich am liebsten hierbehalten will“, stellt er klar und ich umarme ihn. „Ich weiß, Bruderherz. Aber das geht nicht. Die Vormieter ziehen in 2 einhalb Monaten aus. Ich habe also noch etwas Zeit“, erkläre ich. „Okay, dann haben wir ja noch ein bisschen Zeit, dir Möbel zu besorgen“, meint er und ich lächle ihn dankbar an. Ich hab ihm so viel zu verdanken. „Ich hab dich lieb, weißt du das eigentlich?“, lasse ich ihn wissen und er grinst glücklich. „Ich dich auch, Minilein“, erwidert er und zieht sich Schuhe und Jacke an. „Kommst du?“ will er wissen und auch ich steige in meine Schuhe. Schnaufe beim Schnürsenkel binden. „Bald bin ich zu fett zum Schuhe zubinden.“ Jamie lacht und hält mir meinen Mantel hin, in den ich hinein schlüpfe.
Und keine 15 Minuten später sitzen wir wieder im Warmen und schauen in die Speisekarten. Ich blättere hin und her und kann mich einfach nicht entscheiden. Fish and Chips, oder die Canneloni? Oder beides? Aber die Muschelsuppe ist auch so lecker. „Menno. Ich kann mich nicht entscheiden. Was nimmst du?“ frage ich meinen Bruder, der die Karte bereits wieder zugeklappt hat. „Den Chilli Bacon Burger“, meint er und eigentlich hätte ich das wissen müssen. Mein Bruder ist ein Burgerjunkee. Und er liebt es scharf. „Hm… ne“, murmle ich und die Bedienung kommt, um die Getränke zu bringen und die Bestellung aufzunehmen. „Schon was gefunden, oder soll ich gleich nochmal wiederkommen?“, fragt sie und ich klappe die Karte zu. „Nein, bin so weit. Ich hätte gern die Muschelsuppe und dann die Fish and Chips. Und zum Nachtisch die Creme Brulée“ entscheide ich schließlich und Jamie grinst. Ja ich weiß, soviel esse ich eigentlich nie. Aber was soll ich sagen, mein Baby ist ein Cavillbaby und das kommt anscheinend nach seinem Vater. Der nämlich kann während einer einzigen Mahlzeit das verdrücken, was ich sonst über den ganze Tag verteilt esse. Jamie bestellt Zwiebelringe und seinen Burger mit Pommes. Auf den Nachtisch verzichtet er vorerst.
„Oh, du glaubst nicht, wen ich letztens getroffen habe“, meint Jamie irgendwann, während er sich seine Zwiebelringe schmecken lässt. „Wen?“ will ich wissen und nehme einen weiteren Löffel der super leckeren Suppe. „Jooohnnyyyy“, macht er in betont hoher Stimme und zieht den Namen in die Länge, was mich zum Lachen bringt. „Und du hattest Recht. Er ist sowas von schwul“, grinst er und ich lache erneut. „Ich habs doch immer gesagt.“ Johnny war eine Zeit lang mein Freund, während ich nach London studierte. Aber nicht sehr lange. In sexueller Hinsicht hatte er so gewisse Vorzüge, womit ich nicht dienen konnte. Also gingen wir irgendwann getrennte Wege. „Er hat nie den Eindruck gemacht, weshalb es mich doch überrascht hat“, meint Jamie. „Ja, nach außen hin war er der Inbegriff eines Mannes. Aber ich hab ihn durchschaut“, griene ich. „Hat er einen Freund?“, will ich wissen. „Einrn Ehemann. Groß, stark, sonnengebräunt. Er schien bis über beide Ohren verknallt. Ich soll dir übrigens liebe Grüße ausrichten“, bekundet er und ich lächle. „Schön, das freut mich für ihn.“ „Du hattest immer einen Hang zu komischen Kerlen. Abgesehen von Henry waren sie doch alle nicht ganz normal.“ „Hey. Das kannst du so auch nicht sagen. Johnny, ok. Und Miguel vielleicht. Von Carl mal ganz abgesehen und über Sam müssen wir nicht reden, aber Ian war ein lieber Kerl. Ist er heute noch“, wende ich ein und Jamie lacht. „Siehst du…? Ja Ian ist ein feiner Kerl. Ich glaube, er liebt dich immer noch ein bisschen“, grinst er. „Die Vermutung hatte ich auch. Aber das ist vorbei. Ich liebe Henry sehr. Außerdem hat Ian mittlerweile zu viel Bauch“, grinse ich. „Und zu wenig Haare“, komplettiert Jamie und wir lachen. „Henry war ganz schön eifersüchtig auf ihn“, erzählt mein Bruder grinsend. „Ernsthaft?“ Ich bin etwas verwundert. Schmunzelnd antwortet mir Jamie. „Oh ja. Er wollte ihm am liebsten eins auf die Nase geben, ihn von der Bühne schubsen um dich dann zu küssen.“ Etwas sprachlos sehe ich ihn an und denke an den Abend zurück. Mir ist nichts aufgefallen. Aber dann denke ich an den Morgen danach. Als Henry mir seine Liebe gestanden hat. Ich grinse. „Du hast ihm gesagt, er soll mir sagen, was er fühlt. Du hast ihm verraten, dass ich mich in ihn verknallt habe“, errate ich und Jamie lacht. „Schuldig“, gibt er zu.

Es war doch nur ein Mal (Henry Cavill FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt