25. Der wahrgewordene Alptraum

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25. Der wahrgewordene Alptraum

Henry

Die Tage vergehen und jeden Tag ist meine Tochter für zwei Mal am Tag für etwa eine Stunde bei ihrer Mama. Seitdem geht es ihr gut, sie wächst und trinkt gut. Doch bei Ava verändert sich nichts. Die Wunden heilen, ja. Aber sie will einfach nicht wach werden. Wogegen wehrt sie sich? Was hält sie zurück? Ihrem Zustand nach könnte sie längst wach werden, doch Ava will nicht. Manchmal dauert es mehrere Wochen, gar Monate, sagt der Doc. Ich habe nicht mehr viel Zeit, um meiner Tochter einen Namen zu geben. Dieses Warten, nicht wissen, was kommt, macht mich wahnsinnig.

Die Polizei hat auch noch immer keine neuen Hinweise auf den Täter. Sam ist zwar vom Erdboden verschluckt, doch ob er der Täter war, lässt sich nicht beweisen. Sie brauchen Avas Aussage.
Ich seufze, klappe das Buch zu, aus dem ich Ava vorgelesen habe und sehe auf die Uhr. Jamie ist ganz schön spät dran. Sieht ihm gar nicht ähnlich. Eigentlich will ich Ava nur ungern allein lassen, aber unser Baby braucht mich. Es fällt mir schwer, immer zwischen ihnen hin und her zu pendeln, wo ich doch am liebsten alle beide die ganze Zeit um mich hätte. Vorzugsweise gesund und bei Bewusstsein, aber da muss ich mich wohl in Geduld üben.
Ich lege das Buch zur Seite und erhebe mich, beuge mich über Ava und drücke ihr einen Kuss an die Stirn. „Ich muss leider los. Jamie kommt bestimmt gleich. Renn nicht weg, ja? Ich schau später nochmal bei dir rein. Ich liebe dich“, sage ich, streiche ihr pber die Wange, die noch immer Grün und Blau schimmert und verlasse ihr Zimmer, gehe ins Treppenhaus, um zu meinem Baby zu gelangen.
Ein Arzt, groß udn breitschultig, den ich bisher nicht kenne, kommt mir entgegen und ich begrüße ihn. Er nickt mir zu und im Augenwinkel lese ich den Namen „Dr. Abdulla“. Ich stutze, denn das ist definitiv nicht Dr. Abdulla. „Doc“, spreche ich ihn an und er dreht sich mir halb zu. „Kann ich ihnen eine Frage stellen?“ bitte ich und komme wieder eine Stufe auf ihn zu. „Tut mir leid, ich bin in Eile“, meint er distanziert und will weitergehen, doch ich halte ihn am Handgelenk zurück. Ich weiß nicht, womit ich gerechnet habe, aber der Schlag, der mich trifft, ist so kräftig, dass ich ins Straucheln komme. Ich stolpere drei Stufen hinunter, wobei ich ihn mitziehe. Wir stürzen und ich schlage mir den Kopf an der Wand ein. Mein Blick verschwimmt und ehe ich wieder klar sehen kann, kassiere ich einen weiteren Schlag. Es besteht für mich kein Zweifel, dass es sich bei dem Typen um Sam handelt. Ich hieve mich auf die Knie und will aufstehen, doch es legen sich seine Hände wie ein Schraubstock um meinen Hals und drücken zu. Ich bekomme keine Luft, umklammere seine Handgelenke und stemme mich mit aller Kraft gehen ihn. Der Typ ist extrem stark und weil ich keine Luft bekomme, habe ich keine Chance. Er drückt meinen Kehlkopf und mein Blick verschwimmt erneut. Meine Sinne verlassen mich, während ich nach Luft ringe. Meine Kräfte lassen nach und ich weiß, ich stehe kurz vor der Ohnmacht. Wars das? Kann mich der Typ, der meiner Freundin das Leben zur Hölle gemacht hat, einfach so ausschalten? Aber was passiert dann mit Ava? Er wird sie umbringen. Aber ich kann nicht. Ich kann nichts tun. Er ist einfach zu Stark. Mir fallen Elvas Worte ein, die sie gesagt hat. Ob ich die Muskeln hätte, um Ava zu beschützen. Ja, habe ich gesagt, doch all die Muskeln nützen mir jetzt nichts. Nicht wenn dein Gegenüber genauso stark ist und die Oberhand hat. Nicht, wenn einem die verdammte Luft abgedrückt wird. Ich habe Elva enttäuscht. Habe Ava enttäuscht. Die Dunkelheit greift unnachgiebig nach mir und mein Griff um seine Handgelenke lockert sich, während sich meine Lider flackernd schließen. Ich habe versagt
Irgendwo am Rande vernehme ich ein Geräusch und dann eine Stimme. „Sam“, sagt diese erschrocken und voller Abschaum. Jamie! Es ist Jamie. Noch einmal und unter großer Anstrengung öffne ich die Augen und erkenne, dass mein Angreifer kurz aus dem Konzept gebracht wurde. Das ist meine letzte und einzige Chance. Mit allerletzter Kraft, erhebe ich mich und lasse mich mit all meinem Gewicht gegen ihn sinken, so dass er einen Schritt nach Hinten macht. Er tritt ins Leere und fällt. Und reißt mich mit sich. Und dann umgibt mich die Dunkelheit.

Jamie

Ich habe mich von Millie und den Mädchen verabschiedet und mache mich auf dem Weg zum Krankenhaus. Ich komme etwa drei Meilen weit, als das Auto beginnt zu stottern und schließlich ausgeht. Ich kann es gerade noch an den Straßenrand lenken und fluche. „Was bitte soll das jetzt?“ Mein Wagen ist tip top in Ordnung, war doch erst vor Kurzem beim alljährlichen Check up. Ich versuche, den Motor zu starten, doch mehr als ein Rödeln kommt nicht. Ich schlage fluchend aufs Lenkrad und sehe auf die Tankanzeige. Leer? Was soll der Scheiß? Ich war doch erst tanken! Verdammt nochmal. Wütend steige ich aus, schlage die Tür zu und verfluche mich, nicht den Hybrid genommen zu haben. Mit dem wäre ich jetzt wenigstens noch bis zur Tankstelle gekommen. Ich wäge ab, ob der Weg zur Tankstelle, oder nach Hause der Kürzere ist. Eindeutig der nach Hause. Ich kann den Wagen tauschen und von unterwegs einen Abschleppdienst rufen. Ich muss zu Ava! Ich bin schon jetzt ziemlich spät dran. Ich schließe den Wagen ab und ziehe meine Kapuze über den Kopf. Muss es jetzt regnen?
„Was machst du denn schon wieder hier?“ fragte Millie überrascht, als ich völlig durchnässt wieder Zuhause ankommen. „Mein Wagen ist liegen geblieben. Ich vermute einen geplatzten Benzinschlauch. Jedenfalls ist der Tank leer“, erkläre ich schnaufend und gehe mich umziehen. Ich verabschiede mich erneut und fahre nun mit Millies Wagen los. Diesmal ohne Zwischenfälle. Ich erreiche das Krankenhaus, gehe den Flur entlang und betrete schließlich das Treppenhaus. Ich gehe ein Stockwerk hoch und wundere mich über die unbekannten Geräusche. Ich sehe zwei Gestalten und dann erkenne ihn. „Sam“ sage ich entsetzt und sehe, wie er jemanden zu würgen scheint. Henry? Sam schaut zu mir, Überraschung tritt in sein Gesicht. Ich kann erkennen, wie sich Henry unter großen Anstrengung erhebt und lehnt sich gegen Sam. Beide stürzen die Treppe runter und ich setze mich in Bewegung, doch ich bin zu spät.

Es war doch nur ein Mal (Henry Cavill FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt