12. Mr. und Mrs. Cavill

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12. Mr. Und Mrs. Cavill

Ava

Wie blieben noch bis zum 2. Januar in Belfast, wo ich die meiste Zeit einfach entspannte und nur kleine Spaziergänge mit Henry und Kal unternahm. Ansonsten wurde ich von meiner gesamten Familie liebevoll umsorgt. Gestern sind wir nach London zurückgekehrt und schon heute sitze ich neben Henry im Auto, der uns nach Jersey fährt. Nun ist es an der Zeit, seine Eltern kennenzulernen. Ich bin aufgeregt, versuche aber, mir nichts anmerken zu lassen.
Wir fahren bis Poole an der Südküste mit dem Wagen, und setzen dort auf die Fähre. Die Überfahrt dauert eine ganze Zeit, aber sie ist ruhig und angenehm. Wir hätten auch fliegen können, aber Henry liebt die Fahrt mit der Fähre und ich will ihm das nicht verwehren.
Während der Überfahrt kann ich mich etwas bewegen und frische Luft schnappen. Wir sitzen an Deck und ich bin dick in meinen Mantel gehüllt. Henry hat mir seinen Schal umgebunden, weil ich noch immer friere, und das obwohl hier ganz anderes Klima herrscht, als in Nordirland. Wir haben knapp 8 Grad, und es ist auch nickt sonderlich windig, dennoch bin ich froh, dass Henry mir Wärme spendet.
Ich habe viel nachdenken können, in den letzten Tagen. Es wird Zeit, meine eigenen Wege zu gehen. Ich kann nicht ewig bei Jamie und Millie wohnen bleiben. Ich will mir eine Wohnung suchen. Und einen Job. Es wird sicher möglich sein, etwas als Übersetzerin zu finden.

Wir nähern uns der Insel und ich muss zugeben, dass meine Nervosität steigt. Henry scheint dies zu merken, denn er streicht mir mit den Lippen über die Wange. „Mach dir nicht so viele Gedanken“, sagt er dann. „Meine Eltern freuen sich schon auf dich.“ Ich seufze. „Und wenn sie mich nicht mögen?“ wende ich ein. „Aus welchem Grund denn?“ „Na… vielleicht bin ich nicht genug für dich…“ „Das entscheide ich immer noch selbst“, grinst er und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Ich weiß, er meint es lieb, aber das hilft mir nicht wirklich. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als abzuwarten. Jamie sagt, ich soll einfach ich selbst sein, es wäre ein Ding der Unmöglichkeit mich nicht zu mögen. Witzbold. Das ist definitiv gelogen, denn mir fallen auf dem Schlag mehrere Leute ein, auf die das nicht zutrifft.

Henry fährt den Wagen von der Fähre und ich bin verzaubert vom Anblick, des kleinen, malerischen Städtchens, welches sich vor mir ausbreitet. „Zauberhaft“, raune ich und Henry wirft mir ein Lächeln zu, was meine Knie weich werden lässt. Wie gut, dass ich sitze. Sein Lächeln haut mich jedes Mal aufs Neue vom Hocker. Ich muss mich beinahe jeden Morgen selbst kneifen, um zu realisieren, dass er tatsächlich da neben mir im Bett liegt. Dass es wirklich seine Arme sind, die mich halten, seine Lippen, die mich küssen. Es fällt mir mit jedem Mal schwerer, ihm zu wiedersehen, wo ich doch weiß, wie er sich anfühlt. Außerdem hatte ich mich schonen sollen. Die Blutungen haben aufgehört und meine Ärztin ist zufrieden mit mir. Ich habe das Go von ihr bekommen, zu tun, was mir gut tut. Ich soll es nur nicht übertrieben. Ich wollte es langsam angehen lassen mit Henry und er ist überaus geduldig, auch wenn es ihm schwer fällt. Das habe ich mehr als ein Mal gesehen. Aber er drängt mich nicht.
Henry fährt uns zu einem Apartment, das er für die nächsten Tage gemietet hat. Es überrascht mich, dass wir nicht bei seinen Eltern übernachten, aber er möchte sichergehen, dass ich genügend Gelegenheit bekomme, zur Ruhe zu kommen. Es ist süß, wie Henry sich um mich kümmert, und wie er sich sorgt. Das ist zugegeben ungewohnt für mich. Das kenne ich eigentlich nur von meiner Familie.
Henry nimmt Kal an fer Leine und unsere Taschen, so dass ich nur mein Kissen tragen muss, welches ich auf die lange Fahrt hin mitgenommen habe.
Lange bleiben wir nicht und ich muss den Anblick vom Balkon aus auf später verschieben, denn Henrys Mutter erwartet uns zum Kaffee. Eigentlich bin ich müde und würde mich gern etwas ausruhen, aber ich will nicht unhöflich sein und Henrys Eltern warten lassen. Meine Eltern haben immer auf Pünktlichkeit bestanden.
Henrys Eltern empfangen uns liebevoll und ich bin überrascht, als sie auch mich in die Arme schließen. Sie sind sehr herzliche Menschen und ich muss unweigerlich an meine eigenen Eltern denken. Sie fehlen mir unglaublich. Seit meiner Schwangerschaft mehr denn je.
„Kommt rein, es ist kalt. Wir haben den Kamin an“, bittet Henrys Vater, der sich mir als Colin vorgestellt hat. Colin war der Zweitname meines Dads und ich lächle. Henry nimmt mir meinen Mantel ab und ich streife mir wie er die Schuhe von den Füßen. Es ist muckelig warm hier im Haus und gemütlich. „Setzt euch“, bittet Marianne und kommt kurze Zeit später mit Kaffee, Tee und Kuchen. „Trinkst du Kaffee? Oder lieber Tee?“ fragt sie mich und ich setze zu einer Antwort an. „Eigentlich trinkt sie am liebsten Kakao“, sagt Henry und ist schon aufgestanden. „Ich mach dir einen.“ „Nein, bitte. Macht euch keine Umstände. Tee reicht vollkommen“, wende ich ein, doch Henry ist schon auf den Weg in die Küche. Ich seufze und Marianne lacht. „Gewöhn dich dran. Henry ist immer besorgt und bemüht“, lächelt sie. „Ja, ist er“, sage ich und erwidere ihr Lächeln. „Wie fühlst du dich? Henry sagte, du hättest leichte Blutungen gehabt“, erkundigt sie sich und ich wundere mich, dass sie davon weiß. Aber eigentlich ist es nur logisch oder? Ich hätte meine Mom auch um Rat gefragt. Oder vielleicht doch eher Dad. Er war der Baby und Schwangerschafts Fachmann. „Ähm, es ist alles gut. Die Blutungen haben aufgehört“, erkläre ich und Marianne wirkt erleichtert. "In welcher Woche bist du eigentlich genau? Henry konnte mir das nicht beantworten“, möchte sie wissen. „In der 13. Die kritischen Wochen sind also vorbei. Möchtet ihr ein Bild sehen?“ frage ich und die Augen der werdenden Großeltern leuchten. „Sehr, sehr gern“, meint Marianne und ich hole meinen Mutterpass aus meiner Tasche und reiche ihnen das Bild. Henry kommt mit einem großen Becher Kakao zurück ins Esszimmer und als ich hineinschaue, bin ich gerührt. „Sogar mit kleinen Marschmallows. Danke, das ist lieb“, freue ich mich und Henry drückt mir einen sanften Kuss an die Schläfe. „Ich weiß doch, was dir schmeckt“, merkt er an und Marianne wirft uns zuerst einen überraschten, dann einen sanften Blick zu. Dann wendet sie sich wieder dem Ultraschallbild zu. „Wisst ihr denn schon, was es wird?“ fragt Colin und Marianne antwortet ihm. „Schatz, dafür ist es doch noch viel zu früh“, klärt sie ihn auf und ich lächle. Die beiden sind süß zusammen. Noch immer so verliebt, nach all der Zeit. „Na, hätte ja sein können. Die Medizin ist doch schon so weit“, wendet er ein. „Tatsächlich wäre das durch eine Blutuntersuchung möglich, aber das möchte ich meinem Baby nicht antun. Die Gesundheit idt das wichtigste und das ist alles in Ordnung ist“, erkläre ich. „Du kennst dich also aus?“ fragt Colin nach. „Naja, nicht wirklich. Man schnappt so einiges auf…“ winke ich ab. „Von deinen Geschwistern?“ harkt Marianne nach. „Auch, aber eher von meinem Vater. Er war Professor der Gynäkologie und Geburtshilfe“, erzähle ich stolz. „Interessant“, meint Colin. „Ja, mein Dad war ein angesehener Mann. In Belfast ist der Name Dornan berühmt. Aber nicht wegen des Schauspieltalents meines Bruders“, kichere ich und Henrys Eltern lachen. Henry schmunzelt und zwinkert mir zu. Ja, ich weiß was er denkt. Ich glaube, seine Eltern mögen mich und das beruht sich auf Gegenseitigkeit.

Henry

Zufrieden schaue ich zu, wie sich Ava mit meinen Eltern bekannt macht. Ich hab gewusst, dass Avas Bedenken unbegründet sind. Meine Eltern lieben sie schon jetzt. Und ich glaube, Ava kann meine Eltern auch gut leiden. Sie unterhalten sich angeregt. Nicht nur über Schwangerschaften, sondern auch über Irland. Ich habe meiner Freundin nämlich nicht gesagt, dass mein Großvater Ire war. Der Vater meiner Mutter kam aus Cork, bevor er als Kaufmann nach Frankreich kam und dort schließlich meine Großmutter kennenlernte, die zwar von Jersey kam, aber in Frankreich studierte. Nun reden die beiden Frauen von den Sitten und Gepflogenheiten der Iren, deren Akzent, den meine Mom bei ihr gleich erkannt hat, das großartige Essen dort und natürlich das Wetter. Mein Vater zwinkert mir zu, und ich weiß, er denkt das gleiche wie ich. Ava ist wundervoll.

Wir bleiben zum Abendessen, wobei Ava meiner Mom beim Kochen hilft und ich Dad im Keller zur Hand gehe, wo er liebevoll eine Babywiege wieder herrichtet. Darin hat zuletzt Sue, die kleine Tochter meines Bruders Simon und bislang die Jüngste der Cavill Enkelkinder, geschlafen. Dad hat die mehreren Schichten Lack abgebeizt und schleift nun die letzten Farbreste mühevoll mit der Hand ab. „Mit dem Anstrich warte ich, bis wir wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird“, erklärt Dad und ich lache. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich im Stande bin, ein Mädchen zu zeugen. Die Chance ist äußerst gering, Dad“, erinnere ich ihn und er schmunzelt. „Ja, das ist richtig. Sue war nach 7 Enkelsöhnen eine echte Überraschung. Aber wer weiß“ zwinkert er. „Und letzten Endes ist es egal. Wie Ava schon sagte, die Gesundheit ist das Wichtigste.“ Recht hat er. Es ist mir egal, ob ich einen Sohn oder eine Tochter bekomme. Hauptsache es ist gesund.
„Bist du aufgeregt?“ fragt mich Dad und ich sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Ist wohl jeder werdende Vater oder?“ vermute ich und er lacht. „Allerdings. Auch beim 5 Kind kann man die Aufregung und Nervosität nicht ablegen“, meint er und ich nicke. „Ich hoffe, es geht alles gut. Ich mache mir die ganze Zeit über Gedanken über die Zukunft. Zwischen Ava und mir läuft es gut, aber wir sind noch ganz am Anfang. Wie wird es sein, wenn das Baby da ist? Wo wird sie wohnen? Ich wünsche mir, dass sie bei mir ist, aber ich weiß nicht, wie sie das sieht. Sie hat eine Menge durchgemacht“, gebe ich zu bedenken. „Mein Junge. Ich kann dir da nur einen Rat geben“ meint er und legt seine Hand auf meine Schulter. „Reden, reden, und nochmal reden. Das ist das Wichtigste.  Und ehrlich zueinander zu sein.“ Ich nicke und schaue zu, wie er weiter Strebe für Strebe mit der Hand abschleift. „Darin hast du auch schon gelegen“, meint er und scheint in Erinnerungen zu schwelgen. „Du hast in den ersten Monaten so viel geschlafen. Deine Mom hat ständig nachgeschaut, ob du noch atmest. Du warst so tiefenentspannt, aber mit einem unbändigen Hunger“, sagt er und lacht. „Und den hast du heute noch.“ Ich grinse. „Manchmal“, schmunzle ich und dann lache ich mit Dad.
Mom ruft zum Essen und anschließend, als alles aufgeräumt ist, fahre ich mit Ava zurück zum Apartment. Sie hat sich etwas Ruhe verdient. Sie hat darauf bestanden, Mom zur Hand zu gehen, was meine Mutter nur wiederstrebend zugelassen hat. Schließlich wäre Ava ihr Gast. Aber Miss Dornan scheint da genau so sturr zu sein, wie meine Mom.
Ava lässt sich geschafft aufs Sofa fallen und nachdem ich meinen Hudn versorgt habe, setze mich neben ihr. Das sie sogleich meine Nähe sucht, gefällt mir. Ich lege den Arm um sie und streiche ihr über den Rücken. „Ich mag deine Eltern“, sagt sie irgendwann und zieht ihre Füße aufs Sofa. „Und sie mögen dich. Was mich aber keineswegs überrascht.“ „Weil sie all deine Freundinnen gemocht haben?“ vermutet sie und ich lache auf. „Keines Wegs. Ich habe höchstens der Hälfte meiner Freundinnen meinen Eltern vorgestellt. Mom ist da etwas… vorsichtig.  Aber bei dir wusste ich einfach, dass sie dich mögen wird. Weil du genau das bist, was sie sich für mich immer erhofft hat“, erkläre ich und Ava schaut auf. „Was genau meinst du damit?“, will sie wissen. „Weil ich bei dir einfach so sein kann, wie ich bin. Ich habe mir das nie eingestehen wollen, aber ich war immer so, wie meine Freundinnen mich haben wollten. Die eine wollte ne Sportskanone, also war ich öfter als sonst im Fitnessstudio. Die eine war verrückt das Pferden, also hab auch ich reiten gelernt. Eine andere möchte nicht, wenn ich Computerspiele spiele, also habe ich es gelassen.“ „Aber wieso hast du das gemacht?“ fragt sie mich und ich seufze. „Weil ich ihnen gefallen wollte. In jeder Hinsicht.“ „Aber du bist doch wunderbar, so wie du bist“, meint sie und ich lächle sie an. „Und genau deshalb mag dich meine Mom“, mache ich ihr klar und hauche ihr einen Kuss auf die Lippen. „Und genau deshalb liebe ich dich“, füge ich hinzu und Ava sieht mich etwas erschrocken an. Ich erwarte keine Antwort, sondern küsse sie erneut. Und die Art, wie sie diesen Kuss erwidert, ist mir Antwort genug. Ich ziehe sie eng an mich und sie klettert auf meinen Schoß, vertieft die Küsse. Gott, wie verrückt sie mich macht.

Es war doch nur ein Mal (Henry Cavill FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt