Dieser Oneshot ist mir ungewohnt schwer gefallen. Angefangen habe ich es direkt nachdem ich Staffel 2 geschaut hab, aber dann ging es nur in sehr langsamen Schritten voran.
Vielleicht bin ich einfach ein wenig aus der Übung, wenn es um Crowley und Erziraphael geht. Aber das wird hoffentlich besser xDDieser Oneshot hat kleinere Spoiler zur neuen Staffel, aber nichts wirklich Wichtiges.
Apropos: Ich hab außerdem angefangen, das Ende von Staffel 2 aus Crowleys Sicht zu schreiben. Würde euch das auch interessieren?
Und falls jemand mit mir darüber diskutieren will, schreibt mir gerne ^^Aber gut, jetzt erstmal zum Oneshot.
______________________________________Alles beginnt mit Crowleys Flügel.
Es ist noch vor Anbeginn der Zeit, als das Universum gerade erst entsteht, ein Wirbel aus Abermillionen Sternen und Planeten, darunter auch die Erde.
Crowley versteht damals noch nicht, was an der Erde so wichtig ist. Er findet Alpha Centauri viel schöner.
Zu dieser Zeit, am Anfang der Zeit, erstrahlen die Federn seiner Flügel noch in reinem Weiß. Und er ist nicht allein.
Nicht nur das Universum nimmt in dieser Sekunde seinen Anfang, sondern auch etwas Kleineres; etwas Wundervolles und Ungreifbares.
Ein Engel schwebt neben ihm, Erziraphael, und er sieht Crowley an, als hätte er die Sterne in den Himmel gesetzt. Was Crowley tatsächlich tat.
Die freundlichen Worte und das staunende Gesicht wärmen sein Innerstes, und als der Funkenregen beginnt, schirmt er den Engel instinktiv davor ab. Er fühlt, dass er gerade etwas Wertvolles gefunden hat.
Sein Flügel breitet sich aus wie ein schützendes Dach über Erziraphaels Kopf.
Und als die Sterne auf sie hinab regnen, blicken sie beide hinab in die Tiefen ihres Universums, das noch so jung ist. Sie erahnen nicht, was dort alles auf sie wartet.Das zweite Mal beginnt es mit Erziraphaels Flügel.
Crowleys Federn sind schon lange nicht mehr weiß, als er in dem Garten, wo alles anfängt, auf einen Engel trifft.
Er stellt sich wieder einmal zu viele Fragen. Das hat ihn schon beinahe alles gekostet, sein Engelsdasein auf jeden Fall; aber als Dämon interessiert es keinen mehr, wie sehr er über Gottes Pläne grübelt. Oder ob er andere dazu verführt, verbotene Äpfel zu kosten. Manchmal genießt er es sogar. Die Freiheit.
Nur der Engel, Erziraphael, scheint sich darum zu sorgen.
Gemeinsam stehen sie auf der Mauer, die den Garten schützend umschließt, und beobachten die ersten Menschen, wie sie die Herausforderungen des Lebens meistern. Seltsame Geschöpfe. Aber Crowley hat sie dennoch lieb gewonnen, oder zumindest wird er das noch.
Erziraphael neben ihm macht sich offensichtlich schreckliche Sorgen um Gut und Böse, also unternimmt Crowley einen Versuch, ihn aufzumuntern. Und prompt findet er heraus, dass in diesem Engel viel mehr steckt, als er angenommen hat.
Ohnehin ist Erziraphael der einzige hier, mit dem sich eine Unterhaltung lohnt, aber plötzlich ist es mehr als das. Er versucht es zu ignorieren, dieses plötzliche Aufflammen, das durch seinen Körper schießt und ihm für einen Augenblick bewusst macht, wie es war, ein Engel zu sein. Dieses plötzliche Aufflammen von etwas... Menschlichem.
Über ihnen blitzt und donnert es, und schon bald setzt der erste Regenguss in der Geschichte ein. Crowley spürt keinen Tropfen des Himmelswassers. Erziraphaels Flügel, der sich schützend über ihm ausbreitet, schirmt ihn vor allem ab.
An diesem Tag beschließt Crowley, dass Regen zu seinen Lieblingsdingen zählt.Als sie diesmal nebeneinander im Regen stehen, sieht niemand ihre Flügel.
Zugegeben, im St James Park in London, in dem es vor Menschen nur so wimmelt, würde das auch zu viel Aufsehen erregen. Trotzdem verspürt Crowley den Instinkt, seinen Freund zu schützen.
Nach einem Essen im Ritz haben sie beschlossen, noch eine Runde spazieren zu gehen. Ein wenig die Freiheit zu genießen. Noch ein bisschen mehr Zeit zu zweit zu verbringen.
Dann fallen die ersten Tropfen vom Himmel, und schon bald prasselt der Regen auf sie nieder.
"Oh je." Erziraphaels Mantel ist bereits von dunklen Flecken übersät. "Wir hätten besser auf das Wetter achten sollen. Suchen wir lieber etwas zum Unterstehen."
"Kein Problem, Engel." Crowley greift in die Tasche seiner Jacke, die möglicherweise von innen ein wenig größer ist, und zieht einen Regenschirm hervor. Rasch spannt er ihn auf und hält ihn über sie beide.
Erziraphaels Lächeln ist sanfter als der Regen.
"Gut ausgestattet", sagt er.
Crowley fühlt Nässe an seinem Rücken und rückt ein wenig näher. Sie sind beide stehen geblieben. Um sie herum weicht der Boden auf, und es ist leer geworden. Nur noch vereinzelt eilen Passanten vorbei.
Der Engel und der Dämon sehen einander an, während der Himmel sich über ihnen ergießt. Irgendwie kann Crowley nichts anderes mehr sehen als Erziraphaels Augen, nun so nah. Er hält den Schirm über seinen Freund wie den Flügel, und plötzlich ist er froh, dass es kein Flügel ist.
Am Anfang waren sie Engel, zwei Geschöpfe des Himmels, die einander inmitten eines riesigen Universums gefunden hatten. Dann waren sie Gegner, Schwarz und Weiß, die etwas taten, das gegen alle Regeln verstieß. Jetzt sind sie nichts
davon. Irgendwo in der Mitte des Graus haben sie eine eigene Welt gefunden, in der sie leben wollen. Einen winzigen Fleck auf einem kleinen Planeten in einem großen Universum. Ein Buchladen und ein Bentley voller Pflanzen. Und jemand, der sie versteht.
Crowley ist schon lange kein Engel mehr, aber eigentlich will er auch kein Dämon sein. Mit Himmel und Hölle ist er fertig, er braucht sie nicht.
Er will etwas, das ihm immer unmöglich erschien.
Wie das größte Wunder von allen.
Menschlich. Er will menschlich sein.
Mittlerweile weiß er eine ganze Menge über Menschen, und vor allem weiß er eines: Menschen lieben es, zu zweit unter einem Regenschirm zu stehen. Etwas Romantischeres gibt es nicht.
Und jetzt steht Crowley hier und Erziraphaels Lächeln lässt sein Inneres von Neuem brennen, nur auf eine gute Art. Er fühlt sich gefangen in einer Trance, ist sich plötzlich seiner Umgebung bewusst, spürt jedes Detail. Ob es sich so anfühlt, menschlich zu sein? Ist es das?
Erziraphael sieht ihn an, sein Blick huscht zu Crowleys Lippen, und dann wird er nervös, Crowley spürt es.
Der Engel macht einen Schritt und blinzelt verlegen auf seine durchweichten Schuhe, anstatt ihn anzuschauen, und er will etwas sagen, das den Moment zerbrechen wird, Crowley weiß es - aber er weiß auch, dass Erziraphael ihm überallhin folgt, schon seit Anbeginn der Zeit, und der Ausdruck in seinen Augen ist ehrlich, Crowley hat es gesehen, er wünscht sich dasselbe. Er spürt, wie der Engel zu einer Bemerkung ansetzt, und fühlt den Moment entgleiten.
Nein, entscheidet er, hier und jetzt ist seine Chance.
"Engel, warte-", bringt er hervor, die Worte stolpern aus seinem Mund, aufrichtig und verzweifelt, und als Erziraphael den Blick hebt, bekommt Crowley den Kragen seines Mantels zu fassen und küsst ihn.
Es ist das Menschlichste, das er kennt, und deshalb will er es mit seinem Engel teilen.
Er ist ein wenig überrascht, wie sehr es ihm gefällt. Bestimmt ist es nicht so perfekt wie in den Filmen, aus denen er das alles kennt, aber es sind sie, es ist Erziraphael, und das allein genügt.
Crowley hält immer noch den Schirm, aber seine Hand beginnt zu zittern und vermutlich werden sie doch nass. Dann fühlt er, wie sich Erziraphaels Hand um seine schließt, und ist dankbar für den Halt.
Vorsichtig löst er seinen Griff an dem beigen Mantel des Engels, nun überzeugt, dass er nicht davonlaufen wird. Seine Hand schiebt sich in Erziraphaels Nacken, streicht sanft über seine Haut, und es ist fast zu viel für ihn, weil er das noch nie getan hat, aber verdammt, er wollte es seit sechstausend Jahren.
Und er ist nicht der einzige. Erziraphaels freie Hand liegt an seinem Rücken, er zieht ihn näher. Es regnet, und ihre Lippen berühren sich, und es fühlt sich an wie ein Wunder, das sie gemeinsam erschaffen.
Eigentlich sollte sich etwas verändert haben, als sie sich voneinander lösen, aber so ist es nicht. Dieses Gefühl, dieser Wunsch war immer schon da.
Und so halten sie nur gemeinsam den Schirm, tauschen einen langen Blick und machen sich auf den Weg. Es ist alles gesagt, was gesagt werden muss.
Crowleys Schritte sind federnd, er fühlt sich leicht, beschwingt. Wenn sie zurück im Buchladen sind, will er ein paar höchst menschliche Dinge tun.
Neben ihm strahlt Erziraphael vor sich hin; diesen Ausdruck hat er gewöhnlich nur, wenn er besonders köstliches Essen probiert. Crowley kann nicht aufhören, ihn anzusehen. Und solange der Engel leise jegliche Hindernisse aus dem Weg wundert, muss er das auch nicht.
Er weiß nun, was vor ihm liegt, und dass er dieses Leben mit all seiner Kraft beschützen wird.Der Regen begleitet sie, als sie nach Hause gehen.
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♡ Oneshots 2 ♡
Short Story"Am Ende sind wir alle Geschichten. Mach eine gute draus, ja? Denn das war sie. Sie war die beste." Nummer zwei der Oneshot-Sammlung über alles, was mit Fandoms zu tun hat, und darüber hinaus. Ein neues Zuhause für weitere, fantasievolle Kurzgeschic...