Dieser Oneshot ist ein bisschen... anders als das, was ich üblicherweise schreibe.
Ich muss zugeben, bei dem Oneshot bin ich mir etwas unsicher. Teilweise liegt das daran, dass ich hier über Sachen schreibe, von denen ich in echt wenig Ahnung habe, und Internetrecherche hilft eben nur bedingt.
Inspiriert wurde ich durch eine Szene am Ende von The Imitation Game, die mich ein bisschen zu emotional gemacht hat.
Trotzdem, wie immer viel Spaß beim Lesen :)
______________________________________Er hätte es nicht tun sollen.
Das war sein erster Gedanke, als sein Kopf wieder sagen konnte, was Vernunft war, und das kleine zusammengefaltete Blatt seinen Fingern entglitt.
Er hatte John versichert, er würde es schaffen. Er würde dem im Geheimen immer stärker werdenden Drang nicht nachgeben. Er würde allein zurechtkommen.
Und dabei wollte er doch nur, dass er blieb.
Vielleicht wäre John geblieben, hätte Sherlock ihm gestanden, dass er es nicht allein schaffte. Dass er trotz allem seine Hilfe brauchte. Dass er nicht allein sein wollte.
Doch er hatte es nicht. Stattdessen hatte er seinen besten Freund belogen, schon wieder, damit er in sein normales Leben zurückkehrte. Das Leben, von dem er dachte, es sei das, was er wollte. Im Grunde wusste er genauso gut wie Sherlock, dass es nicht das war, was er wollte. Nicht das, was er brauchte.
Das letzte Mal, als John hier gewesen war, am Türrahmen gestanden hatte wie so oft, als er noch hier wohnte, da hatte er Sherlock in seinem Morgenmantel im Sessel sitzend vorgefunden, völlig durcheinander und in spürbar schlechterem Zustand als bei ihrer letzten Begegnung. Er hatte es geahnt, noch bevor er Sherlocks Ärmel hochgeschoben und die Kratzer und Einstichstellen gesehen hatte.
Es hatte einen furchtbaren Streit gegeben. John hatte ihm Vorwürfe gemacht, dass er nicht wusste, was er tat - oh bitte, das wusste Sherlock immer - und er sich selbst damit zerstören würde. Sherlocks halbherzige Bemühungen, ihm weismachen zu wollen, es ginge nur um einen Fall, durchschaute er sofort. Er war so wütend, weil er sich Sorgen machte, das wusste der Detektiv. Auch nach seiner Rückkehr nach zwei Jahren Abwesenheit hatte er so reagiert. Auf seltsame Art beruhigte es ihn, dass John ihn anschrie, denn das kannte er bereits. Damit wusste er umzugehen.
Am Ende hatte John ihn sanft zu seinem Sessel zurückgeführt und ihn gefragt, ob er zurechtkäme. Und Sherlock hatte gelogen, um seinem besten Freund nicht auch noch den letzten Rest seines gewöhnlichen und beschaulichen Lebens zu nehmen, an den er sich klammerte.
Aber er konnte es nicht. Er schaffte es nicht. Nicht so. Nicht allein.
Also hatte er zur einzigen Möglichkeit gegriffen, dieses Gefühl erträglicher zu machen.
Und zum ersten Mal bereute er es. John hatte ihm geglaubt, ihm vertraut, als er sagte, er würde es nicht noch einmal tun. Und schon wieder hatte er Johns Vertrauen missbraucht. Er bereute es. Seine Versprechen gegenüber John waren wichtiger als seine Gefühle für ihn. Und dennoch war es ihm an diesem Abend nicht gelungen, diese Gefühle unter Kontrolle zu bekommen.
Er hatte wie immer eine Liste, auch wenn Mycroft nicht hier war. Eine Liste mit allem, was er genommen hatte.
Sie war ihm aus den zitternden Händen gerutscht, irgendwo zu Boden gesegelt, und er konnte sie in dem Durcheinander auf dem Fußboden nicht mehr ausmachen. Aber das spielte keine Rolle. Niemand war hier, der eine Liste brauchte. Weder Mycroft... noch John.
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♡ Oneshots 2 ♡
Short Story"Am Ende sind wir alle Geschichten. Mach eine gute draus, ja? Denn das war sie. Sie war die beste." Nummer zwei der Oneshot-Sammlung über alles, was mit Fandoms zu tun hat, und darüber hinaus. Ein neues Zuhause für weitere, fantasievolle Kurzgeschic...