Es folgt einer meiner (inzwischen zahlreichen) Oneshots über Kaz und Inej. Der letzte ist ja auch schon eine Weile her...
Jedenfalls, es spielt irgendwann nach den Büchern.
Wer sie nicht kennt, hier ein wenig Kontext zu der Vergangenheit von den Figuren:
Kaz verlor als Kind seinen Bruder an eine Seuche, an der er selbst auch erkrankte. Er wurde mit den Leichen fortgeschafft und überlebte schließlich, aber seitdem erträgt er keine Berührungen, weil es ihn immer daran erinnert.
Inej wurde von Sklavenhändlern entführt und gezwungen, unter Tante Heleen in der Menagerie zu arbeiten, einem Freudenhaus, bis Kaz ihr angeboten hat, stattdessen für ihn zu arbeiten. Am Ende gibt er ihr ihre Freiheit zurück.
(Jetzt könnte man debattieren, wer die traumatischste Backstory hat.)Ich hab das bisher noch nie gemacht, aber hier mal eine kleine Triggerwarnung: Es geht auch um Themen wie Gewalt, Verletzungen und Vergewaltigung. (Aber keine graphischen Beschreibungen, teilweise wird nur davon gesprochen.)
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"Kaz, du musst stillhalten!"
Offensichtlich wollte er nicht stillhalten. Eher machte er den Eindruck, als wäre er am liebsten aus der Tür gestürmt und hätte es mit ganz Ketterdam aufgenommen.
Aber sie würde ihn nicht lassen. Nicht, wenn die Messerwunde an seinem Rücken noch immer blutete.
Sie wusste immer noch nicht, was genau vorgefallen war, aber wer auch immer sich mit Kaz angelegt hatte, musste als Sieger hervorgegangen sein. Ansonsten hätte er ihr mehr erzählt, und er wäre nicht so missmutig gelaunt gewesen.
Sie hatte an seinem Fenster gesessen und die Krähen gefüttert wie immer, und dann war er hinein gestolpert, mit zerschrammtem Gesicht und über seinen Stock gebeugt.
Als er den Mantel ablegte und die Verletzung an seinem Rücken enthüllte, entwich ihr ein entsetzter Laut. Irgendjemand hatte ihn erwischt, und das heftig. Sie wurde den Gedanken nicht los, dass sie es hätte verhindern können. Wäre sie nur dabei gewesen, in den Schatten, dann hätte sie ihm Deckung geben können. Genau dafür hatte er sein Phantom, das über ihn wachte. Aber sie war nicht bei ihm gewesen.
Zu den Schuldgefühlen mischte sich kalte Wut, als Inej die Wunde in Augenschein nahm. Wer auch immer ihn verletzt hatte - sie wollte ihn dafür bezahlen lassen, wollte ihn mit seinem eigenen Messer aufschlitzen.
"Kaz, mit wem hast du dich angelegt? Die Dime-Lions?", fragte sie und konnte das Beben ihrer Stimme nur schwer verbergen.
"Ist unwichtig", gab er zurück und trat an seinen Schreibtisch. "Ich habe zu tun."
"Du hast nichts zu tun", sagte sie so scharf, dass er herumfuhr.
Seine Laune war schlecht gewesen, seit er humpelnd in sein Zimmer zurückgekehrt war, doch er schien sich überhaupt nicht um die Verletzung zu kümmern. Was stimmte nicht mit Kaz Brekker? Manchmal dachte Inej, dass er sich zu sehr an den Schmerz gewöhnt hatte.
Er hob eine Augenbraue und sah sie an. Nur selten erhob sie ihre Stimme wie jetzt, aber das hatte einen Grund.
"Du kannst dich nicht wieder in Arbeit begraben", sagte sie in sanfterem Ton. "Nicht, bevor die Wunde genäht ist."
"Das bringt nichts. Ich komme nicht an die Stelle heran, es wird von allein heilen müssen."
"Kaz", sagte sie nachdrücklich. Er senkte den Kopf. "Lass mich es tun", bat sie.
Er mied ihren Blick. Seine Hände waren um den Griff seines Stocks gekrallt, sein Kiefer angespannt.
"Ich kann dir helfen", wiederholte sie leise. Das waren die ersten Worte, die sie in der Menagerie zu ihm gesagt hatte. Die Worte, die er im Badezimmer eines Hotels zu ihr gesprochen hatte, als sie es war, die von einem Kampf blutete. Sie wollte diesen Gefallen erwidern. Sie wollte, dass er sich nicht wieder in Gefahr begab.
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♡ Oneshots 2 ♡
Short Story"Am Ende sind wir alle Geschichten. Mach eine gute draus, ja? Denn das war sie. Sie war die beste." Nummer zwei der Oneshot-Sammlung über alles, was mit Fandoms zu tun hat, und darüber hinaus. Ein neues Zuhause für weitere, fantasievolle Kurzgeschic...