Brückenbau (Arthur/Eames)

71 4 3
                                    

Das hier ist eine Fortsetzung zu "Brückenschlag" aus meinem ersten Oneshot-Buch.

Ihr müsst es theoretisch nicht gelesen haben, in dieser Geschichte sind nur ein paar Erinnerungen daran. Und es bezieht sich nicht auf die Handlung von Inception, ich hab mir nur die Figuren genommen.

Ich war vor einer Weile mal wieder in Prag, auf derselben Brücke, und da musste ich einfach direkt eine Fortsetzung anfangen. (Funfact, ich hab einen Teil des Oneshots tatsächlich auf dieser Brücke geschrieben😂).

Also ja, viel Freude beim Lesen <3
______________________________________




Der Wind zerzaust Eames' Haar, als er sich über die Brüstung lehnt. Sein Hemd kräuselt sich an genau den richtigen Stellen, und das Abendlicht lässt seine Wangen golden erstrahlen. So elegant, wie er dasteht, könnte er glatt einem Gemälde entsprungen sein. Arthur ist sicher, dass sich ein solches Bild fantastisch verkaufen ließe.

Mit einem Lächeln wendet Eames sich ihm zu. "Weißt du noch, Darling?"

Arthur rollt mit den Augen. Die Erinnerung ist noch genauso scharf wie damals, und er glaubt, dass sie ihn überallhin begleiten wird. "Natürlich weiß ich das noch."

Nicht einmal im Traum könnte er die Brücke vergessen, auf der sie jetzt stehen, denn hier hatten sie damals diese Begegnung. Es ist nicht ihr erstes Treffen gewesen, im Gegenteil - Eames hat einige Jahre gebraucht, bis er in Arthur mehr als nur einen Kollegen sah, und Arthur wiederum noch länger. Aber er erinnert sich an diese Brücke, weil er sich hier zum ersten Mal erlaubt hat, über diese Gefühle nachzudenken. Er weiß noch, wie auf einmal alles auf ihn einströmte, wie sein Fluchtinstinkt ihn zum Weglaufen zwang. Für ihn hat alles an diesem Ort angefangen, und deshalb wird ihm diese Brücke immer etwas bedeuten.

"Du hast mich ausspioniert, dich an mich herangeschlichen und mich mit deinen nervigen Fragen überrumpelt", ergänzt Arthur. "Wie könnte ich das vergessen?"

"Arthur, Schatz, du sagst die liebsten Dinge."

Schmunzelnd wendet Arthur den Blick von Eames' Gesicht und nimmt seine Umgebung in sich auf. Obwohl bereits Abend ist, wimmelt es auf der Brücke immer noch vor Touristen. Auf dem Fluss fahren Schiffe vorbei, die in der aufkommenden Dunkelheit bereits Lampen entzündet haben. Der Duft von süßem Gebäck steigt Arthur in die Nase, er holt automatisch tiefer Luft. Auf der anderen Uferseite kann er die Silhouetten der Häuser ausmachen. Irgendwo dort liegt auch ihr Hotel.

Morgen früh haben sie eine Besprechung, das weiß Arthur, aber er kann gerade nicht über so etwas nachdenken. Nicht, wenn die Abendluft seine Lungen füllt und Eames neben ihm steht und die ersten Sterne am Himmel erscheinen.

"Ich kann immer noch nicht glauben", sagt Eames zu ihm, "dass du Cobb tatsächlich überredet hast, mich mitzunehmen."

Arthur grinst. Als der Extractor ihm von diesem Job erzählt hat, sah er die Chance. Sie hätten es auch zu zweit bewältigen können, aber macht es nicht so viel mehr Spaß, wenn Eames sie begleitet? Vielleicht hat Arthur Cobb ein wenig getäuscht, aber das könnte ihm wohl niemand vorwerfen.

"Es ist immer gut, einen Fälscher dabeizuhaben", meint er verschmitzt.

Eames grinst selbstzufrieden. "Was du nicht sagst."

Langsam schlendern sie weiter, und Arthur sieht einem Zeichner zu, der seine Bilder einpackt. Unwillkürlich denkt er an die Skizze, die jemand von ihm auf dieser Brücke gemacht hat. Sie hängt jetzt in ihrem Apartment, und weil Eames das Bild so sehr liebt, liebt Arthur es auch.

Eames hat eine Schwäche für schöne Dinge, das weiß er schon lange. Das mag wohl auch der Grund sein, wieso er an den Ständen der Schmuckverkäufer stehenbleibt, die auf der Brücke ihre Schätze anbieten.

♡ Oneshots 2 ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt