Meine Begeisterung für die Grishaverse-Figuren hat seit dem letzten Oneshot nicht nachgelassen (obwohl mich das Buch Das Gold der Krähen absolut zerstört hat), also musste ich noch mehr dazu schreiben.
Diesmal etwas über Kaz und Inej.
Inhaltlich passt es weder zum Buch noch zur Serie, aber egal.Kaz hat aufgrund seiner (SEHR) traumatischen Vergangenheit Probleme mit menschlichem Kontakt - und das ist nur eines der Dinge, die die Beziehung zwischen ihm und Inej so tragisch und herzzrerreißend machen.
Anyways, ich liebe die zwei mehr, als ich sollte, und viel Spaß mit diesem langen Oneshot.
______________________________________Er sah aus, als würde er schlafen.
Sie hatte ihn noch nie schlafend gesehen.
Anfangs hatte sie naiv den Gerüchten geglaubt, er würde es überhaupt nicht tun. Es war eines der Dinge, die man über ihn flüsterte, wenn er nachts durch die Gassen streifte. Doch sie war unzählige Male in seinem Zimmer gewesen, und das Bett hatte nicht unberührt gewirkt - sie wusste, dass er menschlichen Kontakt scheute. Und mittlerweile wusste sie auch, dass er trotz der Legenden, die sich um ihn rankten wie Dornen, dennoch nur ein Mensch war. Sie hatte sich immer gefragt, wieso er nicht schlafen sollte.Jetzt wusste sie es.
Es war kein natürlicher Schlaf. Die Erschöpfung und der Blutverlust hatten ihn tief in die Bewusstlosigkeit gezogen. Er hätte nichts fühlen sollen, während seine Wunden heilten, er hätte in einer anderen Welt weilen sollen, wo es keine Schmerzen gab, kein Empfinden.
Doch er träumte.Sie spürte es, noch bevor sie es sah.
Seine bleiche Haut wirkte wächsern, die kantigen Züge seines Gesichts erschienen ihr fragil, und seine Augenlider zuckten unregelmäßig. Irgendwo steckte er fest, an einem Ort, den sie nicht erreichen konnte. Ein Kampf, von dem sie ausgeschlossen war.Sie wusste, wenn er ihr eines geben konnte, nur das eine, wonach sie sich sehnte, dann wäre sie in jede Schacht für ihn gezogen. Doch sie wusste nicht, ob ihm noch etwas blieb, das er ihr geben konnte. Wenn die Schatten ihn zu sehr verschlangen, würde nichts mehr übrig sein.
Sie schlug seinen Mantel zur Seite und bemerkte, dass Blutstropfen unter dem Verband hervorsickerten. Kein sauberes Tuch war noch da, also tupfte sie das Blut mit ihrem Ärmel fort. Sachte glitten ihre Finger über seine Brust. Ein plötzlicher Gedanke durchzuckte sie. Für einen Augenblick verlor sie sich in einem Traum, in dem alles anders war, in dem er nicht bewusstlos vor ihr lag und seine Wunden geheilt waren, in dem er zuließ, dass sie sich kümmerte, in dem sie einander mit ihren schlimmsten Narben vertrauten. Für diesen Augenblick war sie beinahe versucht, den Respekt fallen zu lassen. Doch sie erinnerte sich an das Gefühl, von einem Fremden berührt zu werden, und zog sich abrupt zurück. Der Traum war nur ein Traum gewesen.
Sie kannte ihn. Und sie würde ihn nicht so behandeln, wie man sie behandelt hatte, in keiner Weise, um keinen Preis. Wenn er es wollte, konnte er zu ihr kommen - sie würde kein Vertrauen brechen um ihrer Gefühle willen.
Sie prüfte den Verband und deckte ihn wieder mit dem Mantel zu. Mehr konnte sie nicht tun, das wusste sie, und doch widerstrebte es ihr im Innersten, ihn allein zu lassen.
Als sie allein gewesen war, ohne Hoffnung und ohne Zukunft, hatte er sie gefunden. Doch das Finden war nur ihm gelungen. Obwohl sie sich seit Jahren kannten, hatte sie das Gefühl, dass sie noch immer nach ihm suchte.
Besonders jetzt schien er so fern, als würde er in einer anderen Welt wandeln, in der es kein Licht gab. Und doch... war er ein Teil ihrer Welt.
Unerwartet wurde sie von einem Schluchzen geschüttelt. Er durfte nicht sterben. Nicht so. Nicht bevor...
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♡ Oneshots 2 ♡
Short Story"Am Ende sind wir alle Geschichten. Mach eine gute draus, ja? Denn das war sie. Sie war die beste." Nummer zwei der Oneshot-Sammlung über alles, was mit Fandoms zu tun hat, und darüber hinaus. Ein neues Zuhause für weitere, fantasievolle Kurzgeschic...