Tagträume und Nachtträume (The House in the Cerulean Sea)

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Der Fakt, dass im November das Sequel zu diesem Buch erscheint, hat mich daran erinnert, mal wieder einen Oneshot dazu hochzuladen xD
Ist schon zwei Jahre alt, aber ich fand die Idee immer noch cute.

Kontext für die Unwissenden: Der Hauptcharakter Linus Baker ist auf eine Insel gezogen, wo Arthur (mit dem er jetzt eine Beziehung hat) sich in einem Waisenhaus um magische Kinder kümmert - unter anderem Lucy, der Antichrist.
Linus übernachtet immer in einem kleinen Gästehaus... oder kann sich das vielleicht ändern?😉

Viel Spaß beim Lesen <3
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Linus und Calliope saßen vor der Tür des Gästehauses und lauschten dem entfernten Meeresrauschen. Offenbar fand keiner von beiden Schlaf diese Nacht.

Die Sterne funkelten am Nachthimmel und warfen ein schwaches, weißes Licht auf die Insel. Vor ihnen ragte das Haupthaus empor, mit dem Turm, wo Theodores Nest lag, und den vielen Fenstern. Zu dieser Zeit brannte kein Licht mehr; die Kinder schliefen schon tief und fest.

Die Luft, die sie umhüllte, war kühl, aber angenehm. Es war eine windstille Nacht, kein Blatt regte sich.

Linus fühlte sich unwillkürlich an seinen ersten Aufenthalt auf der Insel erinnert, als er einmal die ganze Nacht über wach gelegen hatte, weil er das Gefühl von Arthurs Hand in seiner nicht aus dem Kopf bekam. Hatte es ihn damals nur frustriert und ihm ein schlechtes Gewissen beschert, musste er nun bei der Erinnerung daran lächeln.

Doch jetzt gerade waren es nicht Arthurs sanfte Hände oder sein stilles Lächeln, das ihn um den Schlaf brachte.

Es waren seine eigenen Träume.

Wenn er ganz ehrlich war, hatte er ein wenig geglaubt, an diesem Ort nie mehr schlecht träumen zu können. Doch so schön sein Leben am Tag auch sein mochte, die Nacht lebte nach ihren eigenen Regeln.

Er hatte Lucy einmal erzählt, was für ein schönes Gefühl es sei, wenn man nach einem Alptraum aufwachte und feststellen konnte, dass es alles nicht real gewesen war. Aber diesmal war es nicht so. Diesmal war das Gefühl des Traums geblieben.

Linus blickte zum Haupthaus hinüber und versuchte es zu verdrängen.

Es gelang ihm nicht.

Oben an einem Fenster bewegte sich ein Schatten.

Oder war es das? Linus schüttelte leicht den Kopf. Sicher hatten ihn seine Augen getäuscht. Um diese Zeit schliefen doch alle. Er versuchte eine Weile, die Fenster zu zählen, um darauf zu kommen, wessen Zimmer es gewesen war. Doch sein Kopf wollte sich einfach nicht anstrengen und er verlor sich in seinen Gedanken.

Calliope streckte sich neben ihm und verschwand dann lautlos wieder im Haus.

Nicht einmal sie schien ihm Gesellschaft leisten zu wollen. Oder vielleicht war sie auch einfach nur müde.

Linus ertappte sich dabei, wie seine Augen beinahe von allein zufielen. Er sehnte sich nach Schlaf. Und er war nicht mehr der Jüngste; so lange auf den harten Stufen zu sitzen, während es ihn doch langsam ein wenig fröstelte...

Gerade, als sich seine Augenlider erneut gegen seinen Willen schlossen, hörte er auf einmal das Geräusch von nackten Füßen im Gras.

Er blinzelte und erkannte eine vertraute Silhouette vor sich.

"Linus?", sagte die Stimme, die sein Herz von Anfang an aus dem Takt gebracht hatte.

"Arthur?" Er blinzelte. "Was machst du hier?"

"Ich sah dich vom Fenster aus hier sitzen", sagte Arthur einfach. Er trug lediglich Schlafsachen, Shorts und ein dünnes T-Shirt. "Ist alles in Ordnung?"

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