14. Kapitel - Henry

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Ich war nicht überrascht, dass nur wenig später William nachhause kam. Wahrscheinlich hatte Celestine ihn angerufen, nachdem Erin sie weggeschickt hatte.

Obwohl ich in seinem Büro war, klopfte William vorher kurz an, ehe er den Raum betrat und sogleich in die kleine Bibliothek kam.

„Was ist vorgefallen?", fragte er mich und setzte sich mir gegenüber auf den Sessel. Ich seufzte und überlegte, wie ich das alles erklären sollte.

„Ich denke, du solltest mit Erin darüber reden", wich ich seiner Frage aus und ja, vielleicht war es ein wenig egoistisch, dass ich die Verantwortung von mir wegschob.

„Ich würde gerne die Wahrheit hören. Sie selbst weicht meinen Fragen auch nur aus, oder sagt nur die halben Sachen. Das ist erst seit dieser Party so und wenn irgendetwas auf der Party passiert ist..."

Ich schluckte, weil ich deutlich die Sorge in seinem Blick sehen konnte. Er machte sich wirklich Sorgen um seine Nichte und ich konnte mir nicht vorstellen, wie groß seine Angst war, sie irgendwie zu verlieren.

„Es ist nichts vorgefallen. Jedenfalls nichts Dramatisches. Die Polizei hat die Party aufgelöst und der Junge, mit dem sie dort war, hat sie zurückgelassen, als alle weggerannt sind. Jetzt ist sie, verständlicher Weise, sauer auf ihn und er versteht es nicht wirklich. Und jetzt ist er sauer auf mich, weil... keine Ahnung, ehrlich, ich weiß nicht, wie ich da überhaupt reingeraten bin", sagte ich und fuhr mir durchs Gesicht.

Und ich wusste es wirklich nicht so genau. Ich war zu dieser dämlichen Party gegangen, weil Cory geschrieben hatte, dass er Erin mitbringen würde. Ich hatte gehen wollen, aber aus irgendeinem Grund, war ich geblieben und hatte im Auto gewartet.

Und dass Cory jetzt sauer war, lag auch nur daran, dass ich Erin getröstet hatte, als Cathie sie im Flur so fertig gemacht hatte. Und weil sie ihm irgendeinen Müll erzählt hatte.

Aber sie hätte ihm keinen Müll erzählt, wenn ich Erin nicht nachgelaufen wäre. Aber ich war ihr nachgelaufen, weil ich mich aus irgendeinem Grund um sie sorgte.

William nickte leicht und sah nachdenklich aus dem Fenster.

„Ich danke dir", sagte er dann und stand auf. Ich schüttelte den Kopf.

„Nicht dafür... ich muss mich ehr bei dir bedanken", sagte ich und William sah mich kurz an.

„Du bist jederzeit willkommen. Ich weiß, dass dein Vater... schwierig sein kann", sagte er und ich schnaubte.

„Das ist noch nett ausgedrückt...", murmelte ich und wandte den Blick ab. William sah mich mitfühlend an.

„Möchtest du darüber reden? Über das, was gestern vorgefallen ist?", fragte er und ich schüttelte den Kopf.

„Nicht wirklich... hat er... dich nach mir gefragt?", fragte ich zögernd und hoffte irgendwie, dass er ja sagen würde. Das Kopfschütteln überraschte mich zwar nicht wirklich, aber es tat dennoch weh.

„Nein, er hat nicht gefragt. Er hat es auch nicht kommentiert, als ich ihn darum bat, Salima zu mir bringen zu lassen. Ich nehme an, er wird sich denken, dass du hier bist", sagte er und ich nickte.

„Ihr werdet in etwa einer Stunde zum Palast aufbrechen. Deine Sachen sind, laut Celestine, sauber und trocken. Sie hat sie dir in das Zimmer gelegt", sagte er und wandte sich wieder ab

„Du kommst nicht mit?", fragte ich überrascht und folgte William aus seinem Büro.

„Nein, aber ich werde morgen früh, bevor ihr abreist zu euch stoßen. Ich muss mich um eine Angelegenheit bei den Zwergen kümmern", erklärte William und ich nickte.

Avaglade - Reise durch Lavandia (Buch 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt