20. Kapitel - Henry

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Erin schlief noch tief und fest, als ich leise aus dem Zelt kletterte und mich streckte.

Es hatte aufgehört zu regnen und die ersten Vögel waren aus ihrer Nachtruhe erwacht und trällerten ihre Lieder.

Ich sah zu allererst nach den Pferden, die eng beieinanderstanden und müde schnaubten, als ich nähertrat.

„Schon okay... ihr könnt noch ein wenig schlafen", sagte ich leise und sog bei beiden die Feuchtigkeit aus dem Fell. Salima schnaubte leise und sanft strich ich ihr über den Hals.

Pocahontas winkelte entspannt ihren Hinterlauf an und lächelnd zog ich mich zurück und ließ die Pferde noch ein wenig ruhen.

So leise wie möglich holte ich mir ein paar Sachen und ein Handtuch aus dem Zelt und ging zum Fluss runter.

Ohne lange zu zögern, zog ich mich aus und ließ ich mich in das kalte Wasser gleiten und tauchte unter. Als ich wieder auftauchte, schnappte ich nach Luft und spürte den Energieschub, den das kalte Nass mir verlieh.

Ich fuhr mir durchs Haar und ließ mich einen Moment im Wasser treiben.

Der Morgen war friedlich, aber dennoch ausgesprochen kühl. Und obwohl ich wusste, dass ich mit diesem Bad ein ziemliches Risiko einging, wollte ich das Wasser noch nicht verlassen.

„Du wirst krank... ihr Menschen seid nicht dafür gemacht, so lange im kalten Wasser zu bleiben..."

Ich zuckte zusammen und stemmte meine Füße in den Boden, sodass das Wasser mich nicht noch weiter Flussabwärts treiben konnte.

Ich sah mich um, aber niemand war hier. Ich war allein.

„Einen Moment klang die Stimme wie... aber das kann nicht sein..."

Langsam schwamm ich zurück zum Ufer und kaum hatte ich das Wasser verlassen, spürte ich die Kälte ganz besonders, wie sie langsam von meinem Körper Besitz ergriff und mich erzittern ließ.

Ich trocknete mich ab und streifte mir den schwarzen Hoodie und die dicke Stoffhose über. Mit steifen Fingern zog ich mir meine Socken und Schuhe an und ging zurück zum Lager.

Erin kam gerade aus dem Zelt gekrabbelt und sah mich überrascht und besorgt an.

„Wo bist du gewesen? Wieso sind deine Haare so nass?", fragte sie und sah auf das Handtuch in meinen Händen.

„Ich war im Fluss... wollen wir schnell frühstücken und dann losreiten? Dann wären wir heute Abend am Dunkelwald", gab ich zurück und unterdrückte das Zähneklappern.

„Klar... ich kümmere mich um das Frühstück und alles und du wärmst dich bitte auf", sagte sie und schob mich zum Zelt zurück.

„Es ist total kalt. Wieso zum Teufel, bist du in den Fluss gegangen?", fragte sie und sah mich an. Ich zuckte mit den Schultern und kroch in meinen Schlafsack zurück.

Erin schüttelte den Kopf und seufzte.

„Warte...", sagte sie leise und schloss die Augen. Ich sah sie verwirrt an, bis mich eine angenehme Wärme einlullte und ich spürte, wie mein Körper langsam wieder auftaute.

„Wow... du wirst immer besser", sagte ich und schon nach wenigen Sekunden war mir nicht mehr kalt. Erin öffnete die Augen langsam und das Gefühl von Wärme verschwand langsam.

Trotzdem fühlte ich mich jetzt aufgewärmt und gut und ich lächelte Erin dankbar an.

„Danke", sagte ich und sie erwiderte das Lächeln.

„Ich hatte ein bisschen Angst, dass ich dich ausversehen in Flammen aufgehen lasse", gestand sie und ich musste lachen.

„Hätte mich auf jeden Fall aufgewärmt", sagte ich belustigt und Erin kicherte.

Avaglade - Reise durch Lavandia (Buch 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt