18. Kapitel - Henry

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Wir waren den ganzen Tag durchgeritten und hatten nur einmal kurz angehalten, um den Pferden eine Pause zu geben und eine Kleinigkeit zu essen.

Als die Sonne langsam anfing unterzugehen, hatten wir unser Lager aufgeschlagen und uns Essen gemacht.

Da wir nur begrenzt Proviant mitnehmen konnten, hatten wir nicht allzu viel Auswahl, aber während Erin Reis gekocht hatte, hatte ich zwei Fische gefangen und diese zubereitet.

Es war schon längst dunkel, als wir aufgegessen hatten und unser benutztes Geschirr am Fluss abgewaschen- und schließlich wieder in den Taschen verstaut hatten.

„Gott, ich bin so müde, ich könnte bis morgen Mittag schlafen", sagte Erin und ich hörte, wie sie dabei gähnte. Ich lächelte.

„So geht es mir auch. Allerdings würde wir dann wirklich sehr lange bis zum Gebirge brauchen", gab ich zurück und sah in die Flammen des Feuers, die gemütlich vor sich hin loderten.

„Wie weit ist es noch, bis wir die Ebene von Lavandia erreichen?", fragte Erin mich und setzte sich wieder neben mich.

Sie hatte sich im Zelt umgezogen und trug jetzt eine lange, etwas dickere Jogginghose und einen schwarzen Hoodie. Ihre Haare hatte sie zu einem lockeren Dutt hochgesteckt. So wie gestern im Palast.

Ich selbst war ebenfalls schon umgezogen und bereit in meinen Schlafsack zu fallen.

„Noch ein halber Tagesritt. Wenn wir das Tempo beibehalten, dann erreichen wir den Rand des Dunkelwaldes Freitagmittag, oder Freitagabend. Je nachdem wie lang wir unsere Pausen gestalten und wann wir morgen losreiten", antwortete ich und sah zu den Pferden, die nur wenige Meter neben uns standen und entspannt vor sich hindösten.

„Wan willst du aufbrechen?", fragte Erin mich und ich lächelte, als das Feuer wieder anfing stärker zu brennen.

„Nicht schlecht... du hast es langsam wirklich drauf", sagte ich anerkennend und sah sie an. Sie winkte ab, aber ich sah deutlich wie stolz sie auf sich war.

„Ich denke wir reiten nach Sonnenaufgang los. Wir stehen auf, packen alles zusammen, machen die Pferde fertig... ganz entspannt", beantwortete ich dann ihre Frage.

„Alles klar... ganz entspannt klingt gut", sagte Erin leise und ich schmunzelte.

„Du bist müde... geh schlafen, ich mach' das Feuer aus und schau dann noch einmal nach den Pferden", sagte ich und Erin nickte.

Sie gähnte und krabbelte ins Zelt, während ich mir den kleinen Topf nahm, in dem wir vorhin auch unseren Reis gekocht hatten, und am Fluss Wasser holte.

Die Wasseroberfläche lag völlig still dar und nur ganz leicht konnte man die Bewegung der Strömung erkennen. Ich füllte den Topf und ging zurück zum Lager.

Das Feuer war bereits am Ausgehen und ich kippte das gesamte Wasser darüber, was auch die letzten Flammen verschwinden ließ.

Dann ging ich zu den Pferden, die mich müde anblinzelten. Sanft strich ich erst Pocahontas und dann Salima über den Hals, ehe ich die Satteldecken nahm und sie über ihren Rücken legte.

„Schlaft gut ihr Süßen. Morgen geht es weiter", sagte ich leise und erntete ein entspanntes Schnauben von beiden.

Ein letztes Mal ließ ich meinen Blick durch die Bäume schweifen, ehe ich zu Erin ins Zelt kletterte.

Erin lag eingekuschelt in ihrem Schlafsack und schien wirklich schon tief und fest zu schlafen. Ich lächelte und müde krabbelte ich in meinen eigenen Schlafsack.

Die Nacht war ruhig und nur ganz entfernt hörte man den Ruf einer Eule. Der Wind ließ die Blätter in den Bäumen leise rascheln und ich spürte, wie mich ganz langsam der Schlaf überkam.

Avaglade - Reise durch Lavandia (Buch 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt