31. Kapitel - Erin

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Als ich wach wurde war es draußen bereits hell und Henry war weg.

Ganz kurz war ich sauer darüber, dass er mich nicht geweckt hatte, doch dann kam mir in den Sinn, dass er mich womöglich deshalb nicht geweckt hatte, weil er noch vor Morgengrauen losgegangen war.

Seufzend stand ich auf, streckte mich und zog mich um, ehe ich in den kleinen Stall rüber ging und die Pferde versorgte.

Heute war ausgesprochen gutes Wetter. Die Sonne schien und es war windstill, weshalb es einem nicht ganz so kalt erschien.

Erst als ich die Pferde versorgt hatte und mir sicher war, dass es ihnen an nichts fehlte, machte ich mir selbst etwas zu essen und setzte mich anschließend mit einer Decke nach draußen.

Fast den gesamten Tag saß ich im Gras und zeichnete in mein Skizzenbuch. Ich besserte einige meiner Zeichnungen ein wenig aus und fügte ein paar Neuere hinzu.

Ich zeichnete die Hütte, den kleinen Gebirgspfad und vergaß so völlig die Zeit.

Erst, als es langsam anfing um mich herum dunkel zu werden, sah ich von meinem Buch auf und streckte mich ausgiebig.

Müde erhob ich mich, ging zu den Pferden und brachte sie zurück in den Stall.

Salima schnaubte leicht und stupste mich sanft an, als ich neben ihr stand und sie striegelte.

„Ich weiß... ich mache mir auch Sorgen", sagte ich leise und strich ihr über den Hals.

„Aber ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht", fügte ich hinzu und Salima schnaubte.

Ich nahm dies als eine leise Zustimmung und als ich fertig war, verließ ich den Stall und ging zurück in die Hütte.

Mittlerweile war es dunkel geworden und ich zündete den Kamin an und machte mir dann etwas zu Essen.

Unser Brot ist leer und der Käse von den Zentauren reicht auch nur noch für morgen. Uns bleibt noch ein wenig Reis und das war es...

Als ich aufgegessen hatte wollte ich mich eigentlich umziehen und ins Bett gehen, doch gerade als ich meine Sachen aus der Tasche nahm, ging die Tür mit einem Schwung auf.

Erschrocken schrie ich auf und sah Henry überrascht und erschrocken an, der in die Hütte stolperte.

„Wir müssen sofort zurück", sagte er, völlig außer Atem und fing bereits an, alles zusammenzupacken, was ihm gehörte.

„Wieso? Was ist passiert?", fragte ich und sah zu, wie er wie ein Wahnsinniger alles wahllos in die Taschen stopfte.

„Sie sind. Drei der vier Riesen haben das Gebirge verlassen. Angeblich eine Anweisung meines Vater. Was auch immer hier falsch läuft, die Antwort bekommen wir nur im Palast. Jetzt pack alles zusammen. Wir brechen sofort auf", sagte er gehetzt und verließ bereits wieder die Hütte, um die Pferde fertig zu machen.

Ich tat zwar, was er gesagt hatte, jedoch hatte ich Zweifel. Als ich nach draußen ging, hatte Henry die Pferde bereits gesattelt und aufgezäumt und machte die Satteltaschen fest.

„Ist es nicht gefährlich bei Nacht zu reisen?", fragte ich zögernd und Henry nahm mir meine Taschen ab und machte sie fest. Eine Antwort bekam ich nicht.

„Bist du fertig?", fragte er stattdessen und sah mich an.

„Ja, aber... Henry du warst den ganzen Tag unterwegs. Sicher, dass du nicht erst ein wenig schlafen möchtest?", fragte ich, aber er schüttelte nur genervt den Kopf.

„Wir müssen zurück. Jetzt", sagte er und stieg auf. Seufzend tat ich es ihm gleich und kaum saß ich im Sattel galoppierte Henry auch schon los und ich folgte ihm.

Avaglade - Reise durch Lavandia (Buch 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt