28. Kapitel - Henry

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Erin wollte etwas sagen, aber im Moment wollte und konnte ich dieses Gespräch nicht führen. Zu widersprüchlich waren meine Gefühle gerade.

Zum einen war ich froh, dass sie am Leben- und wohl auf war. Zum anderen hingegen war ich wütend und enttäuscht, weil sie so eigennützig gehandelt hatte, obwohl wir einen Plan gehabt hatten.

Und ich war wütend, weil sie sich mutwillig in Gefahr gebracht hatte. Und mich im Prinzip auch, auch wenn Thanatos mich ja glücklicherweise hierhergebracht hatte.

„Schön, du lebst noch", sagte ich schon beinahe emotionslos und Erin schluckte.

„Henry, ich...", fing sie an, aber ich unterbrach sie sofort.

„Lass es bitte. Im Moment will ich wirklich nicht mit dir reden und auch keine Entschuldigungen, oder Ausreden hören!"

Ich hörte Thanatos nähertreten und ich hörte ihn erleichtert ausatmen.

„Dir geht es gut, junge Hüterin. Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht. Wenn ihr soweit seid, dann bringe ich euch nun zum Waldrand, damit ihr eure Reise ganz normal fortsetzen könnt", sagte er und bei seinen letzten Worten sah er mich an.

„Wir können aufbrechen", gab ich zurück und wie schon vorhin im Lager, kniete Thanatos sich hin und wartete, dass wir aufstiegen.

„Steig auf Erin", sagte ich kühl und zögernd kam sie näher und stieg auf den Zentauren. Ich hatte eigentlich gedacht, Thanatos würde sich wiederaufrichten und wir würden losgehen, doch er wartete und sah mich auffordernd an.

„Ich muss dich nicht daran erinnern, dass wir das doppelte unseres eigenen Körpergewichtes tragen können, oder?", fragte er und ich schüttelte den Kopf.

Langsam setzte ich mich hinter Erin und obwohl ich wirklich sauer auf sie war, weil sie einfach abgehauen ist und den verdammten Spiegel gesucht-, gefunden- und benutzt hat und diesen jetzt noch immer fest in der Hand hielt, legte ich meine Arme um sie, um mich besser an Thanatos festhalten zu können.

Sofort setzte der Zentaur sich in Bewegung und im Galopp ritten wir durch den Dunkelwald und dann zum Fluss, wo Palim mit unseren Pferden wartete.

„Ich habe alles zusammengepackt, was ich gefunden habe", sagte er zur Begrüßung, als Erin und ich von Thanatos abstiegen.

Sofort begrüßte ich Salima, die sich an mich schmiegte und leise schnaubte.

„Braves Mädchen", sagte ich leise und drückte ihr einen Kuss auf den Hals.

„Danke Palim... Henry, euch noch eine gute und sichere Reise. Wenn ihr auf eurem Rückweg seid, seid ihr natürlich wieder in unserem Lager willkommen!"

„Danke Thanatos... Und danke Palim. Wir sehen uns in ein paar Tagen", gab ich zurück und die Zentauren zogen sich langsam zurück in den Wald.

Erin stand dicht neben Pocahontas und streichelte sie sanft, während sie mich ansah. Sie sah erschöpft und müde aus und ich fragte mich wirklich, wann sie aufgebrochen war.

Mein Magen knurrte und ich seufzte.

„Wir reiten heute nicht mehr weiter, sondern schlagen jetzt schon unser Lager auf", entschied ich und begann bereits damit, Salima von den Satteltaschen, samt Sattel zu befreien.

Erin tat es mir gleich und mir entging nicht, wie sie den Spiegel vorsichtig in ihrer Tasche verstaute und dann die restlichen Sachen zu Boden gleiten ließ.

Fast sofort liefen die Pferde ein Stück weiter auf die Wiese, wo sie angingen friedlich zu grasen.

Schweigend bauten wir das Zelt auf warfen unsere Sachen hinein, ehe wir dann Holz zusammensammelten und Erin ein Feuer entfachte.

Avaglade - Reise durch Lavandia (Buch 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt