Das Wochenende in London verging schnell, was aber bei Dianas zahlreichen Plänen kein Wunder war. Sonntag Abend saß Annika müde und erschöpft im Privatwagen und ließ sich von Jeffrey zur Carmelot Schule kutschieren. Ihre Oma hatte diesmal bei der Transportdiskussion die Oberhand gehabt. Und ihr Trumpf war gut gewesen: Annika konnte mit den fünf neuen Abendkleidern und zahlreichen Neuanschaffungen vom samstager Shoppingtrip nicht den Zug nehmen. Denn wie sollte sie ihr vieles Gepäck selber tragen?
Annika war mit der Entscheidung zufrieden, denn die Fahrt im Auto war doch um einiges entspannter als mit dem Zug. Sie hatte die wenigen Tage mit ihrer Familie genossen, vor allem mit William, ihrem Opa. Dass es ihm gesundheitlich schlechter ging, war deutlich zu spüren gewesen, aber er hatte seine Lebensfreude und seinen Optimismus bei Weitem noch nicht verloren. Das war wahrscheinlich auch das einzige, dass ihn ein wenig vor Dianas Pessimismus und Kritikfreudigkeit beschützte.
Annika lehnte sich an die Fensterscheibe und schloss die Augen. Ein wenig Schlummern wäre genau das Richtige, bevor sie im Internat ihren Mädels alles vom Wochenende erzählen musste. Sie konnte es vor allem kaum erwarten Caro und Nora von ihrem Treffen mit Nick zu berichten.
Sie fasste es immer noch nicht, dass sie ihm, oder eher er ihr über den Weg gelaufen war. Aber viel mehr wunderte sie sich darüber, dass sie sich ein Mal nicht in die Haare gekriegt hatten. Und jetzt war sie gespannt, wie sie sich beim nächsten Treffen verhalten sollte.
In dem Moment vibrierte ihr iPhone und Annika nahm es zur Hand, um die Mitteilung zu lesen, die sie eben empfangen hatte. Sie war von Nick.
"Hi Mädels. Wie ihr wisst, haben wir erst in drei Wochen unser nächstes Spiel, dennoch erwarte ich morgen euch alle beim Training zu sehen. Da nächste Woche die Herbstferien anstehen, dürft ihr euch gerne auf intensive Trainingseinheiten gefasst machen ;-) Passt auf euch auf, bis morgen. Nick"
Annika las die Nachricht noch einmal. Nick wirkte sehr bestimmt, aber freundlich. Wahrscheinlich war er doch ein besserer Trainer, als sie anfangs angenommen hatte. Sie überlegte, ob sie ihm irgendetwas auf die SMS antworten sollte, entschied sich aber dagegen. Was sollte sie ihm schon schreiben?
Auf der anderen Seite sollte sie vielleicht etwas mehr Interesse zeigen, wenn sich ihr Verhältnis bessern sollte. In dem Moment vibrierte ihr iPhone schon wieder.
"Ich hoffe dein Wochenende war nicht zu anstrengend?" Annika kräuselte die Augenbrauen. Wieso schrieb Nick ihr jetzt? Sie tippte schnell eine Antwort.
"Du kennst meine Oma nicht! :b Aber nach 80 verschiedenen Verabredungen bin ich überraschend fit!" Kurz darauf bekam sie eine Antwort.
"Perfekt, wir haben morgen viel im Angriff vor - du kannst dich also auf was gefasst machen ;)" Sie grinste und fand, dass es an der Zeit war, ihn ein wenig zu ärgern.
"Das sagst du jedes Mal, aber nie ist es wirklich anstrengend..." Sie konnte ein kleines Kichern nicht unterdrücken. Sie wusste, dass sie ihn jetzt gereizt hatte. Ungeduldig wartete sie auf seine Antwort, denn gelesen hatte er ihre Nachricht schon.
Aber es kam keine Antwort. Tausend Mal überprüfte sie ihr iPhone, aber Nick antwortete nicht. Sie konnte es kaum fassen, so ein Idiot! Er wollte sie bestimmt nur provozieren und er schaffte das echt gut. Arroganter Schnösel, jetzt spielte er einen auf kostbar. Billiger Trick. Trotzdem war sie genervt, weil er jetzt die "Oberhand" hatte. Es nervte sie noch mehr, dass er diesen Einfluss auf sie hatte. Ihr wollte es egal sein ob er antwortete oder nicht. Aber jetzt saß sie hibbelig im Auto und wurde mehr und mehr wütend. Wie er das nur immer schaffte!
Einige Zeit später hielt Jeffrey vor der Carmelot Schule und trug ihre Taschen in die völlig leere Eingangshalle. Nicht einmal Ms. Clayton war an ihrem üblichen Platz. Annika grinste vor sich hin, als sie die Halle anschaute, sie freute sich wieder zurück zu sein.
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Spiel der Liebe
Teen FictionAnnika wächst bei ihren Großeltern in London auf, die alles darauf setzen sie zu einer richtigen Dame zu erziehen und sie auf formvollendeter Weise in die Gesellschaft einzuführen. Annikas Leben ändert sich jedoch schlagartig, als sie auf ein Intern...