Mike
Mein Wecker klingelt. Blinzelnd öffne ich die Augen, bevor ich mich aufsetze und meine Beine vom Bett schwinge. Nachdem ich mich fertig gemacht habe, gehe ich zögerlich runter in die Küche, aus der bereits Stimmen zu hören sind. Dann lasset die Show beginnen.
Gestern in der Nacht ist Vater anscheinend wieder von seiner Geschäftsreise gekommen, weswegen wir heute alle zusammen frühstücken müssen. Ich hasse es. Ich hasse dieses ganze Schauspiel hier in diesem Haus in den letzten vielen Monaten.
„Mein Sohn.", begrüßt er mich erfreut am Tisch sitzend.
„Guten Morgen, Vater.", erwidere ich mit einem gezwungenen Lächeln, wobei es weder Mutter noch Vater auffällt, dass es nicht echt ist.
„Mike.", trällert meine Mutter, als sie mit zwei Tellern zu uns an den Tisch kommt. „Wie hast du geschlafen?" Sie holt sich ebenfalls einen Teller und gesellt sich zu uns neben Vater.
„Geht schon.", erwidere ich nur.
„Schatz. Erzähl doch, wie die Reise war.", beginnt Mom ein Gespräch. Vater gehtt drauf ein und berichtet von seinem Aufenthalt in irgendeinem Land. Woher soll ich denn auch wissen, wo er gerade steckt, wenn er nie Postkarten sendet oder schreibt?
Bemüht freundlich geben Mom und ich hin und wieder Kommentare ab, wobei ich mir echt auf die Innenseite meiner Wange beißen muss, um ja nichts Provozierendes zu sagen, was schwerer ist als erwartet.
„Du räumst das doch auf, Kathrin, oder nicht?", will Vater auf den Tisch deutend wissen. Ehe er eine Antwort erhält steht er auf. Im nächsten Moment ist er schon verschwunden.
Da ich auch fertig mit Essen bin, erhebe ich mich und will die Teller in das Spülbecken legen.
„Schatz. Lass nur. Ich mach das schon.", mischt sich Mom ein.
„Ist doch nicht schlimm.", wende ich ein, aber sie hat bereits alles von mir genommen, sodass mir keine andere Wahl bleibt, als ihr das Feld zu überlassen. Also gehe ich seufzend wieder aus der Küche. Oben in meinem Zimmer schließe ich die Türe. An dieser lasse ich mich mit geschlossenen Augen auf den Boden gleiten. So bleibe ich für eine Weile sitzen. Immer das gleiche Theater. Sobald Vater wieder da ist, kommandiert er Mom rum, als wäre sie seine Sklavin, nicht seine Frau. Aber Mom verstehe ich auch nicht. Sie bleibt einfach bei ihm, obwohl sie weiß, was für ein Arsch er ist. Ich wünsche mir einfach nur, dass sie ihn verlässt. Doch irgendwie scheint das noch ziemlich weit weg zu sein, damit sie es überhaupt in Erwägung zieht.
Mit tiefen Atemzügen schaffe ich es, meinen vor Wut zitternden Körper wieder zu beruhigen. Kurzerhand nehme ich mein Handy vom Tisch und entsperre es. Wie von selbst finden meine Finger die eine Nummer, die mir jetzt helfen kann.
„Mike?" Adelas Stimme dringt aus dem Hörer zu mir durch. „Geht's dir gut?" Ich glaube, dass sie die Einzige ist, bei der die Frage tatsächlich ernst gemeint ist. Ich schließe die Augen, als ich einatme. „Mike?", kommt es etwas leiser aus dem Handy, als ich nicht antworte.
Adela ist die Einzige, die mir jetzt helfen kann. Denn sie weiß, wie es ist, wenn man vor etwas weglaufen möchte. Wenn einen die Gefühle überwältigen. Und mit ihren nächsten Worten beweist sie genau das.
„In zehn Minuten bei mir?"
Ich muss grinsen, als ich antworte: „Wie immer."
„Wie immer." Ich meine, auch an ihrem Ende ein Grinsen rauszuhören.
Als ich aufgelegt habe, ziehe ich mich um, dann begebe ich mich nach draußen. Die Hitze schlägt mir so brutal ins Gesicht, dass mir sofort der Schweiß ausbricht, obwohl ich noch keinen Meter gelaufen bin. Ich ziehe mir mein Oberteil aus und stecke es mir in den Bund meiner Hose, sodass es locker mit jedem Schritt baumelt.
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Not me. Please.
Romance》Band 2《 Charlie fühlt sich wie im goldenen Käfig. Ihr einziger Wunsch ist es, endlich frei zu sein, doch ihr Vater sowie ihr Bruder Ryder halten sie noch hier. Und Gott bewahre jemand findet den Grund dafür heraus. Alles läuft nach Plan, bis sie Mi...