Kapitel 31

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Mike

Zum Glück habe ich darauf bestanden, alleine hierherzufahren, sodass ich jetzt kein Problem habe, Charlie zu mir zu bringen.

Ich dirigiere sie nach draußen an die frische Luft. Es wäre definitiv besser, wenn wir zu Fuß gehen würden, damit sie ein bisschen nüchterner wird, jedoch ist die Strecke dafür viel zu lang. Also trete ich mit Charlie im Arm aus dem Haus raus und sauge die Luft ein, die um einiges frischer ist, als die drinnen. Nach einiger Zeit habe ich einfach den Gestank nach Alkohol und die stickige Luft verdrängt, sodass ich es vergessen habe. Jetzt wird mir allerdings bewusst, wie schlecht die Luft da wirklich war.

Charlie wankt in meinen Armen. Ich halte sie fester, jedoch liegt es anscheinend nicht am Alkohol, dass sie nicht gehen kann. Ein Blick in ihr vor Enttäuschung leeres Gesicht genügt, um die Ursache zu erfahren.

„Charlie?", spreche ich sie sanft an und greife nach ihrem Kinn, dass sie mich ansieht. Ihre Augen sind gerötet. Wahrscheinlich vom Alkohol und den zurückgehaltenen Tränen. Ich kenne sie nun einige Monate und die Male, in denen sie geweint hat, kann ich an einer Hand abzählen.

„Wird's denn gehen?" Ich bleibe stehen, da wir an meinem Auto angekommen sind. Ich lehne sie mit dem Rücken an dieses, damit ich sie ansehen kann.

Hart schluckt sie, bevor sie ihr Kinn reckt und nickt. „Ja.", schafft sie sogar zu erwidern. „Ich bin ok, Mike." Sie versucht sich an einem Lächeln, doch ich kaufe es ihr keine Sekunde ab.

Stattdessen fahre ich mit meinen Daumen ihre Wangen nach, was sie scharf die Luft einsaugen lässt. „Du musst vor mir nicht lächeln, wenn dir nicht danach ist, Kitty.", wispere ich. Unbewusst bin ich ihr näher gekommen, doch ich halte mich noch im selben Moment zurück, als ich das merke. Sie zieht die Unterlippe ein. Zwar sagt sie, sie sei ok, jedoch sehe ich den Schmerz in ihren Augen. Tyler hat sie sehr verletzt. Nicht nur mit dem Betrug, sondern auch mit den Lügen, die er ihr an jenem Abend aufgetischt hat. Ich denke nicht nach, sondern handele instinktiv. Ich schließe sie in meine Arme.

Erst wirkt sie überrascht, klammert sich dann aber an mich und vergräbt ihr Gesicht an meiner Brust.

Ich habe keine Ahnung, wie lange wir hier so dastehen. Mit Charlie in meinem Arm vergesse ich so etwas wie Zeit. Die Autos fahren an uns vorbei, Leute passieren uns, ohne uns Beachtung zu schenken. Die Häuser um uns herum sind sehr nobel und pompös. Fast so wie Charlies Haus, nur dass ihres weniger... reich wirkt. Ich inhaliere ihren Duft, fahre mit meinen Fingern ihren Nacken rauf und runter. Charlie in meinen Armen rührt sich nicht. Kein Schluchzen oder Beben der Schulter. Sie atmet ruhig, nur ihr Klammergriff verrät sie. Sie hat sich förmlich in mein Shirt gekrallt. So stehe ich da, bis sie die erste ist, die sich von mir löst.

„Danke.", flüstert sie. Fast hätte ich sie auf Grund der Autos, die an uns vorbeirasen, nicht verstanden, so leise ist sie. Aufrichtigkeit liegt in ihrem Blick. Auch jetzt kein einziges Anzeichen, dass sie zusammenbrechen würde. Ihre Augen gleiten runter zu meiner Brust. Ein Schmunzeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. „Ich habe dein Shirt dreckig gemacht."

„Ist egal. Komm." Mit meiner Hand an ihrem unteren Rücken öffne ich die Beifahrerseite. Als sie sich jedoch hineinsetzen will, schwankt sie gefährlich. Automatisch greife ich ihre Hüften. Ich stütze sie, während sie sich hinsetzt und ich anschließend die Türe schließe.

***

Das Brutzeln der Eier auf der Pfanne ist das einzige Geräusch, was in der Küche zu hören ist. Während ich mit dem Pfannenwender die Eier in Rührei verwandele, wandern meine Gedanken zu gestern Abend. Charlie war völlig fertig, hat sich jedoch stark zusammengerissen, wofür ich sie unglaublich bewundere.

Not me. Please.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt