Charlie
„Ryder?" Ich flüstere, um die anderen nicht zu wecken, da alle noch schlafen. Nur ich bin schon wieder viel zu früh wach geworden, sodass ich den Strand jetzt allein für mich habe.
„Hey, Charlie.", gähnt mein kleiner Bruder ins Telefon.
„Habe ich dich geweckt?"
„Ach was. Alles ok." Er macht eine kurze Pause. „Es ist eh schon Zeit aufzustehen."
„Na dann. Ich wollte eigentlich nur fragen, wie es bei euch so läuft?" Ich sträube mich vor der Antwort, da ich endlich seit langem wieder gut gelaunt bin. Ich habe mich bis jetzt geweigert, an Greenswood zu denken. An Vater und Ryder. Aber mein schlechtes Gewissen hat mich eingeholt, weswegen ich die freie Zeit nutzen wollte und ihn angerufen habe.
„Soweit alles klar, Charlie. Mach dir keinen Kopf. Außerdem hast du doch gesehen, dass ich relativ gut mit Vater umgehen kann.", erwidert er, während ich meine Fußspitze in den weichen Sand grabe. Er sollte Vater gar nicht erst in so einem Zustand sehen.
Frustriert seufze ich auf. „Ok. Ich bin dann heute Abend wieder bei euch.", informiere ich ihn. Derweilen lasse ich mich auf dem Baumstamm nieder.
„Dann genieß die Stunden noch, Charlie."
„Danke, Ry. Bis dann."
„Bis dann." Wir legen auf. Als ich mein Handy runter nehme, fällt mein Blick auf Alex' Gitarre, die wieder eingepackt neben dem Jungszelt steht.
Angetrieben von einer magnetischen Anziehung trete ich näher ran, bis ich direkt vor der Tasche zum Stehen komme. Ehe ich mich versehe, knie ich schon und öffne diese. Zum Vorschein kommt eine schöne, hellbraune Akustikgitarre. Meine Finger umschließen den Griff, heben sie raus und ich gehe mit ihr zurück zum Stamm, um mich wieder draufzusetzen.
Bevor ich mich stoppen kann, nehmen meine Arme die Position ein, so als hätte ich nicht seit 5 Jahren aufgehört zu spielen.
Meine rechte Hand legt sich auf die Saiten, streicht über diese und erzeugt leise Töne. Das allein reicht schon, um mir Gänsehaut zu bescheren. Angefangen von meinem Nacken geht es weiter über meinen Rücken bis es schließlich bei meinen Zehen ankommt.
Ich zupfe noch ein wenig, bevor meine Finger der linken Hand wie von selbst zu einem Akkord greifen. Diesen spiele ich. Ich wechsle den Akkord.
Plötzlich wird es zu einer Melodie die ich kenne. Heart Attack von Demi Lovato. Ich greife immer wieder um, als wäre es nichts. Mein Körper scheint genau zu wissen, was er tut. Automatisch bewegen sich meine Finger über die Saiten.
Mit der Zeit werde ich schneller. Es hat langsam als Akustikversion angefangen, doch nun hat es den rockigen Ton des Liedes angenommen.
Die Klänge umhüllen mich, wiegen mich in einer sicheren Blase hin und her. Für den Moment gibt es nichts außer mir und der Musik. Irgendwann verliere ich mich in dem Song. Ich habe alles ausgeblendet. Meine Augen sind geschlossen, meine Arme bewegen sich wie von selbst auf den Saiten rauf und runter. Den Wechsel der Akkorde beherrsche ich nach wie vor spielerisch.
So spiele ich weiter, bis das Lied zu Ende geht. Doch kurz vor dem Finish fällt mir noch ein Song ein, den ich mag.
Also wechsele ich auch hier mit Leichtigkeit von dem letzten Akkord von Demi zum ersten von Perfect von Ed Sheeran.
Ich öffne meine Augen wieder, jedoch setzt mein Herz einen Schlag aus, als ich die Person mir gegenüber sehe. Mike. Er wirkt hell wach, obwohl seine sonst so gestylten Haare vom Schlaf zerzaust sind. Seine hellen Augen lächeln mich freundlich an, während ich weiter spiele. Aufmerksam hört er fasziniert zu, die Arme auf den Knien abgestützt, die Hände ineinander verschränkt.
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Not me. Please.
Romance》Band 2《 Charlie fühlt sich wie im goldenen Käfig. Ihr einziger Wunsch ist es, endlich frei zu sein, doch ihr Vater sowie ihr Bruder Ryder halten sie noch hier. Und Gott bewahre jemand findet den Grund dafür heraus. Alles läuft nach Plan, bis sie Mi...