Mike
Oben angekommen nehme ich mir sogleich den Verbandskasten raus, der im Schrank verstaut ist. Ich lasse mich auf den Klodeckel plumpsen, woraufhin Adela keine Minute später ins Badezimmer rauscht.
„Gib her.", befiehlt sie mir mit ausgestrecktem Arm. Ich händige ihr den inzwischen leicht verfärbten Lappen aus, welchen sie sofort ins Waschbecken tunkt, in welches sie Wasser hat laufen lassen. Keiner von uns beiden sagt ein Wort. Schweigend tupft sie mir das Knie sauber, wobei sie jeden Blick in meine Augen meidet.
„Zum Glück ist es nur eine Schürfwunde.", sagt sie nach geraumer Zeit des Schweigens. „Muss nur noch desinfiziert werden." Schief grinst sie mich an, bevor sie den Lappen erneut ins Waschbecken taucht, woraufhin sich das Wasser rötlich färbt.
„Magst du mir immer noch nicht sagen, was du mir sagen willst?" Grinsend sehe ich sie an.
Adela beißt sich auf die Unterlippe, bevor sie tief einatmet. Gleichzeitig sprüht sie das Mittelchen auf mein Knie, weswegen ich leicht zusammenzucke, da es doch etwas brennt. „Naja.", beginnt sie, doch scheinbar muss ich ihr alles aus der Nase ziehen.
„Du kannst mit mir reden. Das weißt du, oder?" Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich sie an.
„Charlie.", gibt sie mir ein Stichwort. Augenblicklich bin ich wieder nach gestern zurückgebeamt worden. Ihr Duft schwebt mir in der Nase. Ihre Augen tauchen vor mir auf.
„Was ist mit ihr?", stelle ich mich auf unwissend.
Wieder meinen Blick meidend tupft sie das Mittel ein, bevor sie mein Knie mit einem Verband umwickelt.
„Was ist da zwischen euch?", will sie wissen. Doch nun sieht sie mich eindringlich an. Sie durchbohrt mich regelrecht mit ihrem Blick, als würde sie jeden Moment dazu bereit sein, meine Worte Lüge zu strafen.
Ich lache auf. „Nichts ist da. Was soll denn sein?" Ich lehne mich mit dem Rücken an die Wand hinter mir und verschränke die Arme vor der Brust. „Wir sind nur Freunde.", gebe ich von mir, wobei diese Worte wie Galle schmecken.
Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht Adela mich von oben herab an.
Meine Mundwinkel verziehen sich zu einem Grinsen. Auch ich ziehe eine Braue in die Höhe. Mit meinen Armen stütze ich mich auf meinen Oberschenkeln ab, dann sage ich: „Was, wenn da was wäre?" Diese Worte kommen so unüberlegt aus meinem Mund, dass ich es augenblicklich bereue, sie je gedacht, geschweige denn ausgesprochen zu haben.
Adelas Blick wird erfreuter. Und da weiß ich, ich komme nicht mehr raus. „Ist da denn was?", hackt sie aufgeregt nach. Seit sie mitbekommen hat, dass ich Gefühle für Mijou habe, drängt sie mich dazu, ihr diese zu verraten. Doch ich weigere mich vehement. Und ich bleibe dabei.
„Nein, Kleine. Nichts." Kopfschütteln meinerseits. „Freunde.", flüstere ich eher für mich selber, als sie sich etwas enttäuscht umdreht und weiter den Lappen auswäscht. Doch wenn es so besser ist, wieso sticht es dann so in der Brust?
„Leben hier drinnen alle noch?" Jayden steckt den Kopf durch die Türe ins Zimmer rein. „Ah. Gut. Keine Toten." Adela lacht kurz auf. „Wie läuft es? Sieht sehr ordentlich verpackt aus."
„Wir haben halt eine echte Ärztin unter uns.", scherze ich auf Adela deutend, die aber zuckt nur mit den Schultern und winkt ab.
„Ach was. Das hätte jedes Baby hinbekommen."
„Trotzdem toll gemacht.", muss ich nun auch feststellen, als ich mir ihr Werk anschaue.
Jayden zieht Adela an sich. Scheint, als könnte er echt nicht mehr die Finger von ihr lassen. Als hätte er Angst, sie könnte verschwinden, wobei ich das bezweifle, da es sie echt schwer erwischt hat. Oder aber er kann sein Glück nicht fassen. Aber eins steht fest. Er muss sie berühren, wo auch immer sie sind. Und seit sie ihn kennengelernt hat, sind die goldenen Sprenkel auch wieder da, wofür ich Jayden echt dankbar bin. Sie so leblos zu sehen hat mir echt Angst gemacht.
DU LIEST GERADE
Not me. Please.
Romance》Band 2《 Charlie fühlt sich wie im goldenen Käfig. Ihr einziger Wunsch ist es, endlich frei zu sein, doch ihr Vater sowie ihr Bruder Ryder halten sie noch hier. Und Gott bewahre jemand findet den Grund dafür heraus. Alles läuft nach Plan, bis sie Mi...