Kapitel 15

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Charlie

„Charlie?", spricht Mike mich an, wobei er mich an meiner nackten Schulter anfasst. Ich spüre seine Präsenz viel zu deutlich.

„Hm?", mache ich abwesend, während ich weiterhin den Lappen auswasche, da sich das Wasser nach wie vor rötlich verfärbt.

Mike lehnt sich mit seiner schmalen Hüfte an das Waschbecken und verschränkt die Arme vor seiner Brust. „Geht es dir wirklich gut?" Ich mache mit meiner Arbeit weiter, damit ich ihm nicht in die Augen schauen muss. Doch er berührt sachte meinen Ellenbogen, weswegen ich innehalte. Dennoch weigere ich mich, ihn anzusehen, weil ich weiß, dass er dann alles sehen kann, was ich im Moment empfinde. Diese Entwicklung könnte schwere Folgen für alle Beteiligten haben. „Bitte sieh mich an.", bittet er im Flüsterton.

Ich leiste seiner Anweisung folge. Es scheint, als hätte er vollständige Kontrolle über meinen Körper erlangt. Seine Hand wandert rauf zu meinem Kinn, unter welches er seine Finger legt, damit ich meinen Kopf nicht mehr senken kann. Ich weiß nicht, ob er das bewusst macht oder nicht, aber ich spüre ganz deutlich, wie sein Daumen Kreise auf meiner Haut zeichnet.

„Mike.", flüstere ich, da ich meiner Stimme noch nicht traue. Die Versuchung, mein Gesicht erneut in seine Handfläche zu schmiegen, ist verdammt groß. Aber ich entziehe mich der Berührung nicht. Nicht mehr. Ich fasse stattdessen sein Handgelenk, aber nicht, um es runterzudrücken, sondern um seinen Handrücken ebenfalls zu streicheln.

„Es geht mir gut." Ich riskiere es, ihn direkt anzuschauen.

Es dauert eine Weile, bis mir klar wird, dass das tatsächlich der Wahrheit entspricht. Gerade geht es mir nämlich super. Erneut sind unsere Blicke auf die jeweils anderen Lippen geheftet, was mich schlucken lässt.

Und auf einmal befinde ich mich in seinen starken Armen, die er um mich schlingt, als wollte er mich vor jedem und allem beschützen. Ich fühle mich so geborgen, dass ich die Überraschung schnell vergesse und mich der Berührung hingebe. Sie ist so wohltuend. Das, was ich brauche. Ich atme seinen Duft ein, den ich in alle Ewigkeit nicht vergessen werde. Wie das erste Mal schon riecht er nach Frische und Minze. Sein Parfüm kann ich nur als Mike beschreiben.

Ich seufze, schließe meine Augen und lasse mich für diesen einen Moment tragen. Ein einziges Mal. Einmal muss ich mich nicht um irgendetwas sorgen, da ich weiß, Mike würde es von mir fernhalten, so wie er mich mit seinen Armen umschlossen hat.

Und dann ist der Moment vorbei. Widerwillig löse ich mich von ihm, meine Hände dennoch auf seinen Seiten, seine auf meiner Taille. Wir sehen uns an. Niemand sagt was. Wir genießen die Stille um uns herum.

„Die Flecken wirst du nicht mehr los, Mickey Maus.", sage ich, um die Spannung loszuwerden, die klar in der Luft hängt. Man bräuchte nicht einmal Elektrizität, um die Glühbirnen anzumachen. Ich deute auf seine breite Brust, auf der die roten Flecken bereits eingetrocknet sind. Ebenso finden sich dort schwarze Mascara Reste.

Perplex sieht Mike an sich hinunter. Er lacht auf, als er versteht, was ich meine. Mit einem breiten Grinsen erwidert er: „Ach was. Mach dir darüber keine Sorgen, Kitty Kat." Ich bin ungemein erleichtert, als er meinen Kosenamen benutzt, da mir das sagt, dass wir wieder nicht ernst sind. Nach einer wegwerfenden Bewegung ergänzt er: „Außerdem bist du im Moment ungebunden. Und nur Mädchen ohne Freund dürfen mein Shirt vollschmieren."

Angesichts des Spruchs pruste ich lautstark los.

Kaum habe ich mich einigermaßen beruhigt, legt Mike beide Hände an mein Gesicht, umrahmt es, und sagt: „So gefällst du mir besser." Mit beiden Daumen wischt er mir meine Lachtränen weg. „Weinen wegen zu viel Lachen. Nicht wegen Schmerz." Ach du Scheiße! Jetzt kommt jede Hilfe zu spät für mich. Ich falle. Schnell und hart.

Not me. Please.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt