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ELAIA MORETTI

Ich renne schon durch die Menschenmenge und werfe immer mal wieder einen Blick nach hinten, in der Angst einer meiner Brüder zu entdecken. Ich quetsche mich durch die ganzen Menschen und mache mir auch nicht die Mühe freundlich zu sein, also um es noch genauer zu sagen.

Es tut mir leid an alle, die zur Seite gerempelt werden und meinen Ellbogen in die Rippen oder sonst wo hinbekommen.

Ich renne schon regelrecht weiter und halte mich eher am Rand, bis ich plötzlich gegen jemanden krache und nur blonde Haare entdecke, die vor meinem Gesicht rumfliegen.

„Scheiße!" flüstert die Blondine und zieht mich plötzlich mit sich, während sie mich durch eine Hintertür, die nur ein paar Meter neben uns war, zieht und plötzlich mitten im Gang stehen bleibt und sich zu mir umdreht.

Wtf?

»Äh-?« kommt nur überfordert aus mir raus und ich versuche mich aus ihrem Griff zu entziehen, während ich sie noch immer nicht angeschaut habe.

»Shh, nicht jetzt« antwortet sie mir nur flüsternd und hält mir mit einer Hand meinen Mund zu und öffnet mit ihrer anderen Hand meine Haare.
Viel dagegen kann ich nicht tun, weil meine Haare nur mit einer Art Nadel befestigt sind und mit einer Bewegung sich öffnen lassen.

»Warte mal, was soll das?« frage ich sie verwirrt und starre die hübsche Blondine fragend an als sie nur in ihrem Ausschnitt kramt.

Sie hat Platinblonde Haare und ihre Augen wirken in diesem dunklen Gang wie ein dunkles blau. Die leichten hellen Lichter der Boxhalle dringen in einem leichtem Licht auf ihr Gesicht und sobald jemand an der Tür vorbei geht, wird es in diesem Zwischenraum der durch eine Hintertür nach draußen führen müsste, stockdunkel.

Bevor ich sie aufhalten kann, drückt sie mir ihren roten Lippenstift, den sie aus ihrem Ausschnitt gegraben hat, auf die Lippen und versucht genauso konzentriert meine Lippen in der gleichen Farbe wie ihre zu schminken.

Ich möchte schon meinen Mund öffnen, aber sie schüttelt nur ihren Kopf und das Licht flackert immer leicht in diesem kleinen Raum, sodass ich sie nur in kurzen Augenblicken entdecken kann.

Was zur Hölle, passiert hier gerade?

»Gleich« flüstert sie nur als Antwort und mustert kurz meine Klamotten, während sie  dabei kurz nachdenklich auf ihre herunter schaut.

»Wir müssen tauschen!« sagt sie plötzlich bestimmt und öffnet schon den Knopf ihrer schwarzen Jeans, während ich sie nur wie als ob sie verrückt ist, anstarre.

»Was? Nein, bist du bescheuert?« frage ich sie und entferne mich endlich ein paar Schritte von ihr, weil ich eben wohl nicht in der lage dazu war. Sie schaut mich daraufhin nur überfordert an und scheint nicht mit Widerspruch meinerseits gerechnet zu haben.

Aber was genau hat sie erwartet?

Sie zieht mich zuerst in diesen dunklen Zwischenraum raus aus der gefüllten Halle und macht mir ihren Lippenstift auf die Lippen. Dazu habe ich eigentlich größere Probleme denn ich habe die glorreiche Mission vor meiner Familie zu flüchten, weil ich ziemlichen mist gebaut habe und die Aktion mit dem Mittelfinger mitten im Boxring war auch nicht meine klügste Entscheidung... sagen wir mal so.

SolecitoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt