Solecito

•22•

ELAIA MORETTI

»Eure kleine Schwester?« fragt dieser Typ, dessen Name ich schon komplett vergessen habe nach und starrt mich mit großen Augen an.

»Ja, unsere kleine Schwester. Nur Eros große Schwester« antwortet ihm Ale, wie als ob er es einem kleinen Kind erklären möchte.

Alessandro. Nicht Ale.

»Ich bin älter als Eros?« frage ich plötzlich nach, weil mir Alessandro Worte in den Kopf dringen und mir auffällt, was er gesagt hat. Sie alle schauen mich daraufhin an und ich ziehe nur eine fragenden Miene, während sie sich wohl nicht entscheiden können, wer von ihnen jetzt antwortet.

»Bekomme ich noch eine Antwort?« frage ich nach ein paar Minuten irritiert, als eine unangenehme Stille in dem Raum entstanden ist und schaue auf meine rechte Seite, auf der Eros ziemlich dicht an mir sitzt, aber irgendwie macht es mir nichts aus, dass er so nahe bei mir ist.

Er sitzt mit ausgestreckten Beinen auf der Couch und seine eine Hand liegt auf der Lehne hinter mir und mein Rücken berührt diese leicht. Er starrt nur nachdenklich nach vorne und scheint von dem gerade kaum etwas mit zu bekommen.

»Um vier Minuten. Du bist vier Minuten älter als Eros« antwortet mir Lorenzo endlich und ich schaue ihn wieder an, jedoch lässt er seinen Blick zwischen mir und Eros hin und her wandern, was Eros wohl nun auch aufzufallen scheint, den er schaut seinen Bruder fragend an.

Gerade als Lorenzo ihm eine Antwort geben möchte, steht der Fremde auf und hält seine Hand auf seinen knurrenden Bauch.

»Es ist hier gerade wirklich schön eure kleine-große Schwester kennenzulernen und so, aber nehmt es mir nicht übel, ich habe Hunger. Also können wir essen?« fragt er und lehnt sich an den Türrahmen, während er uns ernst mustert und in Richtung des riesigen Speisesaals deutet.

»Ach und tut mir wirklich leid, Elaia. Aber wir können das Gespräch ja weiter führen, nachdem wir gegessen haben oder auch eben nicht, mir egal!« sagt der Fremde noch in meine Richtung und betont das nachdem besonders, während er mich entschuldigend anlächelt.

»Dein Ernst, Wyatt?« fragt Matteo, der sich nun auch mal in das Gespräch einbringt, nachdem er es die ganze Zeit still verfolgt hat.

Achso, stimmt er heißt Wyatt. Das wusste ich natürlich.

»Essen geht eben vor« antworte ich ihm nur schulterzuckend und stehe ebenfalls auf, während ich an ihm vorbei in das Esszimmer laufe und dort schon auf Kyros und Da- Giovanni treffe.

»Elaia!« begrüßt mich auch schon sofort Giovannis Stimme und ich lächele nur zaghaft, während ich Kyros, wie immer eben, zu nicke.

Er deutet nur ein Nicken an, aber dreht sein Kopf so, dass man es nur bei genauem hinsehen erkennen kann. Die letzten fünf Tage mit ihm waren ziemlich entspannt, weil man seine Gesellschaft im Gegenzug zu Vito gut ertragen kann.

Auch wenn ich beide nicht unbedingt mag, sind sie akzeptabel und vielleicht habe ich mich auch etwas dran gewöhnt und finde es garnicht mehr so schlimm.

»Du trainierst nur noch bis zum Ende der Woche mit Kyros und Vito und dann nehmen wir dich mal mit. Mal schauen ob es dir gefällt« spricht mich plötzlich Giovanni an und ich schaue verschreckt aus meinem Gedanken nach oben, weil ich die ganze Zeit konzentriert die Tischplatte angestarrt habe.