Kapitel 13

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Gekündigt. Ich wurde also einfach so gekündigt.

Da lag ich nun, in meinem Bett und starrte die Decke an. Ich konnte es immer noch nicht fassen.

Mittlerweile waren zwei Tage vergangen. Ich hatte gestern im Kindergarten vorbeigeschaut, um meine Sachen zu holen und mich von den Kindern zu verabschieden.

Mit Valentina würde ich zwar immer noch Kontakt halten, da wir uns sowieso häufig sahen, aber die Arbeit mit ihr würde mir fehlen.

Der Abschied war wie eine Trennung für mich. Das letzte Mal habe ich mich so gefühlt, als ich von meinem Ex-Arsch betrogen worden bin. Und jetzt liege ich hier auf meinem Bett und bin arbeitslos.

Leider musste ich mich bereits um neue Arbeitsstellen bewerben, denn meine Miete würde sich nicht von alleine zahlen. Allerdings saß der Schmerz noch tief. Ich liebte die Kinder, meine Arbeit, das Personal und alles an diesen Job. Nur wurde mir das, was ich mir mühsam in Jahren hart aufgebaut habe, innerhalb eines Bruchteils genommen und ich verstand die Gründe dafür immer noch nicht. Mir wurde nur gesagt, es würde an den Kosten liegen und es hat leider mich getroffen. Mit dieser Aussage müsste ich jetzt wohl leben.

Ich rollte mich wie ein Baby in meine Decke ein. Tränen kamen schon lange keine mehr, dafür besorgte ich mir reichlich Eiscreme. Liebeskummer eben, aber ich hätte nie gedacht, dass ich diesen mal in Bezug auf meine Arbeit empfinden würde.

Es war doch nur ein Job, ich meine es ist niemand gestorben oder so. Aber trotzdem spürte ich in mir diese Leere und Traurigkeit.

Mein Handydisplay leuchtete auf und ich sah, dass Leano mich gerade anrief. Ich hatte allerdings gerade gar keine Nerven dazu, auch weil ich immer noch keinerlei Erinnerungen an den Abend mit ihm hatte. Weswegen ich mich dazu entschied ihn zu ignorieren. Er versuchte es noch Weitere zweimal, bis er anscheinend aufgab. Ich konnte ihm sowieso nicht weiterhelfen. Adelia würde einer anderen Gruppe zugeteilt werden und ich könnte rein gar nichts daran ändern.

Warum hatte ich seine Nummer überhaupt noch gespeichert, es ergab keinerlei Sinn. Ich sollte sie womöglich besser löschen.

Vielleicht war auch der Kontakt zu Leano der eigentliche Kündigungsgrund. Hatte uns jemand gesehen und mich als unprofessionell abgestempelt? Kam es mir plötzlich in den Sinn. Ich wusste von Anfang an, es würde ein riesen Fehler sein, gemeinsam mit ihm dorthin zu gehen, allerdings dachte ich, ich könnte etwas Spaß vertragen. Falsch gedacht. Jetzt war ich nicht mal mehr dazu in der Lage Spaß zu empfinden.

Das ganze Nachdenken zerbrach mir den Kopf und ich musste erschöpft gähnen. Wovon war ich überhaupt so müde? Vom Rumliegen und Grübeln? Anscheinend. Da ich sowieso momentan nichts Besseres zu tun hatte und mir mein Schlafrhythmus ja egal sein konnte, entschied ich mich dazu ein wenig zu schlafen. Weswegen ich im nächsten Moment meine Augen schloss und versuchte zu schlafen. Es dauerte eine Ewigkeit, da mir immer wieder neue Gedanken in den Sinn kamen. Irgendwann schaffte ich es allerdings und fand in meinen Schlaf.

___________

Ich wurde vom lauten Klingeln und hämmern, an meiner Tür wach.

„Milena!", rief eine vertraute Stimme, welche ich im ersten Moment nicht zuordnen konnte.

„Milena. Mach jetzt endlich die Tür auf!", rief diese Stimme erneut und mir wurde schlagartig bewusst, dass es Valentina war.

Ich stand also in Windeseile auf und lief verschlafen zur Tür. Als ich diese öffnete, blickte mir Valentina mit ihren wunderschönen moosgrünen Augen entgegen. Ich hatte sie schon immer für diese Farbe beneidet.

„Meine Güte, brauchst du lange.", gab sie unter schwerer Atmung wider. Wie lange stand sie schon hier und versuchte mich wachzubekommen?

„Wie lange stehst du schon vor meiner Tür?", sprach ich die Frage, welche ich mir in Gedanken gerade eben noch gestellt hatte, laut aus.

„Seit 20 Minuten. Was zur Hölle hast du getan? Um Gottes Willen siehst du schrecklich aus, mit deinem ganzen Selbstmitleid."

„Danke dir, ich hab dich auch lieb. Ich habe übrigens bis eben geschlafen.", gab ich ihr auf ihre charmante Aussage zurück.

„Komm erstmal rein. Wer weiß wieviel die Nachbarn schon mitbekommen haben davon.", begrüßte ich sie einladend und trat einen Schritt beiseite, damit sie hineinkommen konnte.

Sie kannte sich in meiner Wohnung bereits aus und wusste genau, wo sie hingehen musste. Gemeinsam liefen wir meinen schmalen Flur entlang und gingen in mein Wohnzimmer. Es war eine Wohn-Ess-Kombination und ich war so stolz darauf, wie dieser Raum eingerichtet war. Auf der rechten Seite befand sich eine riesengroße Couch mit einer Wohnwand und Fernseher. In der Mitte, konnte man sich an die Kücheninsel setzen, welche gleichzeitig als Bar diente. Hinter der Kücheninsel befand sich der Rest der Küche, mit Spüle, Geschirrspüler, Ofen und Kühlschrank. Diese Küche war einfach ein Traum und ich glaubte, fest zu wissen, dass es keine geben würde, welche diese überbieten könnte.

Valentina suchte sich ihren Weg durch den Raum und nahm anschließend auf der Couch platz. Mit ihrer rechten Hand klopfte sie auf das Polster und signalisierte mir, damit ich solle mich hinsetzen. Ich kam ihrer Aufforderung nach.

Wir unterhielten uns eine gefühlte Ewigkeit über alles, was uns in den Sinn kam. Natürlich war meine Kündigung auch ein Thema, aber ich kann nicht in alle Ewigkeit herumschmollen.

Val sah mich plötzlich an und mir war klar, sie hatte gerade einen ihrer grandiosen Einfälle bekommen. Diese waren aber meist nicht so grandios, wie sie zunächst klangen, und endeten meist in einer Katastrophe.

„Was?", fragte ich sie und zog gleichzeitig eine Augenbraue skeptisch hoch.

„Wielange willst du noch hier schmollen? Wir machen uns jetzt fertig und dann fahren wir ins Ciliegia und betrinken uns richtig. Was hältst du davon?", schlug sie vor und war dabei so von ihrer eigenen Idee überzeugt, dass sie bis über beide Ohren grinste.

Das Ciliegia war ein bekannter und beliebter Nachtclub in Neapel. Ich war schon häufig mit Val da, allerdings hatte ich heute keine Lust darauf. Außerdem blieb mir immer noch im Gedächtnis, was das letzte Mal passierte als ich zu viel getrunken hatte. Ich erinnerte mich an nichts. So schnell möchte ich diese Erfahrung nicht wiederholen. Weswegen ich verneinend auf ihre Frage, den Kopf schüttelte.

„Komm schon. Was hast du besseres zu tun? Nichts! Also können wir auch mal wieder so richtig feiern gehen."

Sie versuchte, noch weitere dreißig Minuten mich zu überreden, und hatte Tatsache Erfolg damit.

„Nagut. Du schminkst mich aber!", gab ich ihr augenverdrehend zurück und knickte ihrer Bitte ein.

Was würde das wohl wieder für ein Abend werden?

⭐️⭐️⭐️

Miracle of the Mafia BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt